WEBVTT - https://subtitletools.com 00:00:18.240 --> 00:00:21.640 Im Prinzip die Erblindung meiner Tochter. 00:00:22.540 --> 00:00:27.220 Und dass ich versucht habe, für sie ein ganz normales Leben zu ermöglichen, 00:00:27.680 --> 00:00:31.540 wie es nicht-behinderten Kindern auch möglich ist. 00:00:31.540 --> 00:00:36.680 Und das war am Beginn der 70er Jahre noch nicht selbstverständlich. 00:00:36.680 --> 00:00:41.580 Damals gab es ein sehr eingeschränktes Berufsspektrum für blinde Menschen. 00:00:41.720 --> 00:00:46.840 Es gab keine Integration von blinden Kindern, keine schulische Integration. 00:00:46.840 --> 00:00:53.960 Es gab überhaupt in der Zeit nach 19- nach dem Schulgesetzwerk 1962 00:00:53.960 --> 00:01:01.600 und der Verlagerung der Kinder in Sonderschulen 00:01:01.600 --> 00:01:06.640 Gab's praktisch kaum mehr integrative Schulversuche, 00:01:06.640 --> 00:01:09.420 beziehungsweise Beschulungen, 00:01:09.420 --> 00:01:16.060 Und das wollte ich nicht. Ich wollte meinem Kind ein ganz normales Leben ermöglichen. 00:01:16.320 --> 00:01:22.120 Und ich komme daher mehr oder minder aus der Grassroot-Bewegung der Eltern behinderter Kinder, 00:01:22.380 --> 00:01:28.640 die für die Re-Integration ihrer Kinder ins Schulwesen und damit in die Gesellschaft gekämpft haben. 00:01:29.580 --> 00:01:32.980 Da hat sich ja dann sozusagen in den folgenden Jahrzehnten viel getan. 00:01:32.980 --> 00:01:40.400 Da hat sich sehr viel getan und drum blicke ich auch mit einer gewissen Befriedigung auf diese Arbeit zurück. 00:01:40.840 --> 00:01:45.280 Denn es war bei uns wirklich Basisarbeit, Unterstützung der Eltern. 00:01:45.280 --> 00:01:48.320 Es gab keine Frühförderung, es gab keine Integration. 00:01:49.140 --> 00:01:57.940 Wir haben sozusagen- mein Ziel war dass behinderte Menschen ihre Anliegen selbst im Parlament vertreten können. 00:01:58.600 --> 00:02:02.040 Und eines dieser großen Ziele habe ich 2002 erreicht, 00:02:02.040 --> 00:02:12.040 Da ist Franz-Joseph Huainigg in der ÖVP als erster schwerstbehinderter Abgeordneter eingezogen. 00:02:12.300 --> 00:02:20.420 Es gab davor auch behinderte Menschen, das waren in der Regel Kriegsbehinderte, also Gliedmaßenamputationen. 00:02:20.420 --> 00:02:24.360 Aber es waren relativ wenige. 00:02:24.620 --> 00:02:31.720 Und das war dann sozusagen wirklich ein Durchbruch. DIe Theresia Haidlmayr bei den Grünen. 00:02:32.360 --> 00:02:37.760 Und dann die Helene Jarmer, das war schon ganz wichtig. 00:02:42.660 --> 00:02:49.920 Na es hat eine wesentliche Rolle gespielt, denn das was ich getan habe war politische Basisarbeit, 00:02:50.560 --> 00:02:52.760 war mir aber gar nicht als solches bewusst. 00:02:53.500 --> 00:03:01.040 Und dann hab ich eine Behinderteninformationsstelle im Rahmen des Sozialen Hilfswerks, jetz Wiener Hilfswerks gegründet. 00:03:01.040 --> 00:03:09.360 Auch das war relativ schwierig um schon aktive Politiker oder Politikerinnen zu finden, 00:03:09.360 --> 00:03:10.940 die das unterstützen. 00:03:11.620 --> 00:03:18.400 Da musste ich schon eine gewisse Wut - ein gewisses Wutbürgertum anwenden. 00:03:18.400 --> 00:03:19.920 Ist aber dann gelungen. 00:03:20.260 --> 00:03:26.340 Und letztendlich war es dann der Erhard Busek, der gesagt hat: 'Frauen wie Sie würden wir eigentlich in der Politik brauchen. 00:03:26.420 --> 00:03:30.600 Wollen Sie nicht für den Gemeinderat kandidieren?' Es war sehr entscheidend, ja. 00:03:30.800 --> 00:03:34.840 Und ich bin auch fast parallel dazu darauf gekommen, 00:03:35.160 --> 00:03:40.620 so in den späten 70er, Beginn der 80er Jahre, über Sonnenberg Seminare, 00:03:41.240 --> 00:03:45.680 da war dann zufällig eines dabei über Gleichstellung von Frauen. 00:03:46.320 --> 00:03:49.680 Und das hat mir so die Augen geöffnet, 00:03:50.080 --> 00:03:58.020 dass die Diskriminierung gegenüber behinderten Menschen sehr ähnlich der Diskriminierung gegenüber Frauen ist. 00:03:58.020 --> 00:04:02.620 Dass da gar nicht sehr viel Unterschied ist. Die Mechanismen sind die selben, 00:04:02.620 --> 00:04:07.340 und die Argumente sind manchmal die selben, es ist unglaublich. 00:04:07.340 --> 00:04:09.840 Und das hat mich dann auch sehr Frauenbewusst gemacht, 00:04:14.600 --> 00:04:17.100 Ja sicher, wie jede andere Frau auch. 00:04:17.280 --> 00:04:19.900 Frauen werden mit zweierlei Maß gemessen. 00:04:20.140 --> 00:04:28.020 Was bei einem Mann sozusagen bestimmt und strategisch ist, 00:04:28.020 --> 00:04:31.240 ist bei einer Frau hysterisch und unkontrolliert - 00:04:31.460 --> 00:04:36.820 in den Vorurteilen vieler Menschen. Nicht allen, würde ich sagen. 00:04:37.140 --> 00:04:44.300 Und für einen Mann ist in den männlich geprägten Strukturen der Politik 00:04:44.660 --> 00:04:51.180 dieser letzten- der parlamentarischen Demokratie, in der ja anfangs nur Männer saßen, 00:04:53.100 --> 00:05:00.220 ist ein politisches Engagement sozusagen etwas positives, 00:05:00.220 --> 00:05:03.740 wird auch in der Gesellschaft als positiv wahrgenommen, 00:05:04.180 --> 00:05:06.900 weil er ja etwas für die Gemeinschaft tut. 00:05:07.720 --> 00:05:12.340 Umgekehrt, wenn eine Frau sich politisch engagiert, 00:05:12.700 --> 00:05:16.960 ist meist das allererste Argument: 'Warum tut sie das?' 00:05:17.300 --> 00:05:19.580 'Will sie sich wichtig machen?' 00:05:19.940 --> 00:05:24.480 'Hat sie nicht genug zu Haus zu tun?' 00:05:24.740 --> 00:05:28.080 'Hat sie keinen Mann gefunden?' 00:05:28.360 --> 00:05:34.320 'Und wenn sie einen Mann gefunden hat, ist das dem Mann überhaupt recht, dass sie das tut?' 00:05:34.320 --> 00:05:36.120 'Und was sagt denn der Mann dazu?' 00:05:36.120 --> 00:05:41.180 Als ob man Politikerfrauen je gefragt hätte, was sie dazu sagt, wenn der Mann Politiker wird. 00:05:42.020 --> 00:05:44.600 Und wenn sie Kinder hat dann- 00:05:44.600 --> 00:05:48.060 Wenn sie keine Kinder hat kann sie ja nicht mitreden und hat keine Ahnung, 00:05:48.060 --> 00:05:51.620 Und wenn sie Kinder hat ist sie auf jeden Fall mal eine Rabenmutter, 00:05:51.620 --> 00:05:55.940 weil das kann sich nicht ausgehen, noch dazu wenn sie vielleicht berufstätig ist, 00:05:56.140 --> 00:05:59.200 und sich noch politisch engagiert und bei diesen Sitzungen ist. 00:05:59.200 --> 00:06:01.600 Also die Vorurteile, die kommen. 00:06:02.220 --> 00:06:11.360 Und sie sind auch in einem hohen Maße eine Hürde, die viele Frauen gar nicht überspringen wollen. 