WEBVTT 00:00:07.171 --> 00:00:12.663 Ich fange einfach mit meiner Geburt an weil ich eben nicht in Österreich geboren war, sondern im Iran 00:00:12.863 --> 00:00:19.852 ich hab dort allerdings nur 8 Monate gelebt danach sind meine Eltern mit mir und meiner großen Schwester geflüchtet 00:00:20.052 --> 00:00:24.809 nach Österreich. Also ich quasi mit meiner Mama und meiner Schwester und mein Vater ist dann nachgekommen 00:00:25.009 --> 00:00:29.375 und so bin ich auch aufgewachsen also mit einer älteren Schwester mit meinen Eltern 00:00:29.575 --> 00:00:35.252 die politische Flüchtlinge in Österreich waren. Relativ bald auch Asyl bekommen haben 00:00:35.452 --> 00:00:40.583 wir sind 1987 nach Österreich gekommen und ich glaube 6 Monate später hatten wir das politische Asyl. 00:00:40.783 --> 00:00:48.144 Meine ersten Jahre waren in Baden in einem Flüchtlingsheim. Das war so eine Art Pension 00:00:48.344 --> 00:00:55.458 wo eben geflüchtete Familien untergekommen sind. Dort waren wir drei Jahre. Dann sind wir nach Wien gezogen 00:00:55.658 --> 00:01:03.470 Ja, so bin ich groß geworden. Also mit einer sehr politischen Familie, einer Familie mit Fluchterfahrung 00:01:03.670 --> 00:01:14.216 einer sehr, würde ich sagen feministischen Familie, wo das nie eine Frage war, wer was macht im Haushalt 00:01:14.416 --> 00:01:21.327 So bin ich groß geworden. Und schon sehr früh mit politischen Themen sozialisiert und konfrontiert worden. 00:01:26.156 --> 00:01:33.856 Ja, eigentlich schon durch meine Mutter, das waren so frühe 90er Jahre, stark involviert war in dieser feministischen Szene 00:01:34.056 --> 00:01:38.417 in Wien. Sie hat einige Freundinnen gehabt, die dann auch bei uns zu Hause waren. Ich habe damals 00:01:38.617 --> 00:01:43.204 noch nicht viel mit den Themen an sich anfangen können und hätte auch  nie gesagt ich bin Feministin, weil 00:01:43.404 --> 00:01:49.856 keine Ahnung, was das überhaupt bedeutet hat mit sieben, acht. Aber sie waren halt immer da 00:01:50.056 --> 00:01:56.020 zum Essen eingeladen. Oder wir waren ganz oft bei einer Freundin meiner Mama, die in Kritzendorf ein Haus hatte 00:01:56.220 --> 00:02:04.543 es war einfach immer irgendwie anwesend das Thema. Ich weiß, dass es für meine Eltern immer ein großes politisches Thema war 00:02:04.743 --> 00:02:11.920 im Iran war die Lage so oder ist jetzt teilweise  noch viel schlimmer das Frauen schon auch 00:02:12.120 --> 00:02:17.142 rechtlich unterdrückt werden und das war glaube ich auch mit ein Grund für meine Eltern unter anderem 00:02:17.342 --> 00:02:22.082 dann auch geflüchtet sind. Einfach weil sie das für ihre beiden Töchter nicht wollten, dass sie quasi 00:02:22.282 --> 00:02:26.443 vor dem islamischen Recht also vor der Scharia nur halb so viel wert sind. Also es war immer 00:02:26.643 --> 00:02:32.526 ein unterschwelliges Thema ohne es ganz offen anzusprechen oder ganz offen zu sagen: das ist 00:02:32.726 --> 00:02:36.885 Feminismus oder das ist das Patriarchat oder so. Aber halt schon ein sehr politisches Umfeld. 00:02:41.633 --> 00:02:47.924 Also direkt, direkt, direkt erst wirklich erst jetzt mit dem Frauenvolksbegehren. Das ich sage, ich bin Teil einer 00:02:48.124 --> 00:02:55.414 Frauenbewegung. Also politisiert so richtig, individuell bin ich so bei der ersten Schwarz-Blauen 00:02:55.614 --> 00:03:02.570 Regierung. Da war ich 14. Da war ich in der Schule und ich kann mich erinnern, wir sind gemeinsam mit  00:03:02.770 --> 00:03:06.755 Kolleginnen also mit Freundinnen zu den Demos gegangen. Also ich war dann schon sehr früh in einem 00:03:06.955 --> 00:03:15.912 also ganz klar links-gerichteten politischem Umfeld. Aber das war nie ein dezidiert frauenpolitisches Umfeld 00:03:16.112 --> 00:03:21.215 Was ich auch im Nachhinein sehr spannend find. Das das eigentlich nie so ein großes Thema war 00:03:21.415 --> 00:03:26.912 Feminismus und die Linke. Deswegen würde ich tatsächlich erst sagen, dass ich jetzt mit  00:03:27.112 --> 00:03:33.582 dem Frauenvolksbegehren mich persönlich auch quasi als Teil einer frauenpolitischen Bewegung wahrnehme 00:03:33.782 --> 00:03:39.616 und ich bin jetzt 31 und mein Leben lang ein sehr politischer Mensch gewesen. Also ich finde es selber im  00:03:39.816 --> 00:03:42.927 nach hinein eigentlich witzig, komisch, dass es erst so spät passiert ist.  00:03:47.830 --> 00:03:55.380 Ich bin ich nicht in diesem frühen Initiatorinnen-Team