WEBVTT - https://subtitletools.com 00:00:11.040 --> 00:00:22.480 Ich freue mich, dass ich jetzt einen Rückblick auch für mich selbst einfach nehmen kann und der Rückblick 00:00:22.480 --> 00:00:31.360 geht natürlich zurück in die Kindheit. Und ich habe in Erinnerung, obwohl das Kriegszeit war in den 40er 00:00:31.360 --> 00:00:41.720 Jahren, dass ich eine schöne Kindheit hatte. Ich bin aufgewachsen im 14. Bezirk in Breitensee, in einem 00:00:41.720 --> 00:00:53.120 Gemeindebau, in einer kleinen Gemeindebauwohnung. Und auf der anderen Seite: dieser Gemeindebau hat auch ein 00:00:53.120 --> 00:01:01.240 Gemeinschaftsgefühl unter den Mietern gebracht, insbesondere, dass da schon andere kleine Kinder waren - 00:01:01.240 --> 00:01:10.360 Spielgefährten - und ich glaube das hat beigetragen zu dem ersten Gefühl einer Beziehung zu anderen Menschen 00:01:10.360 --> 00:01:22.120 und zu Spielkameraden. Und dann war natürlich die Schulzeit, und da auch wieder - westliche Bezirke von 00:01:22.120 --> 00:01:33.560 Wien - bin ich dann nach der Elementarschule ins Gymnasium gegangen, ins Gymnasium/Realgymnasium 00:01:33.560 --> 00:01:44.400 Maroltingergasse im 16. Bezirk. Und das war für mich schon eine erste besondere Prägung und besondere 00:01:44.400 --> 00:01:54.120 Erfahrung, denn angesichts der heutigen jahrelangen Bildungsdebatten und Reform-Wünschen und so weiter von 00:01:54.120 --> 00:02:02.560 den Schulen, habe ich das Gefühl, damals in der Nachkriegszeit zufolge eines sehr fortschrittlichen 00:02:02.560 --> 00:02:11.200 Direktors Norbert Janitschek - haben wir eine wunderbare Schulzeit gehabt, die weit über die 00:02:11.200 --> 00:02:20.240 eigentlichen Gegenstände hinausgegangen ist, weil wir in dieser Schule auch einen sogenannten Schulclub 00:02:20.240 --> 00:02:28.960 hatten. Der wurde nicht von der Schule organisiert, sondern von der damaligen Vereinigung „Österreichische 00:02:28.960 --> 00:02:38.560 Liga für die Vereinten Nationen“, und da hatten wir die Möglichkeit, alles in Richtung Selbstverwaltung, 00:02:38.560 --> 00:02:49.400 auch mit Persönlichkeiten zu sprechen über die Zukunft Österreichs, und den Wiederaufbau dieser Republik. Und 00:02:49.400 --> 00:03:02.920 das hat eigentlich damals schon mein Interesse an den internationalen Verhältnissen geprägt. Weil ich in der 00:03:02.920 --> 00:03:14.280 Sommerzeit, in den Ferien dann schon mit 16, 17 Jahren, haben einige Freunde, Schulfreunde und ich, 00:03:14.280 --> 00:03:22.840 eben wieder über Vermittlung dieser Liga für die Vereinten Nationen einen Besuch in Genf, im damals 00:03:22.840 --> 00:03:32.720 einzigen europäischen Zentrum der Vereinten Nationen machen dürfen. Und da haben wir Anregungen erhalten, 00:03:32.720 --> 00:03:44.560 die sicherlich auch für die weitere Zeit prägend waren. Und so kam es dann auch, dass wir nachher - 00:03:44.560 --> 00:03:53.960 also ich in der Studienzeit und schon vor der Studienzeit - ein Interesse hatten, vielleicht über 00:03:53.960 --> 00:04:05.480 den großen Teich, über den Atlantik nach Amerika zu schauen. Und das war insbesondere auch angeregt in der 00:04:05.480 --> 00:04:16.440 Schule, also im Gymnasium, weil damals einige Zeit vor mir schon - ich glaube zwei oder drei Jahre - in der 00:04:16.440 --> 00:04:24.960 siebten Klasse jeweils ein Schüler ausgewählt wurde, der die Möglichkeit hatte, nach Amerika ein Jahr zu 00:04:24.960 --> 00:04:37.480 gehen. Und das war dann unmittelbar vor uns ein Schüler, mit dem ich heute noch befreundet bin, zwei 00:04:37.480 --> 00:04:48.280 Jahre älter als ich, ein gewisser Kurt Engleitner, der dann auch nach Österreich zurückgekommen, immer 00:04:48.280 --> 00:04:58.080 Kontakte zu Amerika gepflogen hatte und ich gesehen habe, als junger Gymnasiast, das ihn das besonders 00:04:58.080 --> 00:05:08.720 beeindruckt hat. Und da hab ich mir gedacht: Naja, da werde ich mich auch bewerben, und in unserem Jahr, 00:05:08.720 --> 00:05:17.600 siebente Schulklasse, war aber damals kein solches Programm. Also, es ist niemand ausgewählt worden, da 00:05:17.600 --> 00:05:26.920 habe ich die Sache verschoben. Und dann nach Abschluss der Matura – Entscheidung, was soll man studieren, 00:05:26.920 --> 00:05:35.880 habe ich mich dann doch entschlossen, das Jus-Studium anzugehen, und habe aber überlegt vielleicht während 00:05:35.880 --> 00:05:43.320 des Jus-Studiums oder aber vor Antritt des Jus-Studiums nach Amerika zu gehen. Und da wurde mir 00:05:43.320 --> 00:05:54.040 dann – ich sage mal von wohlmeinenden Professoren geraten, das doch aufzuschieben, so auf die Methode: 00:05:54.040 --> 00:06:01.840 Jetzt machen Sie mal das Studium und dann können Sie noch immer nach Amerika gehen. Heute auf neudeutsch 00:06:01.840 --> 00:06:14.120 heißt das „Postgraduate-Studium“. Und so kam es auch dann. Das Studium habe ich relativ rasch absolvieren 00:06:14.120 --> 00:06:27.640 können. Also, ich war schon dann mit 23 im Sommer fertig, und da kam jetzt den Sommer zuvor, also 1962 - 00:06:27.640 --> 00:06:35.600 während meinem letzten Studienjahr - ein ganz besonderes Erlebnis. Ich habe mich beworben gehabt für 00:06:35.600 --> 00:06:44.400 so einen Sommerkurs in Frankreich, zum Sprachkurs. Und da war eine kleine internationale Studenten-Gruppe 00:06:44.400 --> 00:06:56.920 dort. In der Universität Grenoble war das, und da war ein Amerikaner, der hatte gerade das Jurastudium an 00:06:56.920 --> 00:07:09.240 der New York University Law School absolviert und wollte sich bewerben für eine Stelle in Paris bei 00:07:09.240 --> 00:07:18.240 der allerersten amerikanischen Anwaltskanzlei in Europa. Damals hat es das nicht auf breiter Basis gegeben, 00:07:18.240 --> 00:07:26.920 und da hat sich mit dem eine Freundschaft am Tennisplatz ergeben. Er war Tennisspieler, 00:07:26.920 --> 00:07:33.920 wir haben Tennis gespielt und ich sage auch seinen Namen ein gewisser Roger Milgrim, 00:07:33.920 --> 00:07:41.240 und der hat mir dann gesagt: Ja, die New York University, die haben ein Programm 00:07:41.240 --> 00:07:49.520 für ausländische Juristen - schon absolvierte Juristen - nicht erst junge Studenten, 00:07:49.520 --> 00:07:57.120 und die betreiben Rechtsvergleichung, und das wär‘ was für Dich und so weiter. Und der hat 00:07:57.120 --> 00:08:07.720 mir das geradezu eingeredet und hat dann - und das habe ich damals eben erfahren – das ist eigentlich 00:08:07.720 --> 00:08:16.800 sehr positiv bei Amerikanern, die reden nicht nur, sondern wenn sie etwas vorschlagen, verfolgen Sie das 00:08:16.800 --> 00:08:26.360 auch und sind hilfreich. Der hat mir Programme geschickt und Anmeldeformulare und so weiter, weil 00:08:26.360 --> 00:08:35.000 damals wie heute, unabhängig jetzt von einem Stipendium, musste man sich überhaupt bewerben, 00:08:35.000 --> 00:08:41.560 man muss sich heute noch bewerben - nicht eine generelle Zulassung zum Studium, sondern 00:08:41.560 --> 00:08:51.240 man muss aufgenommen werden. Und das habe ich dann verbunden mit einem Fulbright-Programm 00:08:51.240 --> 00:08:58.360 bzw. habe ich mich beworben dann effektiv um ein Fulbright Programm. 00:08:58.360 --> 00:09:07.000 Und das war also sehr günstig, dass mir es dann doch zu meiner großen 00:09:07.000 --> 00:09:16.680 Freude gelungen, ist dort hinüber zu fahren. Um diese Zeit also, da möchte ich auch praktische Dinge 00:09:16.680 --> 00:09:30.920 erwähnen, damals hat’s keine großen Jets gegeben, die ruckzuck nach Amerika gefahren sind und die relativ 00:09:30.920 --> 00:09:40.240 kleine Gruppe von österreichischen Fulbrightern sind mit dem Schiff gefahren, und zwar die lange Route von 00:09:40.240 --> 00:09:54.200 Genua weg nach New York. Und das war allein schon ein besonderes Erlebnis, das waren Studenten eben aus den 00:09:54.200 --> 00:10:05.400 verschiedensten Bereichen, aus Geschichte studieren, Techniker, Sprachwissenschaftler und so weiter, und 00:10:05.400 --> 00:10:15.280 diese Reise allein auf dem Schiff war schon köstlich. Also da haben wir uns natürlich kennengelernt und 00:10:15.280 --> 00:10:25.000 haben debattiert, was uns denn erwarten wird in New York oder in Amerika. Denn alle diese 00:10:25.000 --> 00:10:34.840 Fulbright-Studenten waren noch nie vorher in Amerika. Und es war sehr nett auf dem Schiff, es war glaube ich 00:10:34.840 --> 00:10:45.120 doch 6 Tage lang oder 7 Tage, eben die Route durchs Mittelmeer und dann erst durch den Atlantik. Und da 00:10:45.120 --> 00:10:55.920 hatte man auch schon ein Gemeinschaftsgefühl. Sie kennen das, dass es dann irgendwann einmal zu einer 00:10:55.920 --> 00:11:05.320 Schiffsreise ein Captain‘s Dinner gibt und da werden die Mitreisenden auch eingeladen, irgendetwas 00:11:05.320 --> 00:11:14.920 beizutragen und die ganze Gruppe hat sich entschlossen - auch die jungen Damen - naja, wir könnten einen 00:11:14.920 --> 00:11:27.320 Volkstanz vorführen. In einem Schiffskeller haben wir geübt, Volkstänze, und die Damen haben auch Dirndln 00:11:27.320 --> 00:11:36.840 mitgehabt, also war das schon einmal erfolgreich. Und dann eines Tages, eines Morgens ganz zeitig in der 00:11:36.840 --> 00:11:48.320 Früh, sind wir aufgebrochen, weil es