00:06:11.720 --> 00:06:16.840 Weil sie kommen nicht von irgendjemandem, sie kommen aus dem unmittelbaren Lebensumfeld. 00:06:17.040 --> 00:06:20.500 Das heißt aus der eigenen Familie, von der eigenen Mutter, 00:06:20.740 --> 00:06:25.160 von der eigenen Schwiegermutter, von den eigenen Schwestern, 00:06:25.240 --> 00:06:30.220 vom Ehemann, vom Umfeld, von den Freundinnen. 00:06:30.540 --> 00:06:36.080 Dann gibts natürlich auch Eifersucht, die gibts ja bei Männern auch, aber Männer leben sie anders aus. 00:06:36.660 --> 00:06:44.640 Und gerade im ländlichen Raum ist das immer noch ein ganz ganz wichtiges Kriterium, 00:06:44.640 --> 00:06:48.080 warum Frauen sich überhaupt nicht politisch engagieren möchten, 00:06:48.080 --> 00:06:52.200 die sowohl das Talent dazu hätten als auch die Möglichkeit hätten, 00:06:52.820 --> 00:06:59.220 und wirklich gute Politikerinnen wären, weit bessere als so mancher Mann im Gemeinderat. 00:07:03.700 --> 00:07:09.540 Oberste Priorität ist nach wie vor die gerechte Aufteilung der Familienarbeit, 00:07:09.540 --> 00:07:12.400 der nicht bezahlten Familienarbeit, 00:07:12.480 --> 00:07:18.080 die besonders im ländlichen Raum in einem hohen Maße noch von Frauen getragen wird. 00:07:18.160 --> 00:07:19.820 Was auch selbstverständlich ist, 00:07:20.180 --> 00:07:25.180 Während im Städtischen Raum hier schon eine neue Generation von Männern 00:07:26.700 --> 00:07:39.780 heranwächst und zu finden ist, die bereit sind auch wirklich ihren Anteil an der Elternschaft und ihren Anteil an der notwendigen Hausarbeit zu leisten. 00:07:41.220 --> 00:07:42.840 Und das kostet Zeit. 00:07:43.140 --> 00:07:46.620 Und im ländlichen Raum wahrscheinlich mehr Zeit als in der Stadt weil 00:07:46.620 --> 00:07:52.200 um einkaufen zu gehen müssen sie wahrscheinlich etwas weiter fahren als in der Stadt. 00:07:52.440 --> 00:07:57.420 Kindergärten sind nicht im gleichen Ausmaß überall vorhanden, 00:07:57.420 --> 00:08:01.880 nicht in der gleichen zeitlichen Verfügbarkeit. 00:08:02.220 --> 00:08:04.860 Und das ist schon eine Belastung. 00:08:05.480 --> 00:08:12.080 Und daher versteh ich, wenn manche Frauen sagen, 'Ja, das mache ich vielleicht eine gewisse Zeit und dann nicht mehr.' 00:08:12.320 --> 00:08:17.080 Und danach gegebenenfalls Anfeindungen aus der unmittelbaren Umgebung. 00:08:17.080 --> 00:08:19.320 Das ist wirklich noch so. 00:08:19.880 --> 00:08:23.040 Und da werden Frauen viel kritischer gemessen als Männer. 00:08:23.040 --> 00:08:28.900 Uns ist bei der Recherche zum Beispiel der Fall untergekommen von der Voralbergerin Carmen Willi, die...- 00:08:28.900 --> 00:08:33.640 ... vier Kinder hatte. Und der Mann der es dann geworden ist hat auch vier Kinder gehabt. 00:08:34.000 --> 00:08:34.800 Das war sehr typisch. 00:08:34.820 --> 00:08:40.140 Hat aber sehr ordentlich der Fernsehmoderator dann gesagt in der ZIB 2: 00:08:40.300 --> 00:08:45.500 'Und der Herr Dr. Sowieso ist jetzt ihr Nachfolger und der hat auch vier Kinder.' 00:08:46.740 --> 00:08:51.380 Aber er hat zu Hause eine Frau die ihm die ganze Arbeit abnimmt. 00:08:52.380 --> 00:08:57.540 Und Männer, die in der Politik sind, haben, wenn sie Glück haben eine Frau, 00:08:57.540 --> 00:09:03.840 die ihnen zu Hause den Anzug, die Krawatte, die Socken, das gebügelte Hemd und die geputzten Schuhe hinstellt. 00:09:03.840 --> 00:09:06.300 Ich hätte mir gewünscht ich hätte so etwas gehabt. 00:09:06.800 --> 00:09:09.020 Ich hab- ich kaufs mir jetzt halt zu. 00:09:09.380 --> 00:09:18.080 Aber auch nicht immer ganz einfach, weil es ist auch ganz schwierig, jemanden zu bekommen, der vertrauensvoll auf einen Haushalt schaut. 00:09:23.300 --> 00:09:30.240 Es hat sich Gott sei Dank etwas verändert. Die Menschen sind bewusster geworden. 00:09:30.940 --> 00:09:36.600 Wobei nicht unlängst eine Studie sehr irritiert hat, 00:09:36.920 --> 00:09:44.080 dass z.B. eine Umfrage unter Kindern, Schulkindern so zwischen 12 und 18 00:09:44.560 --> 00:09:51.760 ergeben hat, dass die keine Ahnung von Frauenpolitik hatten, nie etwas gehört haben, nicht gewusst haben, worum es da eigentlich geht. 00:09:52.760 --> 00:09:58.020 Da ist schon ein gewisser Nachholbedarf wieder vorhanden, notwendig. 00:09:58.520 --> 00:10:02.520 Weil wir ja noch weit weg von jeder fairen Gleichstellung sind. 00:10:03.520 --> 00:10:06.280 Aber es hat sich verändert, das Bewusstsein. 00:10:06.300 --> 00:10:18.740 Und es würde sich zum Beispiel niemand mehr heute Sachen sagen trauen, die vor 20, 30 Jahren noch völlig ungeahndet geblieben sind. 00:10:19.160 --> 00:10:22.640 Also zum Beispiel die Aktion in Tirol, 00:10:23.080 --> 00:10:32.920 vor kurzem, wo der sozialdemokratische Abgeordnete eine sexistische Bemerkung gemacht hat in seiner Rede, 00:10:33.300 --> 00:10:40.500 die zumindest- die leider nicht zu Konsequenzen geführt hat, aber zumindest zu einer Konsequenz, dass er da nicht mehr im Bundesvorstand ist. 00:10:41.140 --> 00:10:43.860 Aber er ist nach wie vor Politiker. 00:10:45.300 --> 00:10:52.300 Dass hier solche Sachen nicht mehr ungeahndet durchgehen, öffentlich zumindest nicht mehr. 00:10:57.140 --> 00:10:59.860 Der Aufschrei ist einmal sichtbar geworden. 00:10:59.860 --> 00:11:02.880 Auch das ist wichtig, weil das ist ein erster und wichtiger Schritt, 00:11:03.320 --> 00:11:05.220 der doch zu einem Umdenken führt. 00:11:05.440 --> 00:11:13.440 Und der doch zumindest in einer Schicht, die in der Öffentlichkeit steht, dann nicht mehr akzeptabel ist, 00:11:13.920 --> 00:11:22.640 Und wenn das dann auch nicht mehr geht, werden sich's auch viele junge überlegen, ob sie dann in diese Richtung denken oder nicht denken. 00:11:22.740 --> 00:11:26.260 Ob das dann schick ist, wenn ich ein Macho-Gehabe anlege, 00:11:26.260 --> 00:11:29.600 ob das so witzig ist, wenn ich damit komme. 00:11:29.600 --> 00:11:34.800 Also das sollte schon zu einer Bewusstseinsänderung führen. 00:11:35.200 --> 00:11:39.560 Also da sind wir ein Stück weiter gekommen, wir sind noch lange nicht am Ziel. 00:11:39.980 --> 00:11:43.560 Ich glaube man muss immer wieder hinterfragen. 00:11:43.560 --> 00:11:50.440 Es gibt natürlich auch sexistische Bemerkungen, die in Richtung Männer gehen können. 