gewesen sondern ich bin dann wirklich so im März 00:03:55.580 --> 00:04:02.117 dieses Jahres, also im März 2017 von einer Freundin, Bekannten - also die kannte ich eigentlich nur entfernt 00:04:02.317 --> 00:04:05.723 gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte Sprecherin, also eine der Sprecherinnen zu sein 00:04:05.923 --> 00:04:12.256 wir haben ja so eine Multi-Sprecherinnen-Funktion. Und ich habe mir gedacht ich komme zu einem Treffen und  00:04:12.456 --> 00:04:18.517 schaus mir an. Und bin dann glaube ich zwei Tage später beim ersten Treffen gewesen. Wo es noch darum ging,  00:04:18.717 --> 00:04:24.739 eben die Forderungen zu gestalten. Und habe mich total darin wiedergefunden. Eben auch mit den Themen 00:04:24.939 --> 00:04:28.926 die ich an sich schon immer hatte. Das sind eher so wirtschafts- und sozialpolitische Themen 00:04:29.126 --> 00:04:34.122 und habe dann gesehen, dass die total kongruent oder total viel Sinn machen auch in einem frauen- 00:04:34.322 --> 00:04:40.419 politischen Rahmen das einzubringen. Die sich eigentlich ergänzen. Und so bin ich eigentlich dann 00:04:40.619 --> 00:04:45.404 übers Gefragt-Werden direkt ins Frauenvolksbegehren gekommen. Also über jemanden 00:04:45.604 --> 00:04:52.426 der wieder über andere von mir gehört hatte. Also jemand - eine - die von mir gehört hatte 00:04:52.626 --> 00:04:59.310 also schon über quasi Netzwerke. Und es waren vor allem schon berufliche Netzwerke 00:04:59.510 --> 00:05:01.510 also so kannte mich die Person.  00:05:07.264 --> 00:05:15.872 Also ich war also von 2011 bis 2014 im Parlamentsclub der Grünen als wirtschaftspolitische Referentin 00:05:16.072 --> 00:05:23.112 also ich war nie Parteimitglied sondern in beratender Funktion im Parlamentsclub für die 00:05:23.312 --> 00:05:27.604 Wirtschaftssprecher und Wirtschaftssprecherinnen der Grünen und daher kenne ich so würde ich sagen 00:05:27.804 --> 00:05:33.820 das Grüne Umfeld recht gut. Hab dann aber eineinhalb Jahre in diesem Bereich nichts mehr gemacht. 00:05:34.020 --> 00:05:39.939 Bis 2016 und 2016 bin ich zu der Position gekommen, die ich auch jetzt mache bei arbeit plus, das ist 00:05:40.139 --> 00:05:46.142 ein Netzwerk aus Sozialunternehmen. Und da mache ich politisches Lobbying im arbeitsmarktpolitischen 00:05:46.342 --> 00:05:51.434 Bereich und in der Sozialpolitik. Und da haben sich jetzt viele berufliche Netzwerke über die Gewerkschaft 00:05:51.634 --> 00:05:56.951 also ganz stark die AUGE/UG beispielsweise, wo man einfach viele gleiche oder ähnliche Themen hat 00:05:57.151 --> 00:06:03.358 Arbeiterkammer, aber auch unternehmerische Netzwerke. Also wir sind da relativ bunt aufgestellt und 00:06:03.558 --> 00:06:11.078 dadurch lernen wir immer wieder sehr coole Leute kennen, die hohe arbeitsmarkpolitische und  00:06:11.278 --> 00:06:14.926 sozialpolitische Ideale haben und sich selber auch als politisch einschätzen, ohne parteipolitisch zu sein. 00:06:15.126 --> 00:06:17.474 Das ist uns immer ganz wichtig in der Arbeit, 00:06:17.674 --> 00:06:22.830 dass wir nicht parteipolitisch sind, aber wir sind sehr wohl politisch. Genau. 00:06:23.030 --> 00:06:28.170 Und das war dann auch das Netzwerk über das ich in das Frauenvolksbegehren gerutscht bin, sozusagen. 00:06:32.505 --> 00:06:40.613 Jein, also Netzwerke ganz konkret in Wien oder Österreich so Netzwerke, nein. Eigentlich nicht also 00:06:40.813 --> 00:06:45.465 ich war bislang nie angedockt an die vielen frauenpolitischen Netzwerke, die es gibt.  00:06:45.665 --> 00:06:51.879 Ich kann auch gar nicht sagen, warum. Ich weiß es nicht. Also für mich war - weiß ich nicht 00:06:52.079 --> 00:06:56.120 ich war immer im politischen Umfeld, aber es gibt jetzt kein Netzwerk, wo ich sagen würde, das hat 00:06:56.320 --> 00:07:05.963 mich hierher geführt. Also es waren in meinem Fall wirklich sozialpolitische Themen und tatsächlich eher  00:07:06.163 --> 00:07:15.240 die Arbeit, die mich hergeführt hat, weil wir als großes Thema die unbezahlte Arbeit von Frauen haben  00:07:15.440 --> 00:07:19.250 und durch dieses Thema bin ich ganz stark frauenpolitisch sensibilisiert worden.  