hat schon geheißen, naja, New York wird bald sichtbar sein. Und 00:11:48.320 --> 00:12:00.000 ich erinnere mich heute noch an den ersten Ausspruch einer der Freundinnen, Kolleginnen, die dann gesagt 00:12:00.000 --> 00:12:10.040 hat: Da ist die Statue of Liberty! Also sind wir an der Statue of Liberty entlang gefahren und dann bei 00:12:10.040 --> 00:12:25.880 einer Schiffsstation gelandet, und dort hatte mich schon ein Student von der New York University 00:12:25.880 --> 00:12:37.680 abgeholt. Und das war dann jemand, mit dem ich auch während meines Aufenthalts sehr enge Freundschaft 00:12:37.680 --> 00:12:47.080 hatte. Und wie das damals und auch heute noch organisiert war, war dann so, dass man nicht sofort 00:12:47.080 --> 00:12:56.960 zur Universität kam, das heißt alle anderen Fulbright-Freunde sind weiter in andere Städte 00:12:56.960 --> 00:13:05.080 gereist, weil die waren ja nicht in New York. Ich war von unserer Gruppe damals der einzige. Es sind 00:13:05.080 --> 00:13:14.280 ein paar nach Boston, nach Chicago, wo immer hin - und ich war aber schon am Ziel angelangt. Und das 00:13:14.280 --> 00:13:21.200 „Institute of International Education“ hat es geheißen, eine Institution, die auch dann betreut hat, 00:13:21.200 --> 00:13:29.760 die ausländischen Studenten, hat organisiert eine Woche bei einer Gastfamilie. Und da habe ich dann 00:13:29.760 --> 00:13:39.760 kennengelernt, dass New York - New York City - umgeben ist von sogenannten Suburbs, die unterschiedlichen 00:13:39.760 --> 00:13:50.520 Charakters sind. Und in einem dieser Suburbs, Larchmont, war diese Gastfamilie und da wurde ich 00:13:50.520 --> 00:14:01.840 aufgenommen und konnte mal ganz zu Beginn das amerikanische Leben kennenlernen. Die hatten zwei ganz 00:14:01.840 --> 00:14:15.840 kleine Kinder, 5 und 6 Jahre, und mit denen bin ich sogar heute noch in Kontakt. Ja, also war das dann 00:14:15.840 --> 00:14:23.680 auch so, dass die dann etwa bei den ersten Weihnachten - also im Laufe des ersten Semesters 00:14:23.680 --> 00:14:33.760 an der Universität - mich eingeladen haben, dort die Weihnachtstage zu ihnen zu kommen und so weiter. 00:14:33.760 --> 00:14:44.360 Und da habe ich den kleinen Kindern erklärt, was ich auch sportlich mache und die waren sehr interessiert, weil 00:14:44.360 --> 00:14:53.160 das muss ich auch vielleicht erwähnen: es war ganz lustig, während meiner Studienzeit war ich nämlich der 00:14:53.160 --> 00:15:03.400 erste Wiener, der in St. Anton am Arlberg in der Skischule als Skilehrer aufgenommen wurde. Damals war 00:15:03.400 --> 00:15:15.120 ein Rudi Matt, in den damaligen Zeiten, also sehr berühmt. Er war - ich glaube es war die Olympiade 1936 - 00:15:15.120 --> 00:15:24.840 ist er Olympiasieger gewesen und hat also dann eben an Ort und Stelle eine Skischule aufgebaut etc. Und 00:15:24.840 --> 00:15:36.160 damals war in St. Anton das Publikum sehr angelsächsisch orientiert. Sehr gute Gäste aus 00:15:36.160 --> 00:15:45.640 Amerika, aus England und das hat mir - an das erinnere ich mich auch - sehr geholfen, eigentlich ein 00:15:45.640 --> 00:15:54.880 geschliffenes Englisch gut zu lernen, weil ich natürlich dort mit den Skischülern immer Englisch 00:15:54.880 --> 00:16:08.000 gesprochen habe. Und dann kam noch ein Zufall, der in meinem weiteren Leben auch bereichernd war. Es war ein 00:16:08.000 --> 00:16:21.600 Schüler, ein stattlicher Herr, wo sich herausgestellt hat, der war ein Emigrant also jüdischen Hintergrunds 00:16:21.600 --> 00:16:35.720 nach Amerika. Und wie ich auch gehört habe oder dann gelernt habe, unter der jüdischen Bevölkerung im Wien 00:16:35.720 --> 00:16:45.320 der Vorkriegszeit waren nicht sehr viele, die begeisterte Alpinisten waren. Und das war aber einer, 00:16:45.320 --> 00:17:01.600 der früh Skifahren gerne gemacht hat und wie ich dann – das muss gewesen sein ‘59, ‘60 - dort in St. Anton 00:17:01.600 --> 00:17:12.720 in der Ferienzeit Skilehrer war, war der das erste Mal wieder nach seiner Emigration nach Amerika 00:17:12.720 --> 00:17:22.440 in Österreich. Und der und seine Familie war in einem dieser Suburbs und war berufstätig in New York und war 00:17:22.440 --> 00:17:31.840 sehr erfolgreich - und da hat sich eine lebenslange Freundschaft entwickelt gehabt. Und so ist das dann 00:17:31.840 --> 00:17:45.720 auch in New York eine vielschichtige Erfahrungswelt gewesen, weil dazumal waren - heute wahrscheinlich 00:17:45.720 --> 00:17:56.160 nicht mehr so sehr - aber in den 60er Jahren waren Österreicher sehr begehrt in Amerika - Skischulleiter 00:17:56.160 --> 00:18:08.640 und so weiter hat‘s berühmte Namen gegeben. Und da war aus den östlichen Skigebieten, also Vermont und New 00:18:08.640 --> 00:18:19.120 Hampshire beziehungsweise Upstate New York hat es Skigebiete gegeben, war eine Präsentation in New York 00:18:19.120 --> 00:18:31.200 in einer großen Halle, um einfach Reklame zu machen für diese Skiorte. Und da war ein Skischulleiter in 00:18:31.200 --> 00:18:37.920 einem Ort in Vermont - Killington - und der war Salzburger. Naja, habe ich mir gedacht, zu dem gehe 00:18:37.920 --> 00:18:46.680 ich hin und habe gesagt: Brauchen Sie vielleicht zu Weihnachten, in den Weihnachtsferien einen Skilehrer? 00:18:46.680 --> 00:18:58.800 Naja, da hat er mich aufgenommen. Das auch ein weiterer Bezug der historischen Entwicklungen. Und 00:18:58.800 --> 00:19:12.440 dann eben die Gruppe an der New York University School of Law war eine internationale Gruppe. Das war damals 00:19:12.440 --> 00:19:22.440 eben auch noch außergewöhnlich. Heutzutage ist das viel mehr verbreitet. Und da habe ich schon erstmals 00:19:22.440 --> 00:19:36.200 wirklich einfach unterschiedliche Nationalitäten kennengelernt, auch als Studienkollegen. Der älteste 00:19:36.200 --> 00:19:46.880 war bereits ein Richter aus dem Sudan und dann die Hälfte der internationalen Studenten, Studentinnen 00:19:46.880 --> 00:19:58.560 waren aus Südamerika. Das war dann auch irgendwie bedeutend, weil, für mich persönlich, weil ich dann 00:19:58.560 --> 00:20:07.200 die Gelegenheit hatte - nach oder am Ende meines New Yorker Aufenthalts - da waren die anderen Mitstudenten 00:20:07.200 --> 00:20:14.000 schon alle in ihren Heimatländern zurück, und ich hatte noch dann die Gelegenheit, das werde ich noch 00:20:14.000 --> 00:20:25.800 ausführen, auch in New York zu arbeiten und habe mir dann noch ein bissel ein Geld verdient und konnte eine 00:20:25.800 --> 00:20:34.120 Rundreise machen mit einem billigen – damals hat es die berühmte amerikanische Luftfahrtgesellschaft Pan 00:20:34.120 --> 00:20:44.480 American Airways - PanAm - und die haben ein Rundreiseticket angeboten. Und da konnte ich dann alle 00:20:44.480 --> 00:20:52.800 meine alten Freunde von der New York University, die gerade schon zu Hause waren und begonnen hatten mit 00:20:52.800 --> 00:21:02.160 irgendeinem Job, die konnte ich besuchen, habe durch ganz Südamerika eine Reise gemacht. Ja, aber zurück zu 00:21:02.160 --> 00:21:15.720 New York. Es war einfach eine unglaubliche Erfahrung, da auch nach dem Studium, nach dem Jus-Studium nun ein 00:21:15.720 --> 00:21:27.440 anderes Rechtssystem kennenzulernen. Es ist ja heutzutage allgemein bekannt, das Case Law System, das 00:21:27.440 --> 00:21:40.000 auch nicht mehr nur aus Case Law in Amerika besteht, da gibt's schon Vereinheitlichungen in kodifizierter 00:21:40.000 --> 00:21:50.200 Form. Die früheste solche Vereinheitlichung war der Uniform Commercial Code, der dann in allen Staaten 00:21:50.200 --> 00:22:02.320 schon gegolten hat der Vereinigten Staaten. Das gegenüber dem Codified Law, also Gesetzbücher, wo 00:22:02.320 --> 00:22:12.120 damals dann in den 60er Jahren, auch 70er Jahren die Gerichtsentscheidungen erstens einmal nicht allgemein 00:22:12.120 --> 00:22:17.920 zugänglich und bekannt waren - auch die oberstgerichtliche Entscheidungen - nicht so wie heute, 00:22:17.920 --> 00:22:27.360 die man einfach im Internet nachlesen kann. Und da war es schon interessant, diesen Unterschied in den 00:22:27.360 --> 00:22:39.360 Rechtssystemen, aber auch die Auswirkungen dann für die Anwender, sowohl Richter als auch Anwälte und so 00:22:39.360 --> 00:22:51.360 weiter zu sehen. Und da muss ich sagen, da war, und das müsste ich jetzt einmal wirklich unterstreichen, 00:22:51.360 --> 00:23:01.160 dieses Fulbright-Programm für mich, wenn ich zurückblicke - auch wie ich nachher zurückgekommen 00:23:01.160 --> 00:23:11.520 bin - für mich berufsentscheidend und lebensentscheidend mit vielen Dingen, die ich drüben 00:23:11.520 --> 00:23:21.080 erstmals gelernt habe, wobei ich betone - und das ist sicher heute auch noch der Fall bei, dass man ja 00:23:21.080 --> 00:23:30.320 besonders interessiert ist zunächst einmal zu sehen, wenn man in ein anderes Land - noch dazu über den 00:23:30.320 --> 00:23:39.440 großen Teich in den damaligen Vereinigten Staaten von Amerika – ankommt: Was ist denn unterschiedlich, was 00:23:39.440 --> 00:23:51.880 fällt einem besonders auf? Und das ist auch dann besonders bereichernd, denn mir ist also, wenn ich das 00:23:51.880 --> 00:24:03.760 vielleicht kurz erwähnen darf, eben dort besonders aufgefallen, dass die Menschen im Vergleich zu damals 00:24:03.760 --> 00:24:11.360 in Europa und speziell auch in Wien viel kommunikativer waren - und zwar in allen 00:24:11.360 --> 00:24:22.600 Gesellschaftsschichten, sowohl unter den Studenten als auch dann unter den Erwachsenen. Sei das jetzt auch 00:24:22.640 --> 00:24:32.040 etwa in Wohngemeinschaften oder in diesen schon genannten Suburbs, wie Nachbarn miteinander umgehen. 