00:11:50.920 --> 00:11:58.880 Und ich hab die immer dann verwendet um sichtbar zu machen, wenn sexistische Bemerkungen von Männern gekommen sind. 00:11:58.900 --> 00:12:05.900 Also wenn ein Blondinenwitz gekommen ist, habe ich immer einen Blondinenwitz parat gehabt, der für die Männer nicht gut ausgegangen ist. 00:12:11.280 --> 00:12:14.380 - Als Frau? - Also als Politikerin? 00:12:14.600 --> 00:12:23.820 Als Politikerin, ja aber ob das sozusagen die Art der Frau, weil ich eine Frau war war, 00:12:24.140 --> 00:12:28.180 könnte ich eigentlich- würde mir ad hoc nichts einfallen. 00:12:28.660 --> 00:12:35.160 Aber natürlich hat es immer wieder Diffamierungen gegeben, Unterstellungen, die unrichtig waren, 00:12:35.460 --> 00:12:39.360 Behauptungen, Untergriffe, absolut. 00:12:44.480 --> 00:12:55.200 Da ging's mir relativ gut, weil ich in einer mehr oder minder reinen Bubenfamilie aufgewachsen bin. 00:12:55.780 --> 00:13:02.460 In einem Gasthaus, wo man nicht zimperlich sein konnte, durfte, sollte. 00:13:03.120 --> 00:13:09.320 Das heißt ich hab gelernt, mich durchzusetzen, bei meinen Brüdern, bei meinen Cousins. 00:13:09.800 --> 00:13:12.520 Und das hab ich auch in der Politik fortgesetzt. 00:13:12.960 --> 00:13:16.480 Das ging- ich war ja 16 Jahre lang Lehrerin 00:13:16.780 --> 00:13:22.300 an einer sehr schwierigen Hauptschule in Wien Favoriten, da hab ich auch gelernt, mich durchzusetzen. 00:13:22.700 --> 00:13:24.920 Und natürlich dann auch in der Politik. 00:13:24.960 --> 00:13:32.180 Also da- und ich hatte als beste Voraussetzung für die Politik 00:13:32.440 --> 00:13:39.520 aufgewachsen im Gasthaus einerseits gelernt immer höflich und freundlich zu sein, 00:13:39.940 --> 00:13:46.960 alle Menschen zu grüßen, das war die Voraussetzung, die wir Kinder von den Eltern mitbekommen haben. 00:13:47.380 --> 00:13:54.220 Aber natürlich auch trinkfest zu sein, schnapsen zu können, also ein Kumpel sein zu können. 00:13:54.220 --> 00:14:00.300 Und meine Bezirkspartei, Ortspartei könnte man sagen in Favoriten, 00:14:00.500 --> 00:14:05.220 hat darunter gelitten, dass ich immer nach allen Sitzungen mitgegangen bin ins Wirtshaus, 00:14:05.700 --> 00:14:11.060 und so lange geblieben bin wie alle. Also ich war immer unter den Letzten. 00:14:11.060 --> 00:14:16.860 Da konnten sie so schlecht gegen mich intrigieren, das habe ich ihnen wirklich vermasselt. Darunter haben sie gelitten. 00:14:17.520 --> 00:14:23.520 Und dann haben sie auch noch darunter gelitten, dass ich immer mit offenem Visier gekämpft habe. 00:14:23.980 --> 00:14:28.940 Das heißt wenn ich, und das ist mir immer wieder passiert, Ungerechtigkeiten erlebt habe, 00:14:28.940 --> 00:14:32.980 wenn ich etwas nicht aushalte, dann ist etwas was ich als ungerecht empfinde. 00:14:32.980 --> 00:14:35.820 Und da gab es immer wieder Dinge, und dann hab ich die- 00:14:35.820 --> 00:14:42.460 oder Intrigen oder Unterstellungen. Dann hab ich das wirklich angesprochen. 00:14:43.060 --> 00:14:49.720 Laut und deutlich. Und meistens, wenn irgend möglich auch vor einem Zeugen. 00:14:50.180 --> 00:14:53.400 Damit das nicht so unter den Tisch gekehrt werden kann. 00:14:53.840 --> 00:14:56.960 Und dafür war ich gefürchtet. 00:14:57.560 --> 00:15:03.600 Es war überhaupt, also ich glaube eines der wichtigsten und einschneidendsten Erlebnisse 00:15:03.900 --> 00:15:07.560 war einmal gegen die Clubdisziplin verstoßen zu haben. 00:15:08.160 --> 00:15:16.560 Und zwar öffentlich verstoßen zu haben in einer Rede, bei der sie mich fast vom Pult gezerrt hätten im Bundesrat. 00:15:16.680 --> 00:15:24.920 Bei einer Sondersitzung im Jahr '84 oder '85, im Jahr '84 war es glaub ich. 00:15:24.920 --> 00:15:28.460 Eher '85, müsste ich nachschauen im Protokoll. 00:15:29.080 --> 00:15:32.380 Es ging- es gab die Idee der ÖVP, 00:15:32.640 --> 00:15:39.200 des ÖVP Clubs, des Nationalratsclubs, das Kernkraftwerk Zwentendorf aufzusperren. 00:15:39.200 --> 00:15:45.800 Sinowatz sollte - also das war noch unter Sinowatz - Sinowatz sollte die Sicherheitsgarantie übernehmen und dann aufsperren. 00:15:46.520 --> 00:15:53.960 Und dazu wurde eine Sondersitzung des Bundesrats einberufen, denn dort hatte die ÖVP die Mehrheit mit 33 Mandaten und 00:15:54.440 --> 00:15:59.800 die SPÖ die Minderheit mit 30 Mandaten, Freiheitliche und Grüne gab es damals noch nicht im Bundesrat, 00:16:00.000 --> 00:16:05.880 Und ich wurde extra- ich war mit meiner Tochter zur Augenbehandlung in England und musste zurückfliegen, 00:16:05.880 --> 00:16:09.760 und man hat mir eine Rede zugestanden, 00:16:10.320 --> 00:16:15.140 und hat mich nicht wirklich gefragt, was ich sagen werde. 00:16:16.220 --> 00:16:25.520 Und ich hab zu meinem Parteihauptmann Busek, der nicht im Bundesrat war gesagt: 'Ja aber ich bin doch gegen Zwentendorf.' 00:16:25.840 --> 00:16:27.560 Da sagt der: 'Ja dann sag das.' 00:16:27.560 --> 00:16:32.740 Sag ich 'aber...'. Sagt der 'Wenn sie Dich reden lassen, dann sag's.' 00:16:33.260 --> 00:16:38.260 Also ich hatte sozusagen mein Sanktus von meinem wiener Parteihauptmann, aber ich war ja auf Bundesebene, 00:16:38.780 --> 00:16:42.200 und habe bei dieser Rede auch dagegen geredet. 00:16:42.760 --> 00:16:49.500 Also ich werde das Entsetzen in den Gesichtern meiner- in Teilen meiner Fraktion nicht vergessen. 00:16:50.160 --> 00:17:03.500 Aber zum Glück ist es mir gelungen, die zwei Voralberger Abgeordneten und eine Tirolerin aus Frauensolidarität mit mir mitzunehmen. 00:17:03.500 --> 00:17:05.500 Und wir vier haben dann das Votum umgedreht. 00:17:06.020 --> 00:17:12.580 Und die Voralberger Nachrichten haben dann geschrieben: 'Eine Frau rettet die Ehre der ÖVP.' 00:17:13.020 --> 00:17:16.620 Damit ist das gar nicht erst in den Nationalrat weitergewandert. 00:17:17.320 --> 00:17:27.580 Und damals war dann eisige Stimmung im Parlament. Also im Parlamentsclub. 00:17:28.400 --> 00:17:31.080 Drei Monate hat niemand mit mir geredet. 00:17:31.080 --> 00:17:37.060 Der Kurt Bergmann, der mich sehr mochte hat gesagt: 'Jetzt muss ich Dich wieder in Schutz nehmen vor allen.' 00:17:37.340 --> 00:17:43.660 Der Alois Mock musste mich zitieren, dem war ich ohnehin- der war Parteiobmann, Bundesparteiobmann und 00:17:44.100 --> 00:17:48.800 Dem ist es immer schwergefallen, jemanden maß zu regeln. 00:17:48.800 --> 00:17:56.520 Also es ist auch von ihm eher nicht sehr bös ausgefallen, aber es war doch- 00:17:57.080 --> 00:18:02.520 Und der Club hat mich wirklich drei Monate lang geschnitten, bis- Also es hat gedauert. 