00:07:19.450 --> 00:07:24.329 Also es war, wenn ich so zurückdenke, eigentlich die Arbeit und dieses Auseinandersetzen damit 00:07:24.529 --> 00:07:31.427 dass Arbeit mehr als Erwerbsarbeit ist, das unbezahlte Arbeit zu 2/3 von Frauen gemacht wird 00:07:31.627 --> 00:07:37.404 also eher diese sozial- und wirtschaftspolitischen Fakten mit denen wir tagtäglich in unserem Beruf zu tun haben 00:07:37.604 --> 00:07:43.058 die dann das Ausmaß der frauenpolitischen Unterdrückung oder Ungleichstellung 00:07:43.258 --> 00:07:49.034 aufgezeigt haben. Die mich wirklich dann auch motiviert haben, das dezidiert mit einer frauenpolitischen Brille  00:07:49.234 --> 00:07:53.319 zu sehen. Wirtschafts- und sozialpolitisch lobbyieren wir eh schon seit Ewigkeiten 00:07:53.519 --> 00:08:00.980 dafür oder dagegen, je nachdem. Aber es auch als systematischen Faktor in der Unterdrückung von Frauen 00:08:01.180 --> 00:08:06.575 anzusprechen, das ist jetzt auch für mich, muss ich sagen, relativ neu durch das Frauenvolksbegehren.  00:08:06.775 --> 00:08:10.083 Und das finde ich auch gut, dass man diese unterschiedlichen Blickwinken einnimmt  00:08:10.283 --> 00:08:13.030 und auch jetzt aber eben auch ein dezidiert frauenpolitisches. 00:08:17.469 --> 00:08:25.676 Wir haben also mit fast allen mehr oder weniger zu tun, die in Wien angesiedelt sind, diese bundesländer-weiten 00:08:25.876 --> 00:08:29.169 Geschichten mach ich persönlich nicht. Aber ich weiß, dass wir auch da in fast allen Bundesländern 00:08:29.369 --> 00:08:33.458 schon an vorhandene frauenpolitische Netzwerke angedockt sind oder es versuchen 00:08:33.658 --> 00:08:41.531 um uns einfach auch da zu ergänzen. Für mich persönlich wichtig waren eigentlich so einzelne 00:08:41.731 --> 00:08:47.144 Frauen meiner Jugend oder Kindheit, also weil wir auch vorhin darüber gesprochen haben. Also für mich 00:08:47.344 --> 00:08:54.706 schon immer prägend, auch wenn man jetzt inhaltlich, ideologisch sie nicht meinen Idealen oder Ideen 00:08:54.906 --> 00:09:01.718 entspricht, Heide Schmidt beispielsweise. Oder einfach Frauen, die immer auch politisch aktiv waren 00:09:01.918 --> 00:09:06.094 das waren so immer Frauen, die mich mein Leben lang politisch geleitet haben, glaube ich. 00:09:06.294 --> 00:09:12.169 Aber mir fallen wirklich keine bewussten Netzwerke ein. Ich weiß, dass ich durch die Arbeit bei den Grünen 00:09:12.369 --> 00:09:19.882 ganz oft, muss ich ganz offen sagen, mit ganz tollen Frauen konfrontiert worden bin und da waren 00:09:20.082 --> 00:09:24.503 frauenpolitische Themen natürlich auch immer Thema. Ja, aber sonst ... 00:09:30.004 --> 00:09:36.245 Puh, ich finde total schwer immer zu sagen, was so zentral ist, weil ich immer total davon überzeugt bin, 00:09:36.445 --> 00:09:41.394 dass es viele, viele Themen und Bereiche sind, die gleichzeitig angepackt werden müssen 00:09:41.594 --> 00:09:46.763 ich finde, das macht Frauenpolitik auch so extrem undankbar und schwierig, dass es eben nicht nur reicht, 00:09:46.963 --> 00:09:52.522 beispielsweise: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit oder gleichwertige Arbeit umzusetzen, weil es da noch so 00:09:52.722 --> 00:09:57.912 viele andere Faktoren gibt. Aber für mich ganz persönlich, weil es auch der Bereich ist, aus dem ich  00:09:58.112 --> 00:10:03.625 ist tatsächlich der Arbeitsmarkt schon ein großes Thema. Also einfach die Bewertung von unbezahlter 00:10:03.825 --> 00:10:07.360 Arbeit, beziehungsweise die Bewertung von Arbeit, die hauptsächlich von Frauen gemacht wird, 00:10:07.560 --> 00:10:12.466 und also zum Beispiel die Frage, warum Pflegerinnen soviel schlechter verdienen als Handwerker 00:10:12.666 --> 00:10:18.680 also ganz bewusst jeweils nicht gegendert. Wieso unterschiedliche Arbeit unterschiedlich bewertet wird 00:10:18.880 --> 00:10:26.878 das ist für mich so ein zentraler feministischer Diskurs, den ich als Sozioökonomin auch tagtäglich führe. 00:10:27.078 --> 00:10:33.184 Und das ist für mich so eine ganz zentrale Geschichte. Und je mehr ich mich auch allgemein mit dem  00:10:33.384 --> 00:10:39.104 Frauenvolksbegehren mit dem Thema beschäftige, merke ich schon - vielleicht auch weil ich es selber 00:10:39.304 --> 00:10:45.571 nicht kannte - wie prägend frühe Stereotype und wie prägend frühe Rollenklischees sind 00:10:45.771 --> 00:10:52.337 Ich glaube wirklich, dass ich gottseidank oder dank meiner Eltern in einem sehr stereotyp-freien 00:10:52.537 --> 00:10:56.977 Umfeld aufgewachsen bin. Deswegen war das für mich nie so ein Thema. Aber ich merks eben jetzt 00:10:57.177 --> 00:11:01.868 ganz stark auch dadurch, dass meine Schwester jetzt zwei ganz kleine Kinder hat, beides