00:24:32.040 --> 00:24:42.720 Also eines ist mir als Kontrast zu uns auch besonders aufgefallen, dass in den Privathäusern in den Suburbs 00:24:42.720 --> 00:24:52.120 mit Gärten rundherum keine Zäune bestehen. Es gibt zwischen den Nachbarn keine Zäune wie bei uns, 00:24:52.120 --> 00:25:01.560 abgegrenzte Zäune und trotzdem respektiert man einander. Also das ist mir besonders aufgefallen. Eine 00:25:01.560 --> 00:25:12.800 weitere Besonderheit, die die ich wirklich bis heute in Erinnerung habe und die mich auch beeinflusst hat, 00:25:12.800 --> 00:25:26.280 war, dass etwa unter Studenten auf so Studentenpartys immer gefragt wird nach dem Namen. Und wenn man jemand 00:25:26.280 --> 00:25:32.920 zum ersten Mal trifft und dann am Ende einer Party sich verabschiedet, hat er in Erinnerung, wie man 00:25:32.920 --> 00:25:42.160 heißt und sagt: „Heinz, it was nice meeting you“ und so weiter. Also, das ist mir auch besonders 00:25:42.160 --> 00:25:55.360 aufgefallen und auch die Hilfsbereitschaft, dass man einander hilft und dann auch in Kontakt bleibt. Und 00:25:55.360 --> 00:26:05.320 wenn man eine Einladung zu einem besonderen privaten Anlass erhält - was heute in Europa und auch 00:26:05.320 --> 00:26:16.880 bei uns schon weit verbreitet ist - die berühmten Thank You-Notes. Damals war das in Wien nicht üblich, dass man 00:26:16.880 --> 00:26:26.680 da sich wirklich die Mühe macht, auch in schriftlicher Form sich zu bedanken, bei einer Familie die einen 00:26:26.680 --> 00:26:35.440 eingeladen hat oder auch bei einem Freund, der eine Party veranstaltet hat. Und das sind so die ersten 00:26:35.440 --> 00:26:49.800 Eindrücke, die mir sehr gefallen haben und die mich auch in weiterer Folge geprägt haben. Und ich 00:26:49.800 --> 00:27:04.160 möchte doch zum beruflichen Impetus dann noch sagen, also: ich habe mich dann doch beworben, und zwar auch 00:27:04.160 --> 00:27:19.160 mit Hilfe durchaus bereitwilliger österreichischer Kontakte - denn gerade 1963, wie ich erstmals nach 00:27:19.160 --> 00:27:31.200 Amerika gekommen bin und eben an der NYU das Studium begonnen habe - 1963 wurde auch das österreichische 00:27:31.200 --> 00:27:45.000 Kulturinstitut in New York eröffnet. Und das war für mich auch ein wichtiger Eindruck, da war der erste 00:27:45.000 --> 00:28:00.800 Leiter dieses Kulturinstituts, ein Herr Dr. Wilhelm Schlag, und mit dem bin ich dann bis zu seinem leider 00:28:00.800 --> 00:28:10.360 doch relativ frühen Tod auch befreundet gewesen, um das nur zu sagen. Der ist dann später zurückgekommen 00:28:10.360 --> 00:28:20.840 nach Österreich und war dann Leiter im Kulturministerium der damaligen österreichischen 00:28:20.840 --> 00:28:30.480 Museen – da waren die großen Museen noch eingegliedert, nicht wie es heute ist, ausgegliedert. 00:28:30.480 --> 00:28:43.480 Und dieser Willi Schlag hat mir auch geholfen, dass ich dann noch bleiben konnte, nämlich Visum-mäßig und 00:28:43.480 --> 00:28:54.720 auch nach den Bedingungen des Fulbright-Stipendiums. Und das war für mich sehr interessant. Er hat - das 00:28:54.720 --> 00:29:05.080 sei vielleicht auch im Rückblick erzählt - gerade New York City und der historische Background, dass gerade 00:29:05.080 --> 00:29:14.160 in New York eben sehr viele österreichische Immigranten waren, die in diesem Kulturinstitut mit 00:29:14.160 --> 00:29:25.760 dem ersten Leiter Willi Schlag einen intensiven Bezug hatten zu ihrem Ursprungsland. Und bei Veranstaltungen 00:29:25.760 --> 00:29:36.720 bei dem Kulturinstitut, an denen ich teilgenommen habe, habe ich daher auch viele ehemalige Österreicher 00:29:36.720 --> 00:29:49.320 kennengelernt. Und dann hat diesen Willi Schlag noch etwas an mir beeindruckt – die NYU, die damals 00:29:49.320 --> 00:29:59.240 auch natürlich interkulturelle Programme hatte, abgesehen jetzt vom Studienprogramm - die hat die 00:29:59.240 --> 00:30:07.960 ausländischen Studenten, oder hat gesucht unter ausländischen Studenten in Zusammenarbeit mit der Stadt 00:30:07.960 --> 00:30:22.640 New York - Studenten, die bereit waren eben in Schulen zu gehen, in öffentliche Schulen in New York und dort 00:30:22.640 --> 00:30:30.560 im Rahmen des Geschichtsunterrichts oder Geographieunterrichts über ihr Land zu erzählen. Und 00:30:30.560 --> 00:30:40.080 da habe ich mich gemeldet und habe dann gedacht, na da gehe ich aber zum österreichischen Kulturinstitut und lasse 00:30:40.080 --> 00:30:50.680 mir helfen, Materialien geben und so weiter. Und da war ich in Bereichen in New York dann in Schulen, die 00:30:50.680 --> 00:31:02.360 man sonst als Besucher nicht besuchen würde. Das sind ja unterschiedlichste Gebiete allein in Manhattan. 00:31:02.360 --> 00:31:12.880 Lower East Side - das war damals zumindest eine eher bedürftige Gegend und so auch daher die öffentlichen 00:31:12.880 --> 00:31:22.880 Schulen. Aber eindrucksvoll dort dann mit jungen Schülern zu sprechen, deren Interesse zu sehen und 00:31:22.880 --> 00:31:32.040 über Österreich referieren zu können, über diese Nachkriegszeit. Also an das erinnere ich mich auch 00:31:32.040 --> 00:31:41.600 noch. Und dann war es eben so, dass ich als einziger dieser internationalen Studentengruppe in dem Jahrgang 00:31:41.600 --> 00:31:53.040 ‘63/‘64 nach dem Abschluss Gelegenheit hatte, bei einer Anwaltskanzlei - die damals hieß „Debevoise Plimpton 00:31:53.040 --> 00:32:02.240 Lyons and Gates“ eine der großen Wall Street Law Firms, wie es damals geheißen hat, doch als 00:32:02.240 --> 00:32:14.960 ausländischer Jurist mitpraktizieren zu können. Und das war für mich dann auch für die weitere 00:32:14.960 --> 00:32:26.080 Berufslaufbahn prägend, weil bei uns in Österreich damals, also 60er Jahre und auch noch 70er 00:32:26.080 --> 00:32:37.280 Jahre, hat es noch nicht größere Anwalts-Gruppen gegeben. Die Rechtsanwaltschaft wurde hauptsächlich 00:32:37.280 --> 00:32:47.480 eigentlich praktiziert durch einzeln praktizierende Anwälte oder aber auch Vater-Sohn-Verbindungen, aber 00:32:47.480 --> 00:32:59.360 nicht Anwalts-Sozietäten. Und der Senior-Partner, wenn man das auf Amerikanisch-Englisch die Vornamen 00:32:59.360 --> 00:33:09.280 ausdrückt ganz vielleicht lustig: Eli Whitney Debevoise. Seine Vorfahren stammten ab von 00:33:09.280 --> 00:33:20.520 französischen Hugenotten, die ausgewandert sind. Und der war auch im öffentlichen Dienst tätig im Rahmen 00:33:20.520 --> 00:33:30.760 seiner langen Berufslaufbahn und war - ich glaube, so hat man damals gesagt, Assistant High Commissioner for 00:33:30.760 --> 00:33:41.080 Germany, also in der Besatzungszeit Deutschlands, und hat daher Kontakte zu Deutschland gehabt. Und da 00:33:41.080 --> 00:33:54.520 erinnere ich mich, wenn ich das erwähnen darf, als eine doch ganz interessante historische Sache: 1952 war er 00:33:54.520 --> 00:34:03.400 Verhandlungsleiter der westlichen Alliierten zum Abschluss des sogenannten Bonner Vertrages mit 00:34:03.400 --> 00:34:12.280 Westdeutschland - der hat stets gegolten als ein Ersatz eines Friedensvertrags mit Deutschland, also 00:34:12.280 --> 00:34:25.920 mit Westdeutschland. Und 1964 war dann noch, also lange nach Abschluss dieses Vertrages, waren 00:34:25.920 --> 00:34:36.400 Ausführungsgesetze in Deutschland noch zu absolvieren und da hat es unterschiedliche Meinungen zwischen den 00:34:36.400 --> 00:34:41.920 Parteien gegeben in der Auslegung bestimmter Bestimmungen. Ich will mich da nicht zu sehr 00:34:41.920 --> 00:34:51.760 verbreitern. Und die Gegensätze haben lange angehalten und dann hat offenbar ein Politiker oder mehrere haben 00:34:51.760 --> 00:34:59.560 gesagt: Naja, fragen wir doch den, der das verhandelt hat, und haben nachgeforscht – das war der Herr 00:34:59.560 --> 00:35:09.760 Debevoise. Und der hat ein Gutachten zu bestimmten Fragen gegeben und da ist es ihm ganz passend gewesen, 00:35:09.760 --> 00:35:19.760 dass ein deutschsprachiger Jurist ihm behilflich war, die Literatur, die zu solchen Fragen in Deutschland 00:35:19.760 --> 00:35:30.800 bestanden hat und geschrieben wurde, ihm zu erläutern. Und dann war noch ein Zufall. Ein anderer 00:35:30.800 --> 00:35:43.040 Partner, erfolgreicher Partner, hatte auch einen Bezug zu Wien als damals Verhandlungsleiter, als Anwalt, bei 00:35:43.040 --> 00:35:55.320 der Etablierung der Atomenergiebehörde in Wien. Und da gibt's ja immer dann ein sogenanntes Status Agreement 00:35:55.320 --> 00:36:05.200 mit der Republik Österreich und das hat er verhandelt. Er war über ein halbes Jahr in Wien und ich glaube fast, 00:36:05.200 --> 00:36:13.320 das hat vielleicht auch dazu beigetragen, dass er gesagt hat: Naja, das wäre ganz gut, den können wir 00:36:13.320 --> 00:36:21.640 