00:18:02.860 --> 00:18:06.920 Und ich gebe zu, es war mir wichtig, diese Erfahrung zu machen. 00:18:07.640 --> 00:18:14.660 Wenn ich gewusst hätte, was mir bevorsteht bin ich nicht sicher, ob ich mich wirklich getraut hätte. Ich bin froh, dass ich es nicht gewusst habe. 00:18:15.240 --> 00:18:20.100 Denn es war das wesentlichste und einschneidendste Erlebnis meiner politischen Karriere. 00:18:21.700 --> 00:18:29.720 Die Erkenntnis: Du glaubst bis zu dem Zeitpunkt- oder nicht bis zu dem Zeitpunkt sondern zumindest bis zur ersten Verhinderung, 00:18:30.040 --> 00:18:35.140 in den frühen 80er Jahren, bevor ich noch in den Bundesrat gekommen bin, 00:18:35.140 --> 00:18:41.960 hab ich geglaubt, wenn man zu allen nett und lieb ist, dann kann man auch sozusagen seinen Weg gehen. 00:18:41.960 --> 00:18:46.660 Das ist eine völlig falsche Einschätzung. Erstens einmal kann man es nicht allen recht machen, 00:18:47.020 --> 00:18:52.620 und zu allen lieb geht manchmal gar nicht, da müsste man sich verbiegen. 00:18:53.280 --> 00:18:57.580 Und es ist viel wichtiger, das hab ich dann den Frauen dann immer wieder mitgegeben, 00:18:57.920 --> 00:19:02.960 Wir Frauen glauben wir müssen von allen geliebt werden. Es ist viel besser wenn man gefürchtet wird. 00:19:03.700 --> 00:19:10.520 Und das war das einschneidendste Erlebnis. Sie haben mich damals irrsinnig respektiert. 00:19:11.200 --> 00:19:18.660 Und insofern gefürchtet, dass sie gewusst haben, das ist eine Abgeordnete, mit der wir nicht machen können, was wir wollen, 00:19:19.520 --> 00:19:26.760 Und das hat dann auch dazu geführt, dass es mehrere Versuche gegeben hat mich politisch kaltzustellen oder umzubringen, 00:19:28.160 --> 00:19:30.660 in der Ära Busek, Petrik und so weiter. 00:19:30.860 --> 00:19:35.200 Und das ist ihnen, und das freut mich am allermeisten, nicht gelungen. 00:19:35.200 --> 00:19:41.780 Ich hab ja nahezu wie eine Katze mehrere politische Leben gehabt, 00:19:42.000 --> 00:19:49.160 und vieles überlebt, und glaube ich auch doch einiges bewirken können. 00:19:54.280 --> 00:19:57.060 Wesentliche. Also ich kann mit Kleidung irrsinnig viel ausdrücken. 00:19:57.060 --> 00:20:08.340 Ein Meister dieses Fachs war der Jörg Haider. Der einige Sakkos immer im Dienstwagen hängen hatte und die je nach Gruppe die er gerade besucht hat gewechselt hat, 00:20:08.340 --> 00:20:12.240 also von der Jeansjacke zum Trachten-Janker und umgekehrt. 00:20:13.860 --> 00:20:20.200 Ich war ein relativ bunter Vogel. Ich kam aus der Reihe der bunten Vögel des Erhard Busek. 00:20:20.710 --> 00:20:27.930 Hab immer große Ohrringe- einen großen Ohrring getragen und Hüte und war relativ alternativ. 00:20:28.820 --> 00:20:40.710 Und habe mich als ich '83 ins Parlament kam - und das war damals noch sehr konservativ, damals gab's keine Pullover dort, 00:20:40.710 --> 00:20:45.680 Also Damen haben überhaupt keine Hosen getragen wenn sie schon im Parlament waren, aber Hosen gingen gar nicht. 00:20:46.820 --> 00:20:48.930 Die Grünen waren noch nicht im Parlament. 00:20:49.400 --> 00:20:56.880 Und bin nach einem Jahr- ist mir bewusst geworden, ich weiß gar nicht wodurch und warum. 00:20:57.620 --> 00:21:05.640 Dass ich plötzlich nur mehr graue, blaue und schwarze Kostüme getragen habe und passende Blusen dazu. 00:21:06.770 --> 00:21:10.440 Und das hat mich so entsetzt. 00:21:10.750 --> 00:21:18.750 Nämlich dass ich ohne es ein Jahr lang- ohne es zu merken einem riesigen Anpassungsdruck ausgesetzt war. 00:21:18.820 --> 00:21:27.620 Es gab damals bei der ÖVP glaub ich zwei oder drei Frauen unter 33, im Bundesrat. Es gab welche im Nationalrat. 00:21:28.820 --> 00:21:36.370 Und als ich das dann realisiert habe, habe ich ganz bewusst Akzente gesetzt. Zuerst etwas buntere, 00:21:37.220 --> 00:21:45.680 und dann hab ich einmal eine Wette gewonnen mit dem Heini Neisser. Ich weiß nicht war er Parlamentspräsident oder Clubobmann? 00:21:45.950 --> 00:21:53.660 Und wir hatten ein Reise, eine Clubreise, und auf dieser Clubreise waren- haben wir irgendwo so Ohrringe gesehen. 00:21:53.710 --> 00:22:00.750 Kakadus, ganz bunt. Und Heini Neisser hat die gesehen und hat gesagt: 'Jetzt traust Du Dich-' und ich hab mir die angesehen. 00:22:00.750 --> 00:22:05.950 Und hab so überlegt ob ich sie kauf, und er hat gesagt: 'Das traust Du Dich nie tragen im Parlament.' 00:22:05.950 --> 00:22:12.880 Sag ich: 'Na, was wetten?' Und dann hab ich sie gekauft und dann hab ich noch eins draufgesetzt, 00:22:12.910 --> 00:22:24.730 ich habe zu diesen Kakadu-Ohrringen einen rosa Hosenanzug mit rosa gestreiftem T-Shirt und rosa Stirnband und diese Kakadus 00:22:24.820 --> 00:22:29.240 Und bin damit - also ins Plenum hab ich mich nicht damit getraut, aber in den Club gegangen. 00:22:29.950 --> 00:22:37.910 Ich werde nie die entsetzten Blicke meiner männlichen Kollegen vergessen, wie die mich angestarrt haben. 00:22:37.910 --> 00:22:44.930 Es war so ein Protest. Haben sie gesagt 'jetzt ist sie völlig verrückt geworden.' 00:22:45.020 --> 00:22:49.600 Aber es war es wert. Es war eine kleine eigene Mutprobe. 00:22:49.600 --> 00:22:53.060 Sie beschreiben es als ein inszeniertes Exponieren? 00:22:53.060 --> 00:22:58.400 Es war ein inszenierter Akt, es war auch eine- also im Prinzip war die Wette dahinter, 00:22:58.400 --> 00:23:00.530 ich hab mit dem Heini Neisser immer gern gewettet. 00:23:00.530 --> 00:23:05.950 Und war immer die- also im Prinzip war die Lust an der Wette dahinter, 00:23:05.950 --> 00:23:07.880 aber es war auch eine Mutprobe. 00:23:08.260 --> 00:23:17.800 Und es war auch für mich also wieder so ein Akt 'ja, Du kannst so sein wie Du sein willst.' 00:23:18.910 --> 00:23:23.460 Etwas später, also mit dem Ministeramt muss man dann schon etwas konservativer wieder werden, 00:23:24.080 --> 00:23:29.600 Man muss auch immer wieder schauen, dass man der Würde des Amtes schon gerecht wird. 00:23:29.770 --> 00:23:37.310 Und auch der Würde- es geht im Alter manches nicht mehr, was mit 20, 30 noch vielleicht durchgehen könnte. 00:23:42.000 --> 00:23:47.660 Ja, ja schon, durchaus. Es hat auch schon unangemessene Kleider gegeben. 00:23:47.910 --> 00:23:54.240 Ich kann mich erinnern, einmal haben die Männer die Marie-Theres Fekter, neben der ich eine Zeit lang gesessen bin 00:23:55.730 --> 00:24:01.640 hat immer, oft hochhackige Schuhe getragen, die natürlich nicht sehr bequem waren. 