Burschen, 00:11:02.068 --> 00:11:08.364 wie sehr man, wenn man nicht aufpasst, in diese sehr stereotypen Rollenklischees hineinfallt und ich 00:11:08.564 --> 00:11:14.946 glaube das muss und ist im Frauenvolksbegehren auch eine zentrale Forderung da tatsächlich in der Bildung 00:11:15.146 --> 00:11:20.898 im Kindergarten schon darauf zu achten, diese Stereotype nicht zu vervielfältigen mit ganz banalen 00:11:21.098 --> 00:11:27.943 Geschichten: Keine Puppenküchen anzukaufen oder den Handwerkskasten und das dann schon so stereotyp 00:11:28.143 --> 00:11:34.054 zu prägen. Also das ist tatsächlich auch eine ganz wichtige Forderung und das beschäftigt mich jetzt immer öfter 00:11:34.254 --> 00:11:40.487 und das dritte große Thema, einfach weil ich jetzt so in dem Alter bin, selber zwar noch keine Kinder habe 00:11:40.687 --> 00:11:46.500 ist tatsächlich auch die Aufteilung im privaten Umfeld. Und dann wirklich: das Private ist politisch 00:11:46.700 --> 00:11:52.372 so, wie ich mir mit meinem Partner die Haushaltsarbeit aufteile, so wie ich mir die Kinderbetreuung und  00:11:52.572 --> 00:11:57.331 halt auch die bezahlte Arbeit aufteile, so präge ich dann auch gesellschaftliche Strukturen. 00:11:57.531 --> 00:12:01.033 Und das ist auch schon ein großes Thema. Und ich glaube, es ist ein schwieriges Thema, weil 00:12:01.233 --> 00:12:08.624 es in das private Umfeld hineinwirkt und keiner gerne bei sich selber oder im privaten Umfeld 00:12:08.824 --> 00:12:15.392 anfangen möchte, super feministisch zu sein. Oder es halt viel schwieriger ist, es selber umzusetzen. 00:12:15.592 --> 00:12:21.732 Aber das sind für mich so die drei großen Felder ohne jetzt eine Wertung vornehmen zu wollen 00:12:21.932 --> 00:12:25.727 denn ich weiß, dass es für andere Menschen ganz andere Felder sind, aber ich glaube,  00:12:25.927 --> 00:12:29.282 jeder brennt für gewisse Themen. Und ich glaube ich brenne vor allem für diese drei.  00:12:29.482 --> 00:12:35.253 Aber wissen, dass es eben viele kleine Schritte sein müssen, die gleichzeitig passieren.  00:12:41.189 --> 00:12:46.311 Ich glaube es braucht es einfach, weil wir Frauen noch immer nicht gleichgestellt sind 00:12:46.511 --> 00:12:52.170 weil wir in ganz vielen Bereichen noch immer jene sind, die marginalisiert werden, unterdrückt werden 00:12:52.370 --> 00:12:58.863 nicht die gleichen Chancen haben. Es gibt die Chimäre der Wahlfreiheit mit der wir konfrontiert sind, aber 00:12:59.063 --> 00:13:04.891 in Wahrheit werden wir - Frauen wie Männer - nicht diejenigen, die wir sein könnten, weil wir Zeit 00:13:05.091 --> 00:13:11.791 unseres Lebens, von Klein auf, in Rollen gedrängt werden, die wir uns nie frei haben aussuchen können. 00:13:11.991 --> 00:13:17.716 Für mich ist Feminismus einfach, quasi nicht die individuelle Freiheit, sondern die individuelle  00:13:17.916 --> 00:13:21.077 und die gesellschaftliche Freiheit, das sein zu können, was man sein möchte. 00:13:21.277 --> 00:13:26.228 und solange das nicht erfüllt ist - und ich sehe das überhaupt nicht erfüllt - ich sehe sogar, dass es wieder 00:13:26.428 --> 00:13:30.737 schlimmer wird, teilweise, braucht es den Feminismus. Und brauch es ein Frauenvolksbegehren, um 00:13:30.937 --> 00:13:35.301 diese Diskurse ständig neu zu führen. Sie sind zermürbend, aber ich habe das Gefühl 00:13:35.501 --> 00:13:41.902 allein, diesen Diskurs wieder neu zu entfachen, ist es wert, ein Frauenvolksbegehren zu starten. 00:13:42.102 --> 00:13:47.242 Und natürlich. Wenn es dann auch zu politischen Änderungen komm, umso besser. Aber ich glaube 00:13:47.442 --> 00:13:53.604 es geht tatsächlich im Moment darum, es immer wieder neu zum Thema zu machen und zu versuchen da 00:13:53.804 --> 00:14:01.406 einfach auch die Sichtbarkeit für unangenehme Dinge zu schaffen. Weil, ja, Gleichstellung 00:14:01.606 --> 00:14:11.143 der Frauen bedeutet immer auch denjenigen, auch wieder nicht gegendert, bewußt denjenigen Dinge 00:14:11.343 --> 00:14:17.355 wegzunehmen und neu zu verteilen. Macht, Ressourcen, Einkommen, Vermögen. Und es ist auch 00:14:17.555 --> 00:14:21.594 eine unangenehme Geschichte, aber dafür brauchts ein Frauenvolksbegehren.  