gebrauchen bei Schiedsverfahren. Und da habe ich früh das internationale Schiedsgerichtswesen durch ihn 00:36:21.640 --> 00:36:32.040 kennengelernt. Übrigens der Name war Robert B. van Mehren, Bob van Mehren, und der hatte einen 00:36:32.040 --> 00:36:45.800 Zwillingsbruder, der ein bedeutender Professor für Recht in Harvard war. Und so haben sich wirklich 00:36:45.800 --> 00:36:56.320 schöne internationale Kontakte ergeben gehabt. Na ja, und dann bin ich eben zurückgekommen, musste ich 00:36:56.320 --> 00:37:05.040 zurückkommen, wie gesagt, nachdem ich dann die internationalen Kollegen in Südamerika besucht habe 00:37:05.040 --> 00:37:12.760 und von der Reise bin ich dann noch einmal zurück nach New York gekommen. Und da zurück habe ich das Gefühl 00:37:12.760 --> 00:37:20.960 gehabt, jetzt nach Südamerika, ich komme wieder heim. Und da ist es mir damals dann wirklich sehr schwer 00:37:20.960 --> 00:37:30.000 gefallen, New York zu verlassen und wieder nach Österreich zurückzukehren und ich muss sagen, dass ich 00:37:30.000 --> 00:37:41.360 lange Zeit dann so immer ein Sprücherl gehabt habe. Ich hab eigentlich nie einen Cultural Shock gehabt von 00:37:41.360 --> 00:37:50.920 Österreich hinüber nach New York zu gehen, aber ich habe dann oft so das Sprücherl gepflogen: ich habe 00:37:50.920 --> 00:38:01.880 einen Cultural Shock erlebt wie ich von Amerika wieder zurückgekommen bin 1966. Da wollte ich mich dann 00:38:01.880 --> 00:38:13.280 bewerben eben doch bei Anwaltskanzleien und bei den ganz wenigen, die doch sehr profiliert auch schon 00:38:13.280 --> 00:38:23.800 damals im Handelsrecht und Wirtschaftsbereich waren. Wie gesagt, es hat ja keine Anwaltssozietäten gegeben 00:38:23.800 --> 00:38:37.640 die wirklich auf breiter Basis Unternehmen betreut haben, aber doch einige. Und da habe ich dann auch so 00:38:37.640 --> 00:38:46.320 eine Erinnerung - ein Sprücherl, wenn ich das erzähle, beim Interview habe ich also mich entsprechend 00:38:46.320 --> 00:38:54.040 vorgestellt, wie man es heute ja auch macht, aber damals schon und habe eben referiert, was ich gemacht 00:38:54.040 --> 00:39:04.080 habe. Und das ist das Sprücherl, da hat mich der durchaus prominente Anwalt unterbrochen und hat 00:39:04.080 --> 00:39:10.200 gesagt: „Wo waren’S, Herr Kollegah? In Amerika? Gehen’S, hörn’S auf, die haben doch kein 00:39:10.200 --> 00:39:20.040 Rechtssystem!“ Also Stichwort Unterschied: kodifiziertes Recht und Case Law. Und damals - ich 00:39:20.040 --> 00:39:30.640 spreche also jetzt, das glaube ich ist so allgemein ganz interessant, nicht nur jetzt rein juristisch - 00:39:30.640 --> 00:39:40.160 war schon noch so die Einstellung: Naja, wir brauchen keine langen Verträge, weil das steht eh alles im 00:39:40.160 --> 00:39:45.360 Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch oder im Handelsgesetzbuch, da brauchen wir keine langen 00:39:45.360 --> 00:39:53.720 Verträge schreiben. Und in Wirklichkeit, im internationalen Wirtschafts- und Vertragsrecht, war es 00:39:53.720 --> 00:40:04.840 schon so, dass eben insbesondere die Wall Street Law Firms bei Wirtschafts-Verträgen und Handelsverträgen 00:40:04.840 --> 00:40:16.920 angesichts des Case Law Systems sehr darauf schauen mussten und geschaut haben, den Sachverhalt bei der 00:40:16.920 --> 00:40:26.480 Vertragsgestaltung genau festzuhalten, um zu dokumentieren, wovon beide Parteien, also 00:40:26.480 --> 00:40:38.360 vertragsabschließende Parteien ausgegangen sind. Und deswegen sind das lange Verträge geworden, und die 00:40:38.360 --> 00:40:50.440 haben später Eingang gefunden natürlich heutzutage in allgemeine Vertragsformen. Und dass etwa im 00:40:50.440 --> 00:41:01.800 Unternehmensbereich beim Unternehmenskauf speziell eine sogenannte Due Diligence gemacht wird, und 00:41:01.800 --> 00:41:12.520 damals kaum - also das Wort hat es gar nicht gegeben im europäischen Sprachgebrauch - das ist alles von 00:41:12.520 --> 00:41:24.200 Amerika gekommen. Und die berühmten - etwa bei einem Unternehmenskauf - „Representations and Warranties“, 00:41:24.200 --> 00:41:35.200 also einzelne Gewährleistungsverpflichtungen mit entsprechend festgehaltenem Sachverhalt, das hat 00:41:35.200 --> 00:41:44.840 insgesamt die Wirtschaftswelt und die Juristerei insgesamt von eigentlich dem angelsächsischen 00:41:44.840 --> 00:41:58.280 Rechtsbereich erlernt, und das ist heutzutage Allgemeingut. Und daher war es dann so, dass ich durch 00:41:58.280 --> 00:42:06.880 Zufall eine Möglichkeit hatte, in - nicht eine Anwaltskanzlei, in eine private Anwaltskanzlei 00:42:06.880 --> 00:42:16.640 einzutreten und dort meine ersten Berufserfahrungen in Österreich zu beginnen - sondern ich bin eingetreten 00:42:16.640 --> 00:42:23.240 in die Finanzprokuratur. Da habe ich eine Chance erhalten. Das ist die Rechtsanwaltskanzlei der 00:42:23.240 --> 00:42:37.280 Republik Österreich. Und die hat, wie man ja weiß, lange Tradition, geht sogar zurück in die Zeit der 00:42:37.280 --> 00:42:46.080 österreichisch-ungarischen Monarchie - ins Habsburgerreich. Und der damalige Chef in der 00:42:46.080 --> 00:42:56.440 Prokuratur, der hatte selbst begonnen noch in einer Zeit, wo die Finanzprokuratur eine Außenstelle in 00:42:56.440 --> 00:43:07.640 Lemberg in der Ukraine hatte. Also das war sehr interessant und ich habe auch wirklich erfahren dann 00:43:07.640 --> 00:43:22.000 doch ein gewisses Ausmaß an Erfahrung in einer Gruppe in der Finanzprokuratur. Später dann habe ich eben 00:43:22.000 --> 00:43:32.600 doch anerkennend vielfach gesagt: In diesen Jahren, in diesen ersten Jahren: „The Finanzprokuratur was the 00:43:32.600 --> 00:43:43.680 first and only law firm in Austria“, und daher habe ich sogar heute noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen, 00:43:43.680 --> 00:43:53.920 pensioniert und so weiter - und zum jetzigen Innenminister Wolfgang Peschorn, den kenne ich auch. 00:43:53.920 --> 00:44:02.080 Aber irgendwann habe ich mich dann bei der Prokuratur - und das war schon dann nach fünf Jahren, nach 00:44:02.080 --> 00:44:10.960 Abschluss der notwendigen Rechtsanwaltsprüfung und auch Prokuraturs-Prüfung - mich entschließen müssen 00:44:10.960 --> 00:44:20.200 und wollen: bleibe ich da oder mache ich jetzt doch was anderes? Und da habe ich durch Zufall auf der 00:44:20.200 --> 00:44:29.880 Straße getroffen einen alten - nicht unmittelbaren Schulfreund in der gleichen Klasse, aber in der in der 00:44:29.880 --> 00:44:42.200 gleichen Schule, in diesem Maroltinger-Gymnasium, und der war in einer prominenten Kanzlei und hat doch 00:44:42.200 --> 00:44:49.520 überlegt sich selbständig zu machen, und da haben wir dann spontan uns entschlossen: Machen wir das 00:44:49.520 --> 00:45:04.360 gemeinsam! Und so ist die Kanzlei „Heller und Löber“ - dieser Freund Kurt Heller, mit dem ich dann das ganze 00:45:04.360 --> 00:45:13.520 Berufsleben gemeinsam war - konnten wir so einen ersten Schritt setzen in Richtung Anwaltssozietät, 00:45:13.520 --> 00:45:24.640 auch mit den Erfahrungen, die ich in New York hatte. Und da wurde dann „Heller, Löber, Bahn & Partner“ 00:45:24.640 --> 00:45:34.320 daraus, und das war eine Erfahrung, die eben auch zurückgeht auf meine erste Fulbright-Zeit und die 00:45:34.320 --> 00:45:46.280 Amerika-Erfahrung, wobei ich auch sagen will: Es sind Eigenschaften, die ich in der Fulbright-Zeit und in 00:45:46.280 --> 00:46:00.640 Amerika erlernt und mir angewöhnt habe, die durchaus sehr hilfreich waren, weil eben z.B. in einer 00:46:00.640 --> 00:46:09.840 Partnerschaft, wenn ein Mandant kommt, habe ich dann immer die Praxis gehabt und die anderen Kollegen auch, 00:46:09.840 --> 00:46:17.440 die Kanzlei vorzustellen. Und selbst wenn man selbst gearbeitet hat an einem Fall, dann zwischendurch 00:46:17.440 --> 00:46:26.200 einmal zu sagen: Bitte lernen Sie meinem Partner Sowieso kennen und so weiter. Und das,s muss ich sagen, 00:46:26.200 --> 00:46:37.280 war eine Sache, die ich da während meiner Zeit in Amerika gelernt habe. Eine andere eindrucksvolle 00:46:37.280 --> 00:46:47.040 Erfahrung, die mir gerade jetzt auch wieder einfällt, ist dass ich in Amerika damals - und das ist sicher 00:46:47.040 --> 00:46:57.320 heutzutage auch - wirklich die Hilfsbereitschaft, die ich schon einmal erwähnt habe, aber auf professioneller 00:46:57.320 --> 00:47:06.880 Basis kennengelernt habe, wo viele Menschen… Und da gibt's dort im Englischen den Begriff, den man bei uns 00:47:06.880 --> 00:47:19.280 kaum in diesem Sinne verwendet, dass man sich auch sogenannten „pro bono activities“ widmet. Hier würde 00:47:19.280 --> 00:47:29.560 man sagen gemeinnützige Tätigkeit oder Hilfstätigkeit und so. Aber unter Verwendung der lateinischen 00:47:29.560 --> 00:47:39.760 Ausdrücke „pro bono“ sagt es eigentlich das sehr gut aus. Und das war eigentlich auch für mein weiteres 00:47:39.760 --> 00:47:52.360 Leben und bis heute prägend - sowohl auch dann für die Sozietät als auch für mich persönlich. Daher kam es, 00:47:52.360 --> 00:48:03.120 dass ich mich auch interessiert habe und da mich die Partner der Sozietät bestärkt haben, dass ich in der 00:48:03.120 --> 00:48:13.040 Standesvertretung der Rechtsanwälte – also in der Rechtsanwaltskammer - tätig war, fast 20 Jahre. Und 00:48:13.040 --> 00:48:23.720 das waren auch sehr interessante Zeiten, wo man, damals unter einem legendären Präsidenten Walter 00:48:23.720 --> 00:48:34.320 Schuppich, der schon früh, also noch in Zeiten des Kalten Krieges und des kommunistischen Ostblocks 00:48:34.320 --> 00:48:44.560 Beziehungen gepflogen hatte auf Anwaltskammer-Ebene. Und da gab es sehr früh die sogenannte österreichische - 00:48:44.560 --> 00:48:52.920 nicht österreichische, sondern internationale Präsidentenkonferenz aller Anwaltskammer-Präsidenten. 