00:24:01.640 --> 00:24:07.710 Die hat sie dann manchmal unter der Bank ausgezogen, und irgendwann einmal hat man ihr kurz vor der Rede einen Schuh versteckt. 00:24:09.710 --> 00:24:14.280 Ich weiß gar nicht ob sie dann barfuß rausgegangen ist, aber sie ist dann rausgegangen. 00:24:15.060 --> 00:24:18.330 Und wir haben dann auch ein Racheritual gehabt. 00:24:18.350 --> 00:24:27.550 Es gab schon auch Männer, die versucht haben, sozusagen sich zu inszenieren, und halt mit Krawatten entsprechend Zeichen zu setzen 00:24:27.570 --> 00:24:32.260 Und der Fritz Edlinger, der Finanzminister war da einer, der da ganz gern so- 00:24:32.350 --> 00:24:37.710 und dann gab's einen steirischen SPÖ Abgeordneten und auch bei uns gab es einige Kandidaten. 00:24:37.710 --> 00:24:41.950 Und die Marie-Theres Fechter und ich haben dann zu Beginn jeder Plenarsitzung 00:24:42.240 --> 00:24:49.770 unsere Blicke schweifen lassen und dann geschaut, wer der Sieger des Tages für die scheußlichste Krawatte ist. 00:24:50.510 --> 00:24:56.000 Und da gab's immer einige Fixstarter und immer auch einige Ausreißer. 00:24:56.110 --> 00:25:02.330 Aber im Prinzip war's das. Männer haben sonst nicht sehr viele Möglichkeiten gehabt sich zu inszenieren. 00:25:02.370 --> 00:25:07.800 Wobei mit den Grünen sind dann Pullover durchaus gang und gäbe geworden. 00:25:07.800 --> 00:25:10.770 Aber ich denke man sollte der Würde des Hauses schon gerecht werden. 00:25:15.930 --> 00:25:18.110 Als ein Zeichen der Emanzipation. 00:25:18.550 --> 00:25:28.820 Weil ich hab eine andere Wette mit dem Heinrich Neisser, bei ich glaube meiner Antrittsrede im Bundesrat, 00:25:29.460 --> 00:25:37.200 damals war er Staatssekretär kann ich mich erinnern und war auf der Regierungsbank, 00:25:37.330 --> 00:25:41.330 die Wette- ich hab gesagt: 'Heini, was soll ich morgen sagen bei meiner Antrittsrede?' 00:25:41.330 --> 00:25:44.550 Sagt er: 'Sagst einfach dass ich der schönste Politiker aller Zeiten bin.' 00:25:45.660 --> 00:25:52.880 Und ich hab mir gedacht na- aber sag ich 'Top es gilt.' Und dann hab ich wirklich die halbe Nacht nachgedacht 00:25:52.880 --> 00:25:56.880 wie bring ich das in die Rede hinein ohne dass es peinlich wird? 00:25:56.880 --> 00:26:01.970 Und das war gerade nach dem Wahlkampf, wo Vranitzky angetreten ist. 00:26:03.640 --> 00:26:13.150 Und oder wo Vranitzki - das muss eine andere Rede gewesen sein - egal. Vranitzky hat auf jeden Fall- der Wahlkampf hat darauf gebaut, 00:26:13.150 --> 00:26:22.000 dass der Vranitzky so fesch ist und dass die Frauen alle die blauen Augen des Vranitzky und so weiter, das was später einmal beim Strache war. 00:26:22.400 --> 00:26:34.530 Mir ist dann der geniale Satz eingefallen, ich hab gesagt: 'Ich freu mich, dass heute der schönste Politiker aus der Bundesregierung auf der Regierungsbank sitzt. 00:26:34.750 --> 00:26:43.770 Denn Gott sei Dank für die Frauen ist es jetzt auch für Männer notwendig geworden schön zu sein in der Politik, wie wir im letzten Wahlkampf erfahren durften.' 00:26:43.770 --> 00:26:55.000 Gelächter im Saal, war auch als emanzipatorisches Statement gedacht, hab ich mir gedacht, auch so kann man Dinge entsprechend umformen. 00:26:55.170 --> 00:27:02.060 Und so gesehen sehe ich die Slim-Fit Anzüge als Zeichen der Emanzipation. Männer müssen auch attraktiv werden in der Politik 00:27:07.200 --> 00:27:10.130 Natürlich werden sie anders beurteilt, viel weniger kritisch. 00:27:11.280 --> 00:27:13.640 Also auch wegen ihrer Körperlichkeit? 00:27:13.660 --> 00:27:16.310 Auch ja, ja. Ich hab immer gesagt, 00:27:16.760 --> 00:27:24.620 Also Gott hab ihn selig, aber wenn eine Frau Bundeskanzler wird, die aussieht wie der Fred Sinowatz, dann haben wir die Emanzipation erreicht. 00:27:25.020 --> 00:27:28.570 Es gab ja auch diesen Spruch irgendeiner italienischen Politikerin: 00:27:29.740 --> 00:27:34.560 'Erst wenn auch dumme Frauen im Parlament sitzen, ist die Emanzipation erreicht.' 00:27:39.640 --> 00:27:42.340 Also ich hab sie unglaublich- ich kenne sie relativ gut, 00:27:42.820 --> 00:27:47.450 Ich hab- es hat Phasen gegeben, wo wir eine Parallelkarriere hatten, 00:27:47.450 --> 00:27:54.620 Wie sie- Wie ich Umwelt, Jugend und Familienministerin war, kam sie ganz frisch gekommen als Jugendministerin des Helmut Kohl. 00:27:55.260 --> 00:27:57.980 wurde dann Umweltministerin, da war ich noch Umweltministerin. 00:27:58.000 --> 00:28:03.620 Dann wurde ich Generalsekretärin, dann wurde sie Generalsekretärin, das heißt wir kennen einander ganz gut. 00:28:04.130 --> 00:28:08.520 Und sie ist glaube ich die uneitelste Frau, die ich kenne. 00:28:08.520 --> 00:28:11.240 oder eine der uneitelsten Frauen, die ich kenne. 00:28:12.130 --> 00:28:16.760 Hat das in gewisser Form zum Markenzeichen stilisiert, 00:28:16.960 --> 00:28:19.210 und wurde ihr auch nie übel genommen. 00:28:19.850 --> 00:28:25.720 Ich hab einmal mit der Chefredakteurin der Bunte, die sie gut kannte, 00:28:26.300 --> 00:28:32.700 die bevor sie noch Bundeskanzlerin- gesagt hat, sie ist völlig Beratungsresistent diesbezüglich. 00:28:33.770 --> 00:28:41.680 Aber, das hat keine Rolle gespielt, also sie hat das finde ich großartig gemacht. 00:28:42.440 --> 00:28:45.090 Sie hat diese Uneitelkeit auch inszeniert. 00:28:46.120 --> 00:28:52.060 Und immer dann, wenn man versucht hat sie sozusagen umzuformen, ist das auch irgendwie schief gegangen. 00:28:52.060 --> 00:29:02.380 Da gab's einmal so ein Plakat aus Bayreuth mit sehr viel Oberweite und so, das ist irgendwie nie sehr gut angekommen. 00:29:07.720 --> 00:29:14.590 Ich hatte meine Hüte. Ich habe meinen Bekanntheitsgrad mit den Hüten innerhalb kürzester Zeit enorm erhöht. 00:29:14.810 --> 00:29:16.590 Weil damals niemand Hut getragen hat. 00:29:17.260 --> 00:29:22.190 Und ich hab das sehr rasch erkannt, dass das ein Alleinstellungsmerkmal ist. 00:29:22.680 --> 00:29:31.920 Und das hat in der Anfangsphase meiner politischen Tätigkeit mir unheimlich zur Bekanntheit beigetragen. Und der eine große Ohrring. 00:29:32.720 --> 00:29:37.880 Ich hab nämlich ein abstehendes Ohr, das weiß allerdings- normalerweise sieht man das nicht. 