00:14:26.272 --> 00:14:33.584 Also unsere Arbeit ist ein sehr chaotische, weil wir also wirklich wie in jedem ehrenamtlichen Kontext und wir 00:14:33.784 --> 00:14:40.698 sind großteils ehrenamtlich dabei - ist es einfach ein Zeit- und Ressourcengeschichte 00:14:40.898 --> 00:14:46.729 aber sie macht Spaß, sie ist immer irgendwie befriedigend. Also wir haben und die letzten Monate 00:14:46.929 --> 00:14:55.567 finde ich total gut professionalisiert, Strukturen aufgebaut. Wir haben Teams, in denen wir zusammenarbeiten 00:14:55.767 --> 00:15:02.103 versuchen so ein bisschen soziokratische Zirkel zu bilden, also sehr partizipativ und ohne Hierarchien 00:15:02.303 --> 00:15:07.258 gemeinsam zu arbeiten. Wir haben jetzt auch bezahlte Stellen durch das Crowdfunding 00:15:07.458 --> 00:15:14.130 was total wichtig ist, glaube ich. So ein, zwei bezahlte Stellen zu haben, um das alles zusammenzuhalten 00:15:14.330 --> 00:15:21.366 weil es einfach total kommunikations-intensiv ist. Also so ist unsere Zusammenarbeit chaotisch 00:15:21.566 --> 00:15:29.926 Man muss auch irgendwo glaube ich - also ich arbeite nebenbei Vollzeit und mit dem darf ich es nicht  00:15:30.126 --> 00:15:34.003 vergleichen, was die Strukturen angeht. Es ist schon sehr viel chaotischer, aber das gehört auch dazu und 00:15:34.203 --> 00:15:38.570 wir sind ein politisches Projekt, das gerade erst vor einigen Monaten entstanden ist. 00:15:38.770 --> 00:15:45.197 Unser Ziel war immer, das Hauptziel, den Diskurs um Frauenpolitik neu entfachen 00:15:45.397 --> 00:15:50.780 das sichtbare Ziel nach außen wird dann immer sein: die Unterschriften, die das Frauenvolksbegehren 00:15:50.980 --> 00:15:58.430 bekommen hat. Da ist unser Ziel, annähernd an das zu kommen, was vor 20 Jahren schon war, das waren 00:15:58.630 --> 00:16:04.293 so um die 645.000 Unterschriften. Mal schauen, ob es 20 Jahre später in Österreich noch immer 00:16:04.493 --> 00:16:09.764 so viele - oder waren es zu wenige - ich weiß es nicht, Unterschriften zu bekommen 00:16:09.964 --> 00:16:14.598 das ist so das sichtbare Ziel nach außen. Aber ganz ehrlich, und das kommunizieren wir ganz klar 00:16:14.798 --> 00:16:21.193 es geht darum, diese Gespräche zu führen, die dann zu diesen Unterschriften letztendlich dann führen. 00:16:21.393 --> 00:16:28.001 Die Ideen und die Diskurse zu führen. Die unangenehmen Debatten aufzumachen, 00:16:28.201 --> 00:16:34.275 das ist alles viel, viel wichtiger und müdet dann eben in die Unterschriften nächstes Jahr 00:16:34.475 --> 00:16:39.523 aber davor und danach müssen sehr viele Gespräche geführt werden. Es muss viel zugehört werden 00:16:39.723 --> 00:16:46.741 und es muss auch, quasi, vor allem auch am Land und in den Bundesländern, noch sehr viel 00:16:46.941 --> 00:16:52.131 Aufklärungsarbeit gemacht werden. Also ohne jetzt herabschätzig zu sein, aber ich glaube auch 00:16:52.331 --> 00:16:57.183 zu erklären: was heißt Feminismus und was heißt Feminismus nicht. Also ich glaub für viele ist das ein 00:16:57.383 --> 00:17:01.306 Angstwort. Und ich glaube, da müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten. 00:17:01.506 --> 00:17:05.591 Genau. Aber das Ziel sind Diskurse und Unterschriften.  00:17:12.040 --> 00:17:18.658 Angefangen hat es eh schon so 2016 herum in so verschiedenen kleineren - ah doch - Netzwerken 00:17:18.858 --> 00:17:25.904 also die Sorority beispielsweise in Wien. Ich erkläre es ganz kurz. Das ist so ein Netzwerk von jungen Frauen 00:17:26.104 --> 00:17:32.318 die sich um das Business Riot gebildet haben. Man kann schon sagen so junge Frauen, Mitte 20 bis 00:17:32.518 --> 00:17:39.162 Mitte 30 tendenziell. Und ich war über Facebook da involviert. Habe zwar auch Mitgliedsbeitrag gezahlt 00:17:39.362 --> 00:17:45.061 aber war nie auf Treffen. Aber ich weiß, dass es immer wieder thematisiert wurde, dass wir alle 00:17:45.261 --> 00:17:51.732 irgendwie das Gefühl hatten, dass es für uns Frauen schlechter wird. Ohne es wirklich konkret an 00:17:51.932 --> 00:17:57.398 irgendeinem neuen Gesetz oder an einen Vorfall festmachen zu können. Aber wir hatten alle das Gefühl 00:17:57.598 --> 00:18:04.472 irgendwas passt da nicht. Oder vielleicht weil wir alle jetzt schon seit einigen Jahren quasi arbeiten und es 00:18:04.672 --> 00:18:10.282 in der Arbeit mehr spüren, als zuvor als Studentin oder Schülerin oder wo auch immer. 