00:48:52.920 --> 00:49:05.640 Und da waren Kammerpräsidenten, Ungarn und der anderen Nachbarländer bis Rumänien in Wien jährlich 00:49:05.640 --> 00:49:15.960 versammelt, und das waren auch interessante Eindrücke. Noch dazu durch diese internationale Ausrichtung - und 00:49:15.960 --> 00:49:25.880 ich sage auch das Kennenlernen anderer Kulturen - waren wir dann, also als österreichische Sozietät die 00:49:25.880 --> 00:49:41.200 ersten - unmittelbar beim Fall der Mauer bzw. eben der Öffnung des Ostblocks, dass wir 1989 ein Büro in 00:49:41.200 --> 00:49:53.560 Budapest gegründet haben, und das war aus Europa die erste außerungarische, also ausländische 00:49:53.560 --> 00:50:01.760 Anwaltskanzlei. Da musste man eine Lizenz erwerben, dass man dort ein Büro eröffnen kann, und auch dann in 00:50:01.760 --> 00:50:10.200 Prag und Bratislava. Und das wiederum hat dazu geführt, dass deutsche Kollegen und Freunde - mit 00:50:10.200 --> 00:50:19.880 denen wir schon im beruflichen Kontakt waren - interessiert waren, doch an uns in Wien mit einem 00:50:19.880 --> 00:50:30.600 Standort und so hat sich dann ergeben die erste grenzüberschreitende Fusion von Anwaltskanzleien in 00:50:30.600 --> 00:50:40.680 Deutschland und in Österreich. Die hat dann geheißen „Bruckhaus Westrick Heller Löber“, wobei es für mich 00:50:40.680 --> 00:50:50.320 auch berührend war und interessant war, dass die deutschen Freunde gesagt haben: Na, wir wollen gern im 00:50:50.320 --> 00:50:58.120 Firmenwortlaut eine Gleichwertigkeit, dass es nicht so ausschaut, dass die Deutschen da die Österreicher 00:50:58.120 --> 00:51:08.120 übernommen haben. Und daraus sind auch langjährige Freundschaften entstanden und eine partnerschaftliche 00:51:08.120 --> 00:51:18.360 Ausübung des Berufs. Und auch da kann man eigentlich sagen, von der Einstellung her ist das zurückgegangen 00:51:18.360 --> 00:51:27.600 auf die amerikanischen Erfahrungen. Daher sage ich - wenngleich die Verhältnisse heutzutage – 00:51:27.600 --> 00:51:39.920 international, Digitalisierung, weltweite Vernetzung - sicher andere Verhältnisse sind, aber doch dieses 00:51:39.920 --> 00:51:53.360 Fulbright-Programm ist ein für mich prägendes Programm gewesen, das im Grunde genommen mein ganzes Leben 00:51:53.360 --> 00:52:06.080 positiv beeinflusst hat. Noch dazu wo dann jetzt die Anwaltsgruppierung - die europäische - sich irgendwann 00:52:06.080 --> 00:52:15.360 entscheiden musste, und das war noch in meiner Aktivzeit - kommen wir ohne die Angelsachsen aus in 00:52:15.360 --> 00:52:24.760 dieser globalisierten Welt? Und daraus ist jetzt eben die große internationale Sozietät geworden: 00:52:24.760 --> 00:52:37.960 Freshfields. Eben auch mit großer Betonung dieser Lingua Franca - International Legal Lingua Franca – 00:52:37.960 --> 00:52:51.760 Englisch. Und das waren alles Erfahrungen, die im Grunde genommen kontinuierlich waren, wie ich meine, 00:52:51.760 --> 00:53:03.400 und bis heute im Rückblick daher für mich selbst ein schönes Bild ergeben. 00:53:04.960 --> 00:53:14.960 Ich erwähnte, dass ich schon in der Gymnasialzeit aktiv war, bei den Schulclubs, da hat es nur ganz wenige 00:53:14.960 --> 00:53:24.840 gegeben, ich glaube 4 in ganz Wien. Und die österreichische Liga für die Vereinten Nationen hatte 00:53:24.840 --> 00:53:36.680 das organisiert. Und da gab‘s eine - und gibt es heute noch - eine internationale Vereinigung dieser 00:53:36.680 --> 00:53:46.120 Nationalen Associations sage ich einmal, die fördern das Verständnis für die Vereinten Nationen, 00:53:46.120 --> 00:53:53.840 insbesondere damals in den 60er Jahren. Und da war gerade durch Zufall - es gibt keine Zufälle im Leben - 00:53:53.840 --> 00:54:06.320 war zu Beginn meines Aufenthalts in New York eine internationale Konferenz der WFUNA: der „World 00:54:06.320 --> 00:54:15.480 Federation of United Nations Associations“. Und damals war es ja nicht so leicht, einfach dort hinüber zu 00:54:15.480 --> 00:54:26.320 jetten - abgesehen von den Kosten damals - und da bin ich zu dem honorigen Vorstand dieser Liga der 00:54:26.320 --> 00:54:35.120 Vereinten Nationen gegangen und habe mich angeboten: Na, ich könnte ja vielleicht die Liga vertreten - und 00:54:35.120 --> 00:54:45.760 tatsächlich haben die dann zugestimmt und da war ich bei weitem unter allen möglichen Honoratioren von der 00:54:45.760 --> 00:54:58.560 ganzen Welt der Jüngste - Vertreter Österreichs mit 23 Jahren. Und der damalige Generalsekretär der Vereinten 00:54:58.560 --> 00:55:10.240 Nationen – U Thant - der hat auch mich zu einem Gespräch empfangen und da habe ich dann ein Foto 00:55:10.240 --> 00:55:17.720 gemacht, oder wurde ein Foto gemacht und das wurde mit meinem Bericht über die Konferenz danach in der 00:55:17.720 --> 00:55:24.240 Zeitschrift der Liga der Vereinten Nationen veröffentlicht. Also damals war ich natürlich schon 00:55:24.240 --> 00:55:33.600 mächtig stolz, dass ich da an so einer Konferenz teilnehmen konnte – was aber auch bewirkt hat, dass 00:55:33.600 --> 00:55:46.760 mein Interesse an der internationalen politischen Entwicklung und den internationalen Organisationen 00:55:46.760 --> 00:55:57.440 sehr beflügelt wurde. Bei dieser Konferenz damals 1963, das war unter der Präsidentschaft John F. 00:55:57.440 --> 00:56:09.720 Kennedys, der hat auch eine Ansprache gehalten zu der versammelten Vertretung der World Federation of the 00:56:09.720 --> 00:56:18.520 United Nations Associations - und mir ist damals wie auch vielen anderen ja noch in Erinnerung dieser 00:56:18.520 --> 00:56:28.800 Ausspruch von John F. Kennedy: „Do not ask what your country can do for you - ask what you can do for your 00:56:28.800 --> 00:56:41.000 country!“ Leider musste ich damals dann im November miterleben an Ort und Stelle - das war gerade ‘63, mein 00:56:41.000 --> 00:56:50.760 erstes Semester an der NYU - wie Kennedy ermordet wurde. Das war schon auch sehr eindrucksvoll. 00:56:53.600 --> 00:57:08.000 Also von dem Fulbright-Programm habe ich tatsächlich schon zum Ende der Gymnasialzeit erfahren, und da habe 00:57:08.000 --> 00:57:17.400 ich mich erstmals interessiert und dann muss ich auch einen Namen nennen, den alte Fulbrighter sehr in 00:57:17.400 --> 00:57:27.560 Erinnerung haben: eine berühmte Frau Wild. Und diese Frau Wild war wirklich sehr hilfreich, immer auch sehr 00:57:27.560 --> 00:57:38.240 behutsam, wenn Sie einem wollte näherbringen, dass es keine Chance hat oder dass es nicht sinnvoll ist, je 00:57:38.240 --> 00:57:50.000 nachdem in der Stufe der Berufsentwicklung oder der Studien-Entwicklung. Und so hatte ich mich erstmals 00:57:50.000 --> 00:58:05.560 doch unmittelbar nach der Studienzeit beworben - und da hätte ich keine Chance gehabt. Und dann war noch 00:58:05.560 --> 00:58:15.800 der Ratschlag von Professoren auf der Universität dann: „Herr Kollege, machen‘S lieber erst einmal das 00:58:15.800 --> 00:58:28.680 Studium fertig.“ Und das war dann für mich eigentlich durchaus plausibel und ich war auch nicht enttäuscht, 00:58:28.680 --> 00:58:39.280 dass das nicht geklappt hat. Und der Auswahlprozess - da muss ich noch dazu sagen - es kam eben dazu, dass 00:58:45.200 --> 00:58:50.040 ein alter Freund, jetzt eben besagter Roger Milgrim, den ich da in der Universität Grenoble kennengelernt 00:58:50.040 --> 00:59:00.960 habe, mir eröffnet hat, es gibt eben nicht nur die Bewerbung zu dem Programm an der NYU, sondern 00:59:00.960 --> 00:59:07.600 auch für ein Stipendium - und das waren andere Institutionen. 00:59:07.600 --> 00:59:14.080 Da war eine Ford Foundation Fellowship, und dort habe ich mich beworben, 00:59:14.080 --> 00:59:24.560 also alles auf schriftliche Weise. Und damals halt natürlich mit der Post und das in 00:59:24.560 --> 00:59:33.760 Kombination mit dem Fulbright-Reisestipendium, was aber mehr ist als nur die Kosten für die Reise. Wie 00:59:33.760 --> 00:59:42.400 ich schon erwähnt habe, es so war dann auch eine Betreuung vor Ort damit verbunden bzw. auch 00:59:42.400 --> 00:59:48.320 Versicherungen, Krankenversicherung während des ganzen Jahres. 00:59:48.320 --> 00:59:57.360 Und da habe ich mich eben damals bei der Fulbright-Kommission in Wien beworben. 00:59:57.360 --> 01:00:07.640 Ich glaube auch schriftlich mit großen Unterlagen, auch Bewerbungs-Empfehlungsschreiben 01:00:07.640 --> 01:00:17.040 musste man dann beibringen, und das war dann auch ein Interview, ein langes, und da 01:00:17.040 --> 01:00:26.560 war ich dann sehr froh, wie einige Zeit danach die Meldung kam: Ja, das hat jetzt geklappt. 