00:29:38.600 --> 00:29:42.840 Und auf dem trag ich immer einen großen Ohr- oder trug ich einen großen Ohrring, 00:29:42.860 --> 00:29:45.520 Dann hat man immer nur auf den Ohrring geschaut und nicht gesehen, dass das Ohr- 00:29:45.520 --> 00:29:48.720 und da hab ich einen kleinen gehabt, einen dazu passenden. 00:29:54.320 --> 00:29:56.380 Ich hab immer furchtbar viele Taschen getragen. 00:29:56.880 --> 00:30:01.390 Weil ich immer unglaublich viel mit mir herumgeschleppt habe, das habe ich mir jetzt erst abgewöhnt. 00:30:01.660 --> 00:30:08.780 Und weil ich jetzt alles in mein Rucksäckchen packe, weil mir die Handtaschen meinen Ischias einklemmen, wenn ich sie so trage. 00:30:08.780 --> 00:30:12.890 - Also das war sozusagen- - Tasche war nicht so- also ich hab immer viele Taschen gehabt. 00:30:12.890 --> 00:30:14.430 Also nicht das kleine Täschchen. 00:30:14.430 --> 00:30:20.600 Nein nein nein, immer große. Und immer alles hinein. Das ganze Büro war darin, inklusive Laptop. 00:30:25.880 --> 00:30:29.020 Ja weil sie natürlich Machtverhältnisse verschieben wird. 00:30:29.310 --> 00:30:43.660 Und es ist völlig klar, dass Menschen, also in dem Fall Männer, die Jahrhunderte lang die Macht für sich gepachtet hatten, 00:30:43.680 --> 00:30:51.080 jetzt schon teilen müssen, nicht noch mehr teilen wollen. Und jeder Platz für eine Frau ist einer weniger für einen Mann. 00:30:51.440 --> 00:30:54.640 Es hat einige Zeit lang gedauert, bis die Männer das bemerkt haben, 00:30:55.000 --> 00:30:59.750 aber seit sie es bemerkt haben, gibt es noch mehr Widerstand gegen die Quote. 00:31:04.750 --> 00:31:09.800 Es wird nur funktionieren, wenn die Quote konsequent durchgezogen wird, 00:31:10.420 --> 00:31:18.680 und möglichst mit Sanktionen, also möglichst mit Clubförderung, Parteienförderung gekoppelt wird in der Politik. 00:31:19.370 --> 00:31:27.220 Oder Plätze leer bleiben, weil sie nicht besetzt sind mit Frauen, dann wird's funktionieren. 00:31:28.710 --> 00:31:30.550 Und dann kann man sie wieder abschaffen. 00:31:30.550 --> 00:31:36.150 In dem Moment wo ich diese Strukturen so verändert habe, dass es ganz normal ist, dann brauch ich keine Quote mehr. 00:31:41.370 --> 00:31:46.800 Naja natürlich, es gibt sozusagen Ermutigung, Ermunterung und und und, aber es dauert seine Zeit. 00:31:47.150 --> 00:31:50.730 Es braucht auch diese Mittel. Also die Quote allein ist zu wenig. 00:31:50.730 --> 00:31:55.680 Wenn man sagt: 'wir finden die Frauen nicht', das ist ja die beliebteste Ausrede der Männer. 00:31:55.820 --> 00:32:03.550 Die sagen: 'Ich würd ja so gern eine Frau in den Vorstand nehmen,' auch in großen Unternehmen, 'aber ich find keine.' 00:32:04.110 --> 00:32:06.150 Weil sie gar nicht richtig schauen. 00:32:11.660 --> 00:32:15.240 Genauso. Und mit Gerechtigkeit. Es geht um Gerechtigkeit. 00:32:15.240 --> 00:32:20.330 Es geht um eine gerechte- Es geht immer und in allem um Fairness und Gerechtigkeit. 00:32:20.330 --> 00:32:25.750 Es geht um eine gerechte Aufteilung, der Pflichten, aber auch der Rechte. 00:32:26.330 --> 00:32:34.110 Und eine gerechte Aufteilung der Entscheidungsfreiheit und der Entscheidungsgewalt. 00:32:34.110 --> 00:32:38.460 Also wenn ich für Andere entscheiden muss, ja. 00:32:38.950 --> 00:32:44.930 Und da halt ich es einfach für wichtig, die männliche und die weibliche Sicht in gleicher Weise einzubringen. 00:32:45.150 --> 00:32:49.910 Frauen haben einen anderen Blick aufs Leben, sie haben andere Lebenserfahrungen. 00:32:49.910 --> 00:32:52.620 Sie leben zum Teil in anderen Lebenswelten. 00:32:53.910 --> 00:33:00.240 Und wir wollen ja eine gemeinsame bessere Welt. Und da muss man sich auch die Entscheidungen aufteilen. 00:33:05.550 --> 00:33:08.800 Da gab's also dann wirklich sehr viele sexistische Angriffe. 00:33:09.110 --> 00:33:12.080 Könne Sie uns ein bisschen erzählen über den Hergang dieser Geschichte? 00:33:12.350 --> 00:33:15.640 Kann ich. Ich hab's probiert als Frauenministerin. 00:33:16.260 --> 00:33:24.150 Damals war's eine Initiative die ich eigentlich- sie war ja nicht neu. 00:33:24.330 --> 00:33:27.510 Es haben ja auch- die Idee gab es ja schon länger. 00:33:27.730 --> 00:33:35.970 Wo ich versucht habe, herauszufinden was muss man tun um die Bundeshymne- um die Töchter in die Bundeshymne zu bekommen. 00:33:36.550 --> 00:33:44.550 Und bin drauf gekommen, dass es kein Gesetz zur Bundeshymne gab. Es war ein Erlass des Unterrichtsministeriums nach dem Krieg. 00:33:44.800 --> 00:33:47.460 Es wurde sozusagen dekretiert, ein Dekret. 00:33:48.350 --> 00:33:51.730 Und es ist so schwer ein Gesetz zu ändern, das es nicht gibt. 00:33:52.330 --> 00:33:59.770 Daher war dann die Idee im Rahmen eines Ministerratsbeschlusses die Bundeshymne zu ändern. 00:34:05.310 --> 00:34:13.040 Die Idee, also die Art und Weise kam sozusagen- ich bin an meine Juristen und hab gesagt: 'Wie können wir das ändern?', ja. 00:34:13.310 --> 00:34:17.110 Und dann haben die Juristen herausgefunden, es gibt gar kein Gesetz und so. 00:34:17.110 --> 00:34:25.130 Es ist gar nicht der Originaltext, das war ja schon der geänderte Text, es war ein Wettbewerb des Unterrichtsministeriums, den die Paula von Preradoviæ gewonnen hat. 00:34:25.530 --> 00:34:28.130 Und ich hab dann gedacht, 'ok, was muss ich tun?' 00:34:28.130 --> 00:34:32.280 Dann hab ich zuerst mit meinem- mir gedacht ok, Ministerratsbeschluss wäre eine Möglichkeit. 00:34:32.550 --> 00:34:41.110 Also hab ich das getan. Da kam mir natürlich meine politische Erfahrung die ich damals schon als Frauen- und Gesundheitsministerin hatte zu Gute. 00:34:41.110 --> 00:34:47.350 Bin ich einmal zu meinem Bundeskanzler, hab gesagt: 'Wolfgang, ich würde das gerne ändern.' Sagt der: 'Ja, hab kein Problem damit. 00:34:47.330 --> 00:34:51.130 Musst nur den Koalitionspartner gewinnen.' 00:34:51.510 --> 00:34:56.770 Dann hab ich die Uschi Haubner gefragt und die Karein Gastinger, und die waren beide dafür. 00:34:57.400 --> 00:35:03.910 Dann hab ich mit dem Fritz Molden geredet, der der Sohn der Paula von Preradoviæ war. 00:35:03.950 --> 00:35:11.820 Wollte also hier auch Widerstand- hat er gesagt, na Freude hätte er keine, aber er kann damit leben. 00:35:12.620 --> 00:35:19.480 Und dann mit dem Gorbach geredet- nein die beiden haben mit dem Gorbach geredet, haben gesagt, geht auch in Ordnung. 00:35:19.930 --> 00:35:25.950 Und dann haben wir alles vorbereitet zu einem Ministerratsbeschluss am Nationalfeiertag 2005. 