00:18:10.482 --> 00:18:14.301 Aber wir hatten alle das Gefühl, dass es tatsächlich diesen Backlash gibt 00:18:14.501 --> 00:18:22.596 und dann kam Trump 2016. Dann gab es auch dieses politische Aufwachen: he, das ist jetzt wirklich ein 00:18:22.796 --> 00:18:29.345 dezidierter Sexist Präsident der USA geworden. Hat zwar nicht den popular vote gewonnen, aber sehr, sehr 00:18:29.545 --> 00:18:35.171 Menschen haben für ihn gestimmt. Und das war dann schon nochmal diese politische Realisation: he es ist 00:18:35.371 --> 00:18:45.440 möglich das eben jetzt ein totaler Sexist Präsident wird. Und das war ein bisschen ein Aufwachen für viele 00:18:45.640 --> 00:18:51.193 Und dann diese ganzen auch Gegenbewegungen in den USA, das hat auch ein bisschen auch aufgezeigt 00:18:51.393 --> 00:18:56.822 dass wir auch in Österreich was brauchen. Weil auch hier das Klima immer unangenehmer wird. 00:18:57.022 --> 00:19:03.205 Und so hat sich das dann eher in informellen Unterhaltungen ergeben: he, wollen wir nicht  00:19:03.405 --> 00:19:08.990 was machen. Es war dann kurz im Raum vielleicht auch eine Frauenpartei. Also es waren so verschiedene Ideen 00:19:09.190 --> 00:19:13.493 was könnten wir jetzt machen. Einen Frauenstreik, einen ganz großen, zu 8. März 00:19:13.693 --> 00:19:21.259 und dann war eher so relativ banal, he, 2017 jährt sich das Frauenvolksbegehren, also das 20-jährige 00:19:21.459 --> 00:19:24.354 Jubiläum. Sollten wir nicht auch ein Frauenvolksbegehren machen?  00:19:24.554 --> 00:19:30.966 Und das war dann relativ spontan, dass die Gruppe dann gemeint hat: ja, es wird ein Frauenvolksbegehren 00:19:31.166 --> 00:19:36.770 Dann wurden wir eingeladen von den alten, also von den Damen aus der ersten Runde quasi 00:19:36.970 --> 00:19:41.927 gemeinsam an ihrer Pressekonferenz teilzunehmen und das eben auch offiziell zu machen, dass wir ein neues 00:19:42.127 --> 00:19:47.632 Frauenvolksbegehren umsetzen. So ist es glaube ich, in aller Kürze, entstanden. 00:19:47.832 --> 00:19:52.706 Eher schon so aus eben, schon glaube ich auch, der persönlichen Betroffenheit, 00:19:52.906 --> 00:19:58.868 das zu spüren, irgendwie. Und aber auch diese politische Ebene, das es tatsächlich in gewissen Ländern 00:19:59.068 --> 00:20:04.808 speziell auch in den USA dann eben durch die Präsidentschaftswahlen  00:20:05.008 --> 00:20:07.739 so offensichtlich geworden ist, dass es einen Backlash gibt.  00:20:12.344 --> 00:20:19.972 Für mich bedeutet Backlash in erster Linie, dass wir erkämpfte Rechte bewahren müssen,  00:20:20.172 --> 00:20:25.406 dass wir jetzt wieder nicht dafür kämpfen, dass es tatsächlich besser wird, sondern dass wir  00:20:25.606 --> 00:20:30.038 in so einer Verteidigungsposition sind. Das ist für mich ein bisschen so der Backlash. Das es nicht mehr 00:20:30.238 --> 00:20:33.410 vorwärts geht, unter Anführungszeichen. Oder besser wird. Sondern dass wir tatsächlich wieder 00:20:33.610 --> 00:20:39.556 an den Rand gedrückt werden. Und schon erkämpfte Rechte wieder verteidigen müssen. 00:20:39.756 --> 00:20:44.958 Also es geht nicht mehr weiter. Wir sind irgendwie gefangen. Oder ich weiß nicht, wir stecken fest 00:20:45.158 --> 00:20:51.467 in einer Debatte, die vom Gefühl her 30 Jahre, oder noch älter, ist. Aber wir gehen nicht mehr vorwärts 00:20:51.667 --> 00:20:58.957 es wird nicht besser. Und ich glaube tatsächlich in Europa, wenn man sich Ungarn oder Polen ansieht 00:20:59.157 --> 00:21:04.990 gibt es frauenpolitische Schlechterstellungen. In Österreich sind so die ersten Zeichen wo ich mir denke 00:21:05.190 --> 00:21:10.403 also in Oberösterreich, wo beispielsweise jetzt Nachmittagsbetreuung in Kindergärten von kostenlos 00:21:10.603 --> 00:21:19.610 auf mit Elternbeitrag umgestellt wird. Oder dass es irgendwie nicht mehr Tabu ist. Oder umgekehrt: dass 00:21:19.810 --> 00:21:24.368 auch wieder der Diskurs zum Beispiel zu Schwangerschaftsabbrüchen wieder eröffnet wurde.  00:21:24.568 --> 00:21:28.169 Also das sind so Kleinigkeiten. Es hat sich zwar rechtlich noch nichts geändert, aber ich merk schon, 00:21:28.369 --> 00:21:33.352 dass wir allein schon diesen furchtbaren Paragraphen, der im Strafgesetzbuch steht und  00:21:33.552 --> 00:21:39.001 es ist noch immer nicht entkriminalisiert. Wir müssen das als Errungenschaft jetzt irgendwie aufrechterhalten 00:21:39.201 --> 00:21:45.575 Und können nicht einmal für Verbesserungen kämpfen, sondern müssen das, was jetzt Status Quo ist 00:21:45.775 --> 00:21:51.666 verteidigen. Und diese Verteidigungshaltung empfinde ich als extremen Backlash, weil ich will eigentlich 00:21:51.866 --> 00:21:55.558 für Verbesserungen einstehen und nicht das, was ist, ständig verteidigen müssen. 