01:00:29.040 --> 01:00:44.640 Als allererstes war ich dann eben nicht direkt an der Universität. Ich muss dazu sagen, ich bin empfangen 01:00:44.640 --> 01:00:54.720 worden durch diese Gastfamilie, bei der ich dann zwei Wochen - ich glaube ungefähr zwei Wochen - 01:00:54.720 --> 01:01:02.360 in Larchmont, dem Suburb von New York, sein konnte und dann habe ich 01:01:02.360 --> 01:01:12.760 aber mir damals gedacht - kann ich irgendwie meine finanzielle Position aufbessern? - 01:01:12.760 --> 01:01:19.960 und habe, weil ich in Österreich zurück als Skilehrer doch billig an Ski herangekommen 01:01:19.960 --> 01:01:31.480 bin, habe ich 5 Paar neue Ski verpackt mitgenommen in der in der Annahme, ich kann die dort 01:01:31.480 --> 01:01:40.680 sehr gewinnbringend verkaufen. Nur hat sich herausgestellt, dass dort damals es schon auf breiter 01:01:40.680 --> 01:01:52.400 Basis solche Aktionen gab mit verbilligten Skiern und so weiter, sodass ich froh war, dass ich die halbwegs 01:01:52.400 --> 01:02:04.240 - und zwar in einem Schweizer Skiclub, wo ich dann Zugang fand - verkaufen konnte. Und als erstes war für 01:02:04.240 --> 01:02:16.240 mich eigentlich die Möglichkeit - oder was ich als erstes gemacht habe - war dort bei der Gastfamilie 01:02:16.240 --> 01:02:25.080 kennenzulernen, wie das Familienleben und das Leben in der Nachbarschaft vor sich geht. 01:02:27.080 --> 01:02:37.440 Bei den Nachbarschaften war für mich besonders auffällig, dass man sich gegenseitig viel mehr 01:02:37.440 --> 01:02:46.680 geholfen hat, als ich damals in Erinnerung hatte aus Österreich - dass auch man in der unmittelbaren 01:02:46.680 --> 01:02:55.480 Nachbarschaft, und zwar auf einer einfachen Basis, immer wieder auch Partys organisiert hatte. Das war 01:02:55.480 --> 01:03:10.040 damals in Österreich noch nicht wirklich weit verbreitet. Und dass man auch eben gegenüber jungen 01:03:10.040 --> 01:03:28.160 Leuten damals anders aufgetreten ist wie bei uns in Österreich. Dieses herrschaftliche Auftreten oder auch 01:03:28.160 --> 01:03:41.000 das sehr seniorale Auftreten ist absolut nicht dort üblich gewesen, sondern sogar in so einer 01:03:41.000 --> 01:03:53.520 nachbarschaftlichen Atmosphäre habe die Menschen auch per Vornamen sich angeredet. Unabhängig vom Alter, und 01:03:53.520 --> 01:04:04.960 das ist mir auch besonders aufgefallen, dass man da dann auch in der Wortwahl und so: „Nice seeing you! 01:04:04.960 --> 01:04:17.000 Hope to see you again!“ und so weiter, das war damals in Österreich oder auch in Wien noch nicht üblich. 01:04:20.120 --> 01:04:31.160 Also zu dieser Zeit war es doch so, dass in Österreich - und das ist glaube ich schon auch heute noch allgemein 01:04:31.160 --> 01:04:44.760 bekannt - der Frontalvortrag der österreichischen Professoren im Vordergrund stand, währenddessen in 01:04:44.760 --> 01:04:58.000 Amerika man tatsächlich selbst sich Dinge erarbeitet hat. Da darf ich darauf hinweisen, es hat im 01:04:58.000 --> 01:05:09.400 amerikanischen Jus-Studium jeweils von Vorlesung zu Vorlesung Reading Assignments gegeben, die dann aber 01:05:09.400 --> 01:05:19.760 in der Vorlesung oder eben in der Lehrveranstaltung mit dem Professor, mit den Studenten diskutiert 01:05:19.760 --> 01:05:29.920 wurden. Und das ist mir wirklich besonders aufgefallen, weil das auch ergeben hat, dass an einer 01:05:29.920 --> 01:05:39.600 amerikanischen Universität die mündliche Ausdrucksweise schon der Studierenden gefördert wurde 01:05:39.600 --> 01:05:49.960 und verbessert wurde, während das dazumal in Österreich noch nicht sehr weit verbreitet war. Ich 01:05:49.960 --> 01:05:59.600 muss sagen, es gab für mich eindrucksvolle Persönlichkeiten. Eben ein Professor, der auch damals 01:05:59.600 --> 01:06:11.360 schon im Bereich des Zivilrechts - Fritz Schwind - über die Landesgrenzen hinausgeblickt hat. Auf dem 01:06:11.360 --> 01:06:23.880 Gebiet des Verfassungsrechts auch noch zu erwähnen Professor Günter Winkler, der ein ausgesprochener 01:06:23.880 --> 01:06:35.720 Experte und Kenner des Werks war von Hans Kelsen, der ja auch emigriert ist, emigrieren musste nach Amerika. 01:06:35.720 --> 01:06:47.040 Der Schöpfer der österreichischen Bundesverfassung, der entwickelt hatte dann die reine Rechtslehre und 01:06:47.040 --> 01:06:58.680 ein großes Buch geschrieben hat über die reine Rechtslehre. Und das hat Günter Winkler mit einer 01:06:58.680 --> 01:07:10.720 kleinen Gruppe von engagierten Studenten in einem Seminar entwickelt - also interpretiert und sozusagen 01:07:10.720 --> 01:07:30.640 die Anwendung des positiven Rechts, des gesatzten Rechts unter Abgrenzung zu Theorien, zu Ideologien, 01:07:30.640 --> 01:07:39.320 ideologischer Betrachtung des Rechts, die reine Rechtslehre abgegrenzt hat und das hat mich schon sehr 01:07:39.320 --> 01:07:51.160 beeindruckt. Aber zurück zu der Frage der Unterschiede, glaube ich doch, dass in Amerika eben 01:07:51.160 --> 01:08:01.520 durch diese Art der Ausbildung - wo die Studenten gleich zu Beginn zur Diskussion über Rechtsfälle 01:08:01.520 --> 01:08:13.440 aufgefordert werden und eben dieses Case Law anhand der Fälle sich zum Teil selbst erarbeiten und dann mit 01:08:13.440 --> 01:08:23.720 dem Professor diskutieren in zweiter Richtung - schon etwas für die praktische juristische Tätigkeit, die 01:08:23.720 --> 01:08:35.680 Tätigkeit der juristischen Berufe an Vorteil hat und das habe ich dann so auch gesehen. Und zweitens auch 01:08:35.680 --> 01:08:49.760 die Einstellung der gegenseitigen Zusammenarbeit auf dem Rechtsgebiet, dass man eben doch die Fähigkeiten 01:08:49.760 --> 01:08:57.680 der anderen - gerade in einer Anwaltspartnerschaft - nicht nur registriert, sondern auch gegenüber den 01:08:57.680 --> 01:09:08.960 Mandanten hervorhebt, und diese Einstellung ist schon der Anerkennung der anderen Persönlichkeiten – das hat 01:09:08.960 --> 01:09:13.640 mich in Amerika sehr beeindruckt nd auch geprägt. 01:09:15.960 --> 01:09:28.520 Das Campusleben hat auch einen besonderen Wert, natürlich, im Zusammenhang 01:09:28.520 --> 01:09:39.240 mit dem Studium, weil dort gerade an der New York University Law School – das ist 01:09:39.240 --> 01:09:55.080 Washington Square, der Beginn, der Fifth Avenue, das ist ein wunderbares Gebiet. Greenwich Village, wo eben 01:09:55.080 --> 01:10:06.600 es auch eine Neighborhood gibt, sozusagen eine spezifische Nachbarschaft, und das war doch von der 01:10:06.600 --> 01:10:17.840 New York University dort besonders geprägt. Und das hat aber auch zu tun, dass eben der Hauptteil der 01:10:17.840 --> 01:10:29.080 Studenten absolut von woanders herkommt als von der Stadt, in der die Universität gelegen ist. Und das 01:10:29.080 --> 01:10:38.240 hängt mit dem amerikanischen Universitäts-System zusammen. Hat heute natürlich in Europa schon auch 01:10:38.240 --> 01:10:52.400 Ähnlichkeiten, aber das ist mir besonders aufgefallen, wobei man dann auch eine besondere Etikette der 01:10:52.400 --> 01:11:03.200 Verhaltensweisen in dem Campus an den Tag legen musste. Und das hat man auch erlernt, würde ich sagen, 01:11:03.200 --> 01:11:13.720 an Höflichkeit, an Rücksicht in dem Zusammenleben am Campus - und das habe ich in dieser Form nicht aus 01:11:13.720 --> 01:11:23.320 Wien gekannt. Vielleicht nur rein gesellschaftlich aus meiner Erinnerung: die Studenten untereinander, das 01:11:23.320 --> 01:11:31.280 ist auch ein Unterschied gewesen zu Österreich. Das ist vielleicht ein bissel eine banale Sache in der 01:11:31.280 --> 01:11:42.160 Beschreibung der Verhaltensweisen der Studenten: da hat es tatsächlich dort die Übung gegeben - während 01:11:42.160 --> 01:11:51.520 man halt unter der Woche hart gearbeitet hat am Studium - am Wochenende war es üblich, ein Date zu 01:11:51.520 --> 01:12:03.120 haben. Und für die männlichen Studenten war das so, dass die untereinander dann schon gesagt haben, wie 01:12:03.120 --> 01:12:11.080 die Woche fortgeschritten ist, dass man dann sagt: „Na, hast Du schon ein Date für das Wochenende?“ Und 01:12:11.080 --> 01:12:23.560 das war doch eine Formalität, die es bei uns in der Weise nicht gegeben hat. Und da sage ich einmal, die 01:12:23.560 --> 01:12:34.400 Damen haben das ganz zum Teil geschickt - ich will nicht sagen ausgenützt, aber gehandhabt. Da musste 01:12:34.400 --> 01:12:44.160 sich halt ein Studienkollege zwar nicht bewerben, aber einen gescheiten Vorschlag machen. 01:12:44.160 --> 01:12:49.040 Nicht nur dass man auf einen Kaffee geht, sondern vielleicht irgendetwas 01:12:49.040 --> 01:12:55.120 gemeinsam besucht und so weiter. Also das waren keine engen Beziehungen 01:12:55.120 --> 01:13:03.520 zwischen Manderln und Weiberln, aber es war unter den männlichen Studenten eine Art 01:13:03.520 --> 01:13:15.200 Hierarchie, dass man mit Stolz sagt: „Na ich habe schon fürs nächste Wochenende ein Date!