00:35:27.530 --> 00:35:34.060 Und während ich auf einer Dienstreise in Israel war kam also plötzlich eine Meldung, Kronenzeitung 00:35:34.660 --> 00:35:39.800 hat da irgendwie Wind bekommen und würde das aufgreifen und würde dagegen kampagnisieren. 00:35:40.440 --> 00:35:44.660 Und dann hat der alte Herr Dichand, hat dann auch wirklich massiv- 00:35:45.110 --> 00:35:56.620 Und das ging bis in böse Karikaturen, wo ich dem Doppeladler mit den Federn in der Hand nachlaufe, und mit Hammer und Sichel. 00:35:56.950 --> 00:36:07.620 Und dann hat nach einer Woche die Freiheitliche Partei gesagt- damals war es nicht mehr die Freiheitliche Partei , damals waren die Grü- die Orangen, wie haben die-? 00:36:07.620 --> 00:36:10.840 - Das BZÖ - Das BZÖ, das BZÖ. 00:36:11.170 --> 00:36:17.860 Ja, das BZÖ. Das BZÖ hat dann- der Gorbach hat dann die Reißleine gezogen und hat gesagt, sie machen nicht mehr mit, 00:36:17.860 --> 00:36:21.970 damit war das Projekt gestorben. Es war gut vorbereitet, aber leider gestorben. 00:36:22.800 --> 00:36:26.530 Und das hat mich schon gewurmt. Da war man schon sehr nah dran. 00:36:26.970 --> 00:36:29.200 Da hab ich mir gedacht, irgendwann einmal kommt meine Stunde. 00:36:29.400 --> 00:36:34.550 Und dann kam also- ich war dann noch im Parlament. Und 2008 waren die Neuwahlen. 00:36:34.860 --> 00:36:41.750 Da hatte ich vorher kurz mit sehr viel intensiver Arbeit im Club 00:36:42.080 --> 00:36:52.460 einen Mann als Volksanwalt verhindert und die Gerti Brinek als Nachfolgerin der Marie Theres Fekter sozusagen durchbringen können bei der Wahl. 00:36:52.550 --> 00:36:55.930 Das hat mir auch keine Freude in meinem Club eingebracht, 00:36:56.440 --> 00:37:04.200 was dazu geführt hat, dass ich kurz danach, also 4-5 Monate später waren die vorgezogenen Neuwahlen, ganz schlecht gereiht wurde. 00:37:04.310 --> 00:37:09.750 Obwohl ich Frauenchefin der ÖVP war. Also auf einem unwählbaren 20. Platz oder so. 00:37:10.680 --> 00:37:15.680 Und das hat mich sehr geärgert, aber hab ich auch hingenommen. 00:37:16.020 --> 00:37:25.240 Und dann- aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich werde in der Periode, da fallen dann immer so viele raus, schaff ich das noch. 00:37:25.800 --> 00:37:29.420 Und war also in Zuversicht und hab mich dann- war dann eigentlich gar nicht traurig, 00:37:29.480 --> 00:37:36.000 weil ich gerade ein Unternehmen aufgemacht hatte, und hatte viel Zeit, und bin 2011, bin ich wirklich nachgerückt. 00:37:36.000 --> 00:37:43.750 Sollte ich nachrücken, und wollte eigentlich nicht mehr ins Parlament, weil ich mir gedacht hab, jetzt, irgendwie war ich lang genug da. 00:37:45.000 --> 00:37:53.370 Und die Firma ging gut und- ich wollte mein Mandat aber auch nicht einem Mann überlassen. Hinter mir war ein Mann, der nicht verzichtet hätte. 00:37:53.680 --> 00:38:01.060 Und daher musste ich mir irgendetwas einfallen lassen, und in der Zeit wollte die Christine Marek von Wien wieder zurück ins Parlament. 00:38:01.950 --> 00:38:06.880 Und die stand vor mir auf der Liste, und da hab ich mir gedacht, aha, wenn ich dann zurücklege, muss sie gefragt werden. 00:38:06.880 --> 00:38:09.880 Sie hat aber noch Zeit gebraucht um in Wien einiges zu regeln. 00:38:10.660 --> 00:38:17.600 Und daraufhin hat mich der Michael Spindelegger gebeten, doch noch wenigstens über den Sommer ins Parlament zu gehen. 00:38:17.600 --> 00:38:22.930 Hab ich gesagt, ok, mach ich gerne, ist nur mehr eine Sitzung, ein Plenum vor dem Sommer. 00:38:22.970 --> 00:38:29.350 Das waren vier Tage, das war eben im Juli, Anfang Juli, und ich hab also Mitte Juni, bin ich ins Parlament nachgerückt, 00:38:29.350 --> 00:38:33.820 hab auch kein Gehalt, nix genommen, weil ich gesagt hab ich bleib ja nur bis zum September. 00:38:33.820 --> 00:38:37.170 Aber das haben wir natürlich niemandem gesagt, ich hab es mir gedacht. 00:38:38.330 --> 00:38:41.060 Oder auch gewusst, abgesprochen mit dem Michael Spindelegger. 00:38:41.060 --> 00:38:43.620 Dann hab ich mir gedacht: 'Jetzt nutz ich diese Gelegenheit.' 00:38:43.620 --> 00:38:49.400 Und dann hab ich strategisch sehr genau überlegt, was man tun soll, juristisch gut abgesichert. 00:38:49.620 --> 00:38:58.440 Hab ich prinzipiell einmal vorher sogar sowohl den Karlheinz Kopf als Clubobmann, als auch den Michael Spindelegger gefragt, 00:38:58.440 --> 00:39:01.750 ob sie mit den Frauen in der Bundeshymne ein Problem haben. 00:39:02.020 --> 00:39:07.710 Haben sie gesagt, nein wieso, sind gar nicht auf die Idee- hab ich gecheckt mit allen großen Tageszeitungen, 00:39:08.240 --> 00:39:14.020 bevor noch bekannt war dass ich ins Parlament komme, 00:39:14.370 --> 00:39:18.000 was sie denn dazu denken, und ob sie dagegen kampagnisieren würden. 00:39:18.310 --> 00:39:22.510 Und da waren eigentlich- war eine neue Generation da, und die haben eigentlich alle gesagt, na na, das- 00:39:22.510 --> 00:39:27.440 Und würden Sie das unterstützen und so. Also ich hab sehr viel Vorarbeit im Geheimen gemacht. 00:39:27.970 --> 00:39:32.200 Und dann hab ich juristisch das abgeklärt. 00:39:32.860 --> 00:39:37.660 Mit Hilfe von zwei Männern im Parlament, die ich nicht verraten werde, 00:39:37.880 --> 00:39:43.550 die sehr maßgeblich mir geholfen haben mit den besten juristischen Mitteln. 00:39:43.880 --> 00:39:49.750 Die Formulierung. Weil wie ändern Sie ein Gesetz, das es nicht gibt? Das war ja das schwierige. 00:39:51.170 --> 00:39:58.200 Und da war eben die Wahl der selbstständiger Antrag, und dann musste ich schauen dass es vier Tage, ich hab vier Tage Zeit gehabt 00:39:58.840 --> 00:40:01.930 für die Vorbereitung und dass es aber nicht bekannt wird. 00:40:01.930 --> 00:40:06.910 Und erfahrungsgemäß, alles was sehr- also es bleibt nix geheim. 00:40:07.110 --> 00:40:10.910 Hab ich gedacht wer ist der Vertrauensvollste, mit dem ich reden? 00:40:10.910 --> 00:40:14.330 In meiner Fraktion war es die Dorothea Schittenhelm, das war klar. 00:40:14.330 --> 00:40:20.860 Und bei der SPÖ war es die Renate (???), die ich sehr gut kannte, und die auch den Mund halten konnte. 00:40:21.350 --> 00:40:28.150 Und dann die Sabine Oberhauser, und da wollte dann auch noch die Frauensprecherin mit drauf auf den Antrag. 00:40:28.150 --> 00:40:31.770 Und bei den Grünen war's die Eva Glawischnig und die Gabi Moser. 00:40:32.680 --> 00:40:37.640 Und ich hab gesagt: 'Ihr müsst bitte bitte den Mund halten.' Es ist eine Stunde zu früh bekannt geworden. 00:40:37.860 --> 00:40:44.860 Und dann kam das Filibustern, und das was der Karlheinz Kopf nicht bedacht hat, also der Clubobmann nicht bedacht hat, war 00:40:45.220 --> 00:40:49.950 dass es ein selbstständiger Antrag war. Und selbstständige also- 00:40:53.840 --> 00:41:00.330 Anträge, die man während einer Rede einbringen muss, Entschließungsanträge, kann man nur während einer Rede einbringen. 00:41:00.330 --> 00:41:04.110 Und er hat gedacht es ist ein Entschließungsantrag und kann's damit abdrehen. 00:41:04.110 --> 00:41:10.750 Und es war aber ein selbstständiger Antrag, und wie die Redezeit der ÖVP aus war, und die Empörung groß war- 00:41:10.910 --> 00:41:18.280 Ich hab auch noch gesagt, es bringt dem ganzen so viel mehr Aufmerksamkeit, es wär sonst wahrscheinlich untergegangen. 00:41:18.530 --> 00:41:28.510 Und dadurch hat's so viel Aufmerksamkeit bekommen, ich hab den selbstständigen Antrag aufs Podium getragen, hab ihn abgegeben, und damit war's erledigt. 00:41:28.660 --> 00:41:34.680 Und dann war eben große Aufregung, es war Sommer und es war saure Gurken Zeit, und es hat sich dann hoch geschaukelt. 00:41:34.950 --> 00:41:37.950 Und alles weitere ist dann gut zu verfolgen. 00:41:43.000 --> 00:41:50.480 Weil, und das hat mir dann gezeigt- es steht auf dem Antrag drauf in vollem Bewusstsein, dass es viel wichtigere frauenpolitische Themen gibt. 00:41:51.240 --> 00:42:01.060 Aber auch im Bewusstsein, dass Sprache Realität abbildet, ist sozusagen dieser Antrag zu sehen. 00:42:01.440 --> 00:42:08.060 Und es hat gezeigt, die ganze Diskussion bis zur Werdung, 00:42:08.060 --> 00:42:12.530 aber auch zwei Jahre später die Diskussion als Gabalier das falsch gesungen hat, 00:42:12.680 --> 00:42:18.000 wie viel versteckter Frauenhass in Österreich noch vorhanden ist. 00:42:18.370 --> 00:42:22.800 Und was da hochgekommen ist hat mir gezeigt, dass der Antrag wirklich wichtig war. 00:42:23.040 --> 00:42:27.220 Weil vieles ausgesprochen wurde dann und sichtbar wurde. 00:42:27.460 --> 00:42:32.510 Und man kann am schwersten gegen etwas vorgehen, was gar nicht sichtbar ist. 00:42:32.840 --> 00:42:38.280 Und in dem Moment wo's einmal hoch kommt dann kann man auch dagegen arbeiten, und kann auch argumentieren. 00:42:38.510 --> 00:42:41.170 Es ist nicht lustig, aber es ist notwendig. 00:42:46.310 --> 00:42:47.730 ÖVP, Grüne und SPÖ. 00:42:47.730 --> 00:42:49.730 - Die Freiheitlichen hab ich nicht gefragt. - OK 00:42:49.730 --> 00:42:52.750 Und sonst waren keine im Parlament. Nein, die wären nicht mitgegangen. 00:42:57.930 --> 00:43:00.150 Ja, gab's viele. Ja ja, gab's viele. 00:43:00.150 --> 00:43:07.060 Ich hab's immer wieder- also ich kann mich erinnern in meiner Zeit als Familienministerin, Umwelt-, Jugend- und Familienministerin, 00:43:07.060 --> 00:43:12.640 war die Johanna Dohnal Frauenministerin, damals gab's die ersten Kürzungen im Karenzbereich. 00:43:13.130 --> 00:43:18.800 Da haben wir- da hat die Johanna Dohnal irgendwann einmal aufgemupft. 00:43:18.820 --> 00:43:28.080 Und dann hat der Erhard Busek verlangt, dass der Vranitzky die Johanna Dohnal in das Verhandlungskomitee nimmt. 00:43:28.170 --> 00:43:31.730 Und dann hab ich aufgemuckt, dann hat der Vranitzky verlangt, dass ich ins Verhandlungskomitee- 00:43:31.930 --> 00:43:34.550 Das war der größte Fehler den die beiden begangen haben, 00:43:34.640 --> 00:43:39.220 wir haben dann nämlich immer mit Blickkontakt- sind wir hinausgegangen wenn es heikel war. 00:43:39.420 --> 00:43:44.150 Und haben uns draußen abgesprochen, was wir alles nicht zulassen. 00:43:44.150 --> 00:43:50.420 - Das heißt da gab es sozusagen über Parteigrenzen und Ideologische Grenzen hinweg- - Eine Frauenallianz, ja. 00:43:51.000 --> 00:43:56.220 Und das hier ist eine Gründung um Frauenallianzen über Parteigrenzen hinweg möglich zu machen. 00:44:01.460 --> 00:44:04.150 Es ist wichtig so lange bis die Gleichstellung erreicht wird. 00:44:04.480 --> 00:44:11.680 - Das heißt- - Dann soll es ein Geschlechterministerium geben, für spezifische Fragen, die halt Geschlechter betreffen. 00:44:11.680 --> 00:44:16.480 Aber so lange wir diese Gleichstellung nicht haben, ist das Frauenministerium wichtig. 00:44:17.020 --> 00:44:21.620 Es gibt- in vielen Ländern heißt's auch schon Gleichstellungsministerium, ist auch ok. 00:44:22.130 --> 00:44:27.220 - Es wird auch heute viel betont, dass es um Eltern geht- - Ja, und nicht um Mütter und Väter. 00:44:32.770 --> 00:44:40.130 Weil Frauen immer noch in manchen Bereichen als exotische Wesen empfunden werden. 00:44:40.130 --> 00:44:46.110 Die Politik war männlich geprägt, in männlichen Strukturen, in männlichen Bildern, 00:44:46.710 --> 00:44:52.220 die ja zum Teil heute noch zu finden sind, wenn Sie die Familienfotos der EU ansehen. 00:44:52.840 --> 00:44:57.200 Sind manchmal weniger und manchmal mehr Frauen drauf, aber in der Regel weniger Frauen drauf. 00:44:57.510 --> 00:45:01.280 Und manche sind völlig männlich geprägt, die Kirche war männlich geprägt. 00:45:01.550 --> 00:45:06.930 Also alle Entscheidungsträger, alle Repräsentanten waren männlich geprägt. 00:45:07.480 --> 00:45:11.530 Mit ganz wenigen Ausnahmen wie einer Maria Theresia oder einer Katharina der Großen. 00:45:12.170 --> 00:45:20.440 Und daher ist alles was anders ist- macht Angst offensichtlich Menschen. 00:45:20.910 --> 00:45:27.220 Veränderung macht Angst. Und Frauen in der Politik waren eben anfangs Exotinnen. 00:45:28.080 --> 00:45:30.800 Jetzt sind sie selbstverständlicher geworden, 00:45:30.840 --> 00:45:41.400 aber noch immer nicht im gleichen Maße vertreten, nämlich zahlenmäßig, wie Männer. 00:45:46.640 --> 00:45:53.060 Naja ich glaube, dass durch die Teilnahme von Frauen die Politik sehr viel bunter geworden ist. 00:45:53.330 --> 00:45:58.730 Sie ist auch sehr viel ernsthafter meines Erachtens geworden, sie ist auch seriöser geworden. 00:45:59.660 --> 00:46:06.480 Und diese Buntheit muss auch eben noch- ist gewöhnungsbedürftig. 00:46:06.800 --> 00:46:14.040 Es wär halt einfacher wenn immer nur alle in grauen Anzügen- Momo, ne. Momo ist einfacher. 00:46:14.800 --> 00:46:19.310 Aber momo spiegelt nicht die Gesellschaft wieder, und Politik sollte die Gesellschaft widerspiegeln.