00:21:59.599 --> 00:22:06.026 Ja also einerseits als wirklich ganz banal muss man fast sagen, weil es 20 Jahre später als Signalwirkung 00:22:06.226 --> 00:22:11.871 sehr stark ist zu sagen: 20 Jahre später braucht Österreich nochmal ein Frauenvolksbegehren.  00:22:12.071 --> 00:22:18.390 Das ist glaube ich schon eine große Signalwirkung. Wir haben uns aber schon auch intern so grundsätzlich 00:22:18.590 --> 00:22:23.624 mit dem Thema Volksbegehren als partizipatives Element schon auseinandergesetzt . 00:22:23.824 --> 00:22:28.031 Und das finden wir schon grundsätzlich total wichtig auch so ein bisschen zu zeigen -  00:22:28.231 --> 00:22:34.043 also es ist grad super populär so Volksentscheidungen zu fordern. Das fordern wir nicht. Aber wir glauben schon 00:22:34.243 --> 00:22:39.967 dass es gewisse Instrumente auch geben sollte, die eben Politik von unten ermöglichen. 00:22:40.167 --> 00:22:44.507 Und ich glaube, dass das Volksbegehren als politisches Instrument schon auch ein sehr spannendes.  00:22:44.707 --> 00:22:53.107 Man könnte es im Parlament natürlich aufwerten. Aber der zweite Beweggrund war dann schon auch  00:22:53.307 --> 00:23:00.681 zu sagen: wir wollen zeigen, dass wir eine Bewegung von unten ist mir in letzter Zeit zu oft verwendet worden 00:23:00.881 --> 00:23:06.374 also tatsächlich eine Bewegung von vielen, sehr unterschiedlichen, bunten Gruppen und Menschen sind.  00:23:06.574 --> 00:23:11.774 sind, die etwas ändern möchten. Und dafür ist ein Volksbegehren als Instrument total spannend. 00:23:11.974 --> 00:23:23.830 Ja, das sind so die zwei ... also die Signalwirkung und eben dieses: es ist partizipativ, es setzt bei den 00:23:24.030 --> 00:23:29.983 Bürgerinnen und Bürgern an. Also leider nur bei den Bürgerinnen und Bürgern - Staatsbürgerschaftsrecht - 00:23:30.183 --> 00:23:33.001 aber es setzt zumindest bei den Menschen an. 00:23:37.141 --> 00:23:47.809 Was total also der Abtörner ist, in Wahrheit ist das von den Forderungen vom Frauenvolksbegehren vor 20 00:23:48.009 --> 00:23:56.019 Jahren also de facto eineinhalb erfüllt worden sind. Und eine der Forderungen wurde jetzt im Oktober im 00:23:56.219 --> 00:24:02.730 Parlament beschlossen. Das ist das mit der Notstandshilfe. Also wenn man sich das so anschaut so 00:24:02.930 --> 00:24:07.649 rückwirkend, zu wissen, dass in 20 Jahren de facto - zumindest rechtlich - nichts passiert ist, 00:24:07.849 --> 00:24:12.588 ist schon finde ich recht bitter. Und ist nicht unbedingt motivierend, selber ein Frauenvolksbegehren 00:24:12.788 --> 00:24:18.380 zu machen. Und umgekehrt ist es aber wieder eine Motivation zu sagen: Wir haben jetzt keine Lust mehr 00:24:18.580 --> 00:24:24.139 wir haben auch keine Zeit. Also keiner hat tatsächlich die Zeit - weil es Lebenszeit ist - nochmal 00:24:24.339 --> 00:24:30.147 20 Jahre oder sogar länger zu warten, dass gewisse Dinge erfüllt werden. Und für mich ist es irgendwie 00:24:30.347 --> 00:24:36.762 der Beweis, dass das Volksbegehren stärker auch in Diskurse hineingehen muss.  00:24:36.962 --> 00:24:41.648 Also es ist nicht total irrelevant, wenn 1 Million Menschen das Frauenvolksbegehren unterschreiben, 00:24:41.848 --> 00:24:46.501 ist das natürlich ein ganz starkes Zeichen. Aber es geht vielmehr um diese Gespräche. 00:24:46.701 --> 00:24:50.592 Ich glaub zwar auch, dass das die Frauen vor 20 Jahren gemacht haben, aber was wir halt haben 00:24:50.792 --> 00:24:57.567 glaube ich im Unterschied, ist einfach Social Media, ist wie man aktuell auch seit einigen Jahren 00:24:57.767 --> 00:25:04.893 Ideen viel breiter streuen kann. Ich glaube das ist schon ein tolles neues Mittel, das wir haben 00:25:05.093 --> 00:25:12.343 und das wir Frauen jetzt zu unserem Nutzen verwenden können. Und ich hoffe, dass wir es auch gut einsetzen 00:25:12.543 --> 00:25:17.709 einfach um mit vielen Menschen sprechen zu können. Ihre Ideen hören zu können. Und umgekehrt auch 00:25:17.909 --> 00:25:25.746 zu erklären, was wir mit Feminismus und Gleichstellung meinen. Sonst ich glaub die Frauen vor 20 Jahren - 00:25:25.946 --> 00:25:30.517 wir haben ja einige von ihnen auch getroffen bei diversen Veranstaltungen - waren genauso idealistisch, 00:25:30.717 --> 00:25:36.997 waren genauso politisch. Waren genauso kompetent und interessant. Ich weiß nicht, woran es unter 00:25:37.197 --> 00:25:42.142 Anführungszeichen "gescheitert" ist. Es hat sich ja schon viel verändert. Aber politisch gesehen halt nicht. 