“ Das ist mir 01:13:15.200 --> 01:13:24.000 aufgefallen als was Besonderes, und das hing auch mit dem Campus zusammen und doch der Möglichkeit, auch 01:13:24.000 --> 01:13:33.960 sich untereinander - abgesehen von der Studienbank - sich zu treffen oder was zu unternehmen. Und das war 01:13:33.960 --> 01:13:45.520 dort eine größere Formalität, wie ich mich erinnere, als das in Wien etwa locker der Fall war. 01:13:47.960 --> 01:13:59.520 In Amerika ist mir wirklich als Besonderheit, als Festtag aufgefallen Thanksgiving und das 01:13:59.520 --> 01:14:09.640 Thanksgiving-Dinner. Da bin ich eingeladen worden von der Gastfamilie nach Larchmont, und das war also 01:14:09.640 --> 01:14:23.400 wirklich erstmals für mich ein Erlebnis wie das abläuft und dass der Truthahn eben besonders 01:14:23.400 --> 01:14:34.920 gepflogen wird - die Zubereitung des Truthahns mit einer spezielle Fülle und so weiter, und wie man 01:14:34.920 --> 01:14:48.600 da also gedenkt der frühen Zeit in Amerika. Also, das ist mir besonders aufgefallen - und dann ist mir doch auch 01:14:48.600 --> 01:14:59.760 aufgefallen während der Studienzeit eben das besondere Verhältnis zu den Professoren, wo man wirklich sagen 01:14:59.800 --> 01:15:08.960 kann: die haben sich auch von der Professorenschaft her bemüht, einen persönlichen Kontakt zu den 01:15:08.960 --> 01:15:12.800 Studenten zu pflegen. Das ist mir besonders aufgefallen. 01:15:15.320 --> 01:15:28.360 Ich habe tatsächlich die Chance gehabt, die Stadt zu erkunden, denn erstens habe ich nie Angst gehabt, mit 01:15:28.360 --> 01:15:36.560 den öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren - also die berühmte New Yorker Subway. Da muss ich sagen, 01:15:36.560 --> 01:15:55.360 das habe ich doch das Gefühl gehabt habe, dass das ein früher Erfolg des Zusammenlebens in dieser 01:15:55.360 --> 01:16:02.120 in dieser Stadt, in diese ausgebreiteten 5 Boroughs, wie sie heißen, 01:16:02.120 --> 01:16:09.160 Stadtteile mit großer Unterschiedlichkeit zu fahren und dann auch 01:16:09.160 --> 01:16:18.080 in weiterer Folge, viele Jahre später, wie ich auch beruflich wieder hingekommen bin, 01:16:18.080 --> 01:16:26.600 bin ich meistens vom JFK John F. Kennedy Airport mit öffentlichen Verkehrsmittel in die 01:16:26.600 --> 01:16:38.000 Stadt gefahren. Und wie gut die funktioniert haben, da habe ich auch gedacht, dass ist eine gute Einrichtung. 01:16:38.000 --> 01:16:45.760 Ich bin froh in Wien, dass wir jetzt so dichte öffentliche Verkehrsmittel haben, die - in anderer 01:16:45.760 --> 01:16:54.960 Größe der Stadt - aber vergleichbar sind und da war ich sehr beeindruckt. Und dann war ich beeindruckt in 01:16:54.960 --> 01:17:06.080 New York, weil sie fragen, ob ich die Stadt ergründen konnte, dass ich doch die unterschiedlichen 01:17:06.080 --> 01:17:16.040 Atmosphären in verschiedenen Stadtteilen von New York kennengelernt habe und kennenlernen konnte. 01:17:16.040 --> 01:17:30.400 Also dass auch durchaus unterschiedliche Atmosphäre bei den Universitäten – also die berühmteste New Yorker 01:17:30.400 --> 01:17:38.400 Universität ist die Columbia University mit der Columbia Law School - und da ist einfach die 01:17:38.400 --> 01:17:49.160 Atmosphäre schon von der Architektur und dem Campus her eine andere wie die der New York University in 01:17:49.160 --> 01:17:59.160 Greenwich Village. Und das muss ich sagen, hat mich auch beeindruckt, dass es möglich ist, in dieser 01:17:59.160 --> 01:18:10.360 Riesenstadt in den einzelnen Stadtteilen und durchaus in kleineren Gebieten - ich sag’s jetzt auf wienerisch - 01:18:10.360 --> 01:18:18.440 ein Grätzl-Denken zu entwickeln und das besteht in New York meines Wissens auch heute noch. 01:18:20.880 --> 01:18:31.480 In der Studienzeit, das ist auch interessant, der Studien-Campus wurde schon genannt, und da gab es ein 01:18:31.480 --> 01:18:49.440 Haus direkt am Washington Square, wunderbar. Ein Studienzentrum mit Kleinstwohnungen, und das waren 01:18:49.440 --> 01:19:06.000 entweder Zweier-Zimmer oder ich glaube zwei waren Dreierkombinationen, also da ist man zu dritt gewesen, 01:19:06.000 --> 01:19:14.760 hat aber den Vorteil gehabt, dass dieses Zimmer nicht nur ein Schlafzimmer war, sondern auch ein Wohnzimmer 01:19:14.760 --> 01:19:24.920 hatte, sogar mit einem kleinen Küchen-Abteil. Und da haben wir zu dritt immer uns aufgeteilt die Agenden, 01:19:24.920 --> 01:19:37.040 wobei ein Südamerikaner mit von der Partie war und ein amerikanischer Student. Das war derjenige, der mich 01:19:37.040 --> 01:19:46.480 ursprünglich abgeholt hatte oder mich begrüßt, wie ich mit dem Schiff angekommen bin - und der hat immer 01:19:46.480 --> 01:19:58.000 gerne gekocht und ich habe immer dann die Funktion des Abwäschers übernommen. Also da habe ich auch diese 01:19:58.000 --> 01:20:07.400 gegenseitige Hilfsbereitschaft empfunden und das war sehr nett. Und da haben 01:20:07.400 --> 01:20:12.960 wir natürlich dann auch Partys geschmissen und so. 01:20:15.120 --> 01:20:25.280 Weil ich so oft die Gastfamilie erwähnt hatte mit den jetzt erwachsenen Kindern, 01:20:25.280 --> 01:20:32.680 mit denen ich heute noch in Kontakt bin – da ist mir als Anekdote erinnerlich, 01:20:32.680 --> 01:20:46.000 dass die mich zu Weihnachten eingeladen hatten. Und die waren interessiert zu sehen, dass die Kinder auch 01:20:46.000 --> 01:20:58.680 Skifahren lernen. Und da war ich behilflich Ski zu kaufen und habe dann vorgeführt, wie es damals in 01:20:58.680 --> 01:21:06.800 dieser alten Zeit - heute mit den heutigen Skis macht man das nicht mehr – die so genannte Spitzkehre: da 01:21:06.800 --> 01:21:15.720 hat man einen Ski auf das Hinterende gestellt, den umfallen lassen und ist dann mit dem anderen direkt 01:21:15.720 --> 01:21:34.320 wieder daneben gestanden und war also direkt in die andere Richtung. Und da habe ich dort versucht, denen 01:21:34.320 --> 01:21:47.120 die Spitzkehre zu zeigen und da ist es passiert, mit dem Ski Aufstellen und Wenden, dass ich den dortigen 01:21:47.120 --> 01:21:57.920 Christbaum umgeworfen habe. Also das war furchtbar! Und da habe ich deren Großzügigkeit empfunden, dass 01:21:57.920 --> 01:22:09.080 die nicht mich besonders kritisiert haben oder Vorwürfe – ich meine, die Hausfrau hätte ja 01:22:09.080 --> 01:22:17.640 aufschreien können und hätte mich leicht beschimpfen können und das war aber nicht der Fall, sondern wir 01:22:17.640 --> 01:22:26.040 haben alle zusammen den Christbaum wieder aufgebaut und es war nicht eine merkliche Verstimmung. Und da 01:22:26.040 --> 01:22:33.960 habe ich mir gedacht: also so eine Großzügigkeit hätte es bei uns nicht gegeben. Das ist mir als Anekdote in 01:22:33.960 --> 01:22:55.880 Erinnerung. Aber sonst an Anekdoten? Das habe ich schon erzählt, die Geschichte der Erlebnisse in 01:22:55.880 --> 01:23:07.440 lokalen Schulen, dass sich Schulkinder durchaus schon interessiert haben für Österreich auch und so weiter. 01:23:07.440 --> 01:23:13.160 lso habe ich mir damals gedacht, das ist doch eine weltoffene 01:23:13.160 --> 01:23:18.440 Erziehung in den Schulen gewesen - öffentliche Schule. 01:23:20.960 --> 01:23:35.120 Also damals, muss ich sagen im Vergleich zu Österreich - und wir waren ja bis 1955, 01:23:35.120 --> 01:23:44.200 Stichwort österreichischer Staatsvertrag eben ein besetztes Land, mit den vier Alliierten 01:23:44.200 --> 01:23:50.560 mit unterschiedlicher Ausprägung und auch unterschiedlichen Eindrücken der 01:23:50.560 --> 01:23:56.600 Bevölkerung von den sogenannten Besatzungsmächten – 01:23:56.600 --> 01:24:04.360 da habe ich schon das Gefühl gehabt: Naja, die Amerikaner 01:24:04.360 --> 01:24:14.200 haben hier vielleicht den besten Eindruck von den anderen im Vergleich zu den anderen hinterlassen, und 01:24:14.200 --> 01:24:27.480 da war es für mich schon besonders, jetzt Amerika vor Ort hautnah zu erleben. Und das war für mich schon 01:24:27.480 --> 01:24:39.800 eben eindrucksvoll durch die Unterschiedlichkeit, weil damals ich auch natürlich früh nicht nur bemerkt habe, 01:24:39.800 --> 01:24:52.360 sondern gelernt habe und gesagt wurde, die unterschiedlichen Ausprägungen der verschiedenen Teile 01:24:52.360 --> 01:25:03.400 der Vereinigten Staaten von Amerika. Der berühmte mittlere Westen und der Süden - die Südstaaten damals 01:25:03.400 --> 01:25:14.880 natürlich - und die unterschiedlichen Einstellungen auch der Menschen. Und das ist damals durchaus 01:25:14.880 --> 01:25:26.840 ausgeprägt gewesen, wobei ich beeindruckt war durch den Osten oder den Nordosten der Vereinigten Staaten, 01:25:26.840 --> 01:25:38.920 wo doch - sagen wir mal - auf breiter Bevölkerungsbasis die Intellektuellen vertreten waren. 01:25:38.920 --> 01:25:51.360 Auch New York mit dem Zusammenhang mit Europa - nicht zu reden vom jüdischen Einfluss - und dann Boston 01:25:51.360 --> 01:26:02.080 natürlich und Harvard Law School und so weiter. Und da habe ich gesehen auch, dass dann Leute, die ich später 01:26:02.080 --> 01:26:13.600 kennengelernt habe und wo ich schon akklimatisiert war auch in der Sprache – „Oh, you are an Easterner!“ hat 01:26:13.600 --> 01:26:24.200 dann irgendjemand vom Süden oder vom Westen gesagt. „Oh, you are an Easterner!“, also bissel sozusagen 01:26:24.200 --> 01:26:39.600 hochnäsig oder – nicht abfällig - dass die Ost- Amerikaner, also New York und auch Massachusetts 01:26:39.600 --> 01:26:48.640 vielleicht ein bissel die Nase hoch halten gegenüber anderen Teilen und Bevölkerungsgruppen in Amerika. 01:26:48.640 --> 01:26:53.640 Also, das ist mir schon aufgefallen und das ist ja, 01:26:53.640 --> 01:26:59.200 wie wir wissen, heute wahrscheinlich sogar noch extremer. 01:27:01.840 --> 01:27:14.800 Naja… Ich habe schon Andeutungen gemacht und da muss ich sagen, es war eben für mich nicht 01:27:14.800 --> 01:27:24.040 leicht zurückzukommen. Und gerade wie ich dann - und nur zwei 01:27:24.040 --> 01:27:33.920 Monate musste ich von dem sogenannten Gerichtsjahr noch vollenden, und da habe ich natürlich auch erzählt 01:27:33.920 --> 01:27:43.360 von meinen Aufenthalten in Amerika dem Richter, dem ich zugeteilt war. Und da habe ich dann gemerkt - na 01:27:43.360 --> 01:27:53.480 so besonders interessiert ist er nicht. Um jetzt wieder zurück zu blicken auf die Besatzungszeit noch: 01:27:53.480 --> 01:28:07.960 Vor 1955, da hat es für meine Generation damals die Erinnerung gegeben, dass schon entwickelt wurden so 01:28:07.960 --> 01:28:15.400 Sager gegenüber den Besatzungsmächten und gerade auch gegenüber den Amerikanern, die vielleicht ein 01:28:15.400 --> 01:28:21.480 bissel auf die Idee, dass amerikanische Militärs oder eben 01:28:21.480 --> 01:28:26.400 Besatzungssoldaten vielleicht ein bisschen überheblich waren - 01:28:26.400 --> 01:28:37.040 und da hat sich entwickelt der Sager „Ami go home!“ Das war lustig, das hat der Richter dann lustig 01:28:37.040 --> 01:28:47.680 mir gegenüber gemeint, indem er manchmal diesen alten Ausspruch auch wieder geprägt hat mir gegenüber: „Na – 01:28:47.680 --> 01:29:01.040 Ami go home!“ Also, das war schon so, dass ich das Gefühl hatte damals also, ich habe einen Cultural 01:29:01.040 --> 01:29:09.960 Shock gehabt, wie ich zurückkommen bin nach Österreich, weil ich - und das ist natürlich in der 01:29:09.960 --> 01:29:19.240 Jugend verständlich, wenn man gute Erlebnisse hatte und auch Erfolgserlebnisse, wie ich sie hatte in 01:29:19.240 --> 01:29:30.320 Amerika, dass man dann sich auch ein bissel identifiziert und sich dort zu Hause fühlt. Und daher 01:29:30.320 --> 01:29:42.880 sag ich heute noch, New York City ist meine zweite Heimatstadt. Und wenn ich heute da zurück denke, dass 01:29:42.880 --> 01:29:56.080 das mit Fulbright begonnen hat, so ist es schön für mich so eine durchziehende Linie zu haben durch ein 01:29:56.080 --> 01:30:07.360 ganzes Leben, wo man nicht so in so Gegensätzen denken muss – „Na das war schlimm!“ Oder: „Nur das war gut!“ 01:30:07.360 --> 01:30:14.880 und so weiter, sondern ich habe durch dieses Fulbright-Program und durch die amerikanische 01:30:14.880 --> 01:30:28.400 Erfahrung, die ich dann eben umsetzen konnte, wirklich das subjektive Gefühl, was sehr schön ist in meinem 01:30:28.400 --> 01:30:38.880 Alter dann: es hat sich eine Linie durch mein ganzes Leben durchzogen, einschließlich dann nicht nur der 01:30:38.880 --> 01:30:48.480 Möglichkeiten immer wieder auf nach Amerika und insbesondere nach New York zurückzukehren, sondern 01:30:48.480 --> 01:30:59.920 insgesamt auch, weil ich damals ja andere Kulturen kennengelernt habe, in anderen Ländern tätig zu sein. 01:30:59.920 --> 01:31:08.920 Da sage ich vielleicht jetzt - ohne jetzt in Details zu gehen oder etwa die berufliche Verschwiegenheit zu 01:31:08.920 --> 01:31:26.000 verletzen - ich habe dann in Österreich in dieser Zeit, in den ganz frühen 70er Jahren oder Ende de 60er 01:31:26.000 --> 01:31:36.120 Jahren, wo es ja noch keine „Multinational Corporations“ gegeben hat, also die Multis hat es ja 01:31:36.120 --> 01:31:48.360 damals nicht gegeben und Großunternehmen - wenn ich jetzt ab sehe von vielleicht General Motors oder IBM - 01:31:48.360 --> 01:31:58.080 die waren einfach amerikanische Unternehmen. Aber in den 70er Jahren und folgende war 01:31:58.080 --> 01:32:06.840 es dann die Internationalisierung im europäischen Wirtschaftsbereich, dass sich amerikanische 01:32:06.840 --> 01:32:18.080 Unternehmen angesiedelt haben bzw. auch vielfach Zusammenschlüsse machten oder Aufkäufe. Und das waren 01:32:18.080 --> 01:32:28.400 amerikanische Unternehmen. Und das war eine Zeit, wo die Amerikaner, die dann an Europa interessiert waren, 01:32:28.400 --> 01:32:40.400 die Chief Executive Officers und als Anwalt man die beraten durfte, konnte, da haben sich Freundschaften 01:32:40.400 --> 01:32:48.640 ergeben auf einer persönlichen Ebene. Das waren nicht nur kurze Mandate, wie vielfach heute - eine Sache 01:32:48.640 --> 01:32:58.480 abgeschlossen, zack und dann wird eine andere Anwaltskanzlei beschäftigt, sondern das hat damals - 01:32:58.480 --> 01:33:04.400 und das war auch für mich eigentlich sehr eindrucksvoll um zurückzukommen, was mich besonders 01:33:04.400 --> 01:33:11.720 dann in weiterer Folge noch beeindruckt hat, dass zurückgehend auf diese frühen Fulbright-Erfahrungen 01:33:11.720 --> 01:33:24.400 man mit der Kenntnis und der Fähigkeit, umzugehen mit damals Top Executives, sich nette Freundschaften 01:33:24.400 --> 01:33:37.600 ergeben haben, die dann oft lange gewährt haben. Also, da erzähle ich auch eine Anekdote ohne Namensnennung 01:33:37.600 --> 01:33:51.320 selbst des Mandanten. Die wollten immer und sind immer im Hotel Imperial abgestiegen. Und da hat es dann oft 01:33:51.320 --> 01:34:00.800 Unterschriften oder so, Transaktionen, Abschluss und Vertragsabschlüsse auch dort gegeben. Und da war es 01:34:00.800 --> 01:34:10.080 dann so, und das musste ja immer zielgerichtet und zielsicher gemacht werden, weil die waren ja nicht 01:34:10.080 --> 01:34:20.960 wochenlang da, sondern ruckzuck 3 Tage. Und da war damals gerade ein Abschluss notariatsaktpflichtig, und 01:34:20.960 --> 01:34:33.160 da haben wir den Notariatsakt, die ganzen Verträge vorbereitet und es musste dann an einem Tag - das 01:34:33.160 --> 01:34:42.120 haben die amerikanischen Klienten erwartet, dass ganz genau um 6 Uhr am Abend oder so kommt dann der Notar 01:34:42.120 --> 01:34:53.800 zur Unterschrift und das findet im Imperial statt. Und da war - ich nenne keine Namen - der Notar, den ich 01:34:53.800 --> 01:35:04.880 also beigezogen habe, der Präsident der Notariats- kammer und an dem Tag war der Opernball. Und 01:35:04.880 --> 01:35:13.960 der ist am Opernball gegangen und ich habe ihn doch dann dazu gebracht, dass er kurz vorher noch zur 01:35:13.960 --> 01:35:25.280 Unterschrift kommt. Und der kommt natürlich im Frack gekleidet und so weiter, und es war eine geschäftliche 01:35:25.280 --> 01:35:33.640 Atmosphäre - nix Schmäh führen, sondern es wurde alles abgewickelt und dann haben die amerikanischen 01:35:33.640 --> 01:35:42.520 Klienten - er war dann schon natürlich weg der Notar - und ich habe nichts gesagt, dass der am Opernball 01:35:42.520 --> 01:35:54.240 geht und so weiter. Und die haben dann gefragt: „Sag Heinz - kommen die österreichischen Notare zur 01:35:54.240 --> 01:36:05.040 Unterschrift bei einem Notariatsakt immer im Frack?“ Das war auch eine lustige Episode damals. Dann habe 01:36:05.040 --> 01:36:14.000 ich schon offengelegt: Naja, der war so freundlich, dass er sogar vorm Opernball noch die notarielle 01:36:14.000 --> 01:36:20.360 Dienstleistung erbracht, uns den Notariatsakt unterschreiben. 01:36:24.760 --> 01:36:34.680 Ich glaube, dass heute sicherlich dieses Fulbright-Programm nach wie vor - allerdings unter 01:36:34.680 --> 01:36:46.320 geänderten Verhältnissen - seinen großen Wert hat. Insbesondere wo ja die amerikanischen und viele 01:36:46.320 --> 01:37:01.440 amerikanische Universitäten weltweit im Ranking noch immer sehr hoch florieren und die wissenschaftliche 01:37:01.440 --> 01:37:14.720 Arbeit dort sehr zielgerichtet ist - und das meine ich natürlich auch in anderen Disziplinen als die 01:37:14.720 --> 01:37:25.880 Juristerei. Im technischen Bereich und so weiter - und ich glaube, dass doch trotz in Europa des Erasmus- 01:37:25.880 --> 01:37:35.800 Programms, das gut ist, dass wir das auch jetzt haben, zwischen den europäischen Nationen - die 01:37:35.800 --> 01:37:47.560 grenzüberschreitende und kontinental-überschreitende Beziehung vielleicht gerade heute auch sehr wichtig ist. 01:37:47.560 --> 01:38:00.000 Und daher meine ich, dass - trotzdem man heute überall hinfahren kann und das Internet einem große 01:38:00.000 --> 01:38:11.200 Möglichkeiten bietet - auf akademischer Ebene im Detail das Fulbright-Programm wichtig ist, wobei man 01:38:11.200 --> 01:38:15.800 in dem Zusammenhang, glaube ich schon, besonders erwähnen muss, 01:38:15.800 --> 01:38:23.040 dass im Laufe der vielen Jahre ja der Austausch in beide Richtungen geht 01:38:23.040 --> 01:38:31.880 und das Fulbright-Programm als solches viele Amerikaner mit den verschiedensten 01:38:31.880 --> 01:38:40.720 Detail-Programmen nach Österreich bringt. Und das ist auch sehr gut, ob das jetzt Teaching Assistantship ist 01:38:40.720 --> 01:38:50.480 und nicht nur Studium, sondern auch auf Professoren-Ebene es eine Bereicherung ist, dass wir 01:38:50.480 --> 01:39:02.440 als Österreich sehr begehrtes Land, soviel ich weiß, auch für amerikanische Fulbrighter geworden sind.