00:25:42.342 --> 00:25:47.196 Also rechtlich ist davon halt ganz wenig umgesetzt worden. Ich glaube einfach, dass es ein viel härterer 00:25:47.396 --> 00:25:52.623 Kampf ist, und ein viel frustrierender als man glaubt. Und was wir halt schon auch merken, 00:25:52.823 --> 00:25:57.408 allein jetzt schon in den letzten Monaten. Frauenpolitik - und das habe ich vorhin auch schon angesprochen - 00:25:57.608 --> 00:26:03.032 ist extrem energiezehrend. Man hat mit total vielen Rückschlägen zu kämpfen. 00:26:03.232 --> 00:26:09.336 Man hat mit total viel Kritik und Kritikerinnen zu kämpfen. Umgekehrt erleben wir jetzt weil ich vorhin 00:26:09.536 --> 00:26:14.327 gesagt habe, Social Media ist sehr hilfreich, dass Social Media auch ein tolles Tool ist, um 00:26:14.527 --> 00:26:21.240 Menschen fertig zu machen. Also ich glaube auch da offen anzusprechen, dass es ... 00:26:21.440 --> 00:26:26.001 dass man halt wirklich manchmal gegen Wände läuft, gehört halt auch dazu. 00:26:26.201 --> 00:26:30.517 So erkläre ich mir manchmal so auch ein bissl den "Misserfolg" unter Anführungszeichen des ersten 00:26:30.717 --> 00:26:34.973 Frauenvolksbegehren. Obwohl es kein Misserfolg ist. Aber politisch zumindest.  00:26:35.173 --> 00:26:39.519 Dass es nicht das einlösen konnte, was es eigentlich wollte.  00:26:43.468 --> 00:26:53.780 Ganz oft bei Inhalten die ... Widerstand ... ich glaube viele verstehen zum Beispiel nicht, wieso wir 00:26:53.980 --> 00:26:58.835 sozial- oder arbeitsmarktpolitische Forderungen drinnen haben. Ich glaube da ist dann immer so dieser Konnex: 00:26:59.035 --> 00:27:07.629 Was hat das mit Frauenpolitik zu tun, nicht klar. Ich würd das noch gar nicht als Widerstand einstufen 00:27:07.829 --> 00:27:12.702 Sondern einfach nur mit diesem, es ist halt vielen Menschen tatsächlich nicht klar. Ich glaub es hat so viel 00:27:12.902 --> 00:27:18.514 eben auch Bildung und BIldungsarbeit zu tun. Und es ist extrem voraussetzungsvoll. Beispielsweise 00:27:18.714 --> 00:27:25.354 jemanden zu erklären oder versuchen zu erklären, was eine Arbeitszeitverkürzung mit Frauenpolitik zu tun 00:27:25.554 --> 00:27:32.220 hat. Ich hab das Gefühl wir befinden uns halt schon auf einer sehr voraussetzungsvollen politischen Ebene, 00:27:32.420 --> 00:27:38.852 Und man verliert dann halt ganz viele Menschen schon. Ich hoffe, das klingt nicht zu gönnerhaft, aber es 00:27:39.052 --> 00:27:46.984 ist tatsächlich auch eine Bildungsthematik. Viele Menschen können mit diesen sehr vorraussetzungsvollen 00:27:47.184 --> 00:27:53.141 Forderungen nicht mehr mit. Und das ist ein bisschen der Gegenwind, den ich spür. Das man keine Lust mehr hat 00:27:53.341 --> 00:27:59.088 keine Zeit hat, nicht die Muße hat, sich mit bestimmten schwierigen politischen Inhalten auseinanderzusetzen 00:27:59.288 --> 00:28:03.270 weil man halt im Alltag vielleicht auch um seine eigene Existenz kämpfen muss. Ja dann wäre mir 00:28:03.470 --> 00:28:08.218 Frauenpolitik wahrscheinlich auch wurscht. Also das merkt man schon, ich glaube nicht, das Menschen 00:28:08.418 --> 00:28:15.087 desinteressierter sind, politisch. Aber dass sie einfach  nicht den Kopf und die persönlichen Ressourcen haben 00:28:15.287 --> 00:28:21.564 um viel Zeit in diese schwierigen Zusammenhänge zu investieren. Das ist ein bisschen so der Widerstand: 00:28:21.764 --> 00:28:27.592 ich glaub dieses Bereit-Sein für neue Ideen, das sich auch mal was erklären zu lassen 00:28:27.792 --> 00:28:33.511 ohne es gönnerhaft zu gestalten. Ich glaube, das ist extrem schwierig. Und das ist auch ein bisschen die 00:28:33.711 --> 00:28:41.506 Selbstkritik an jedes politische Projekt zu sagen: wir müssen DInge so einfach und trotzdem so genau 00:28:41.706 --> 00:28:47.554 erklären, dass sie von allen verstanden werden. Sonst ist es so eine Bubble-Geschichte. Also man bleibt 00:28:47.754 --> 00:28:53.806 in seiner politischen Blase hängen. Also ich glaube wirklich, dass der größte Widerstand kommt, weil man 00:28:54.006 --> 00:29:01.400 Dinge nicht versteht. Und trotzdem glaubt, sofort in eine Position gehen zu müssen und zu sagen: ja 00:29:01.600 --> 00:29:06.018 ich bin dafür oder nein, ich bin dagegen, anstatt mal zu schauen. Und dann gibt es natürlich schon, aber ich 00:29:06.218 --> 00:29:11.786 glaube, das ist die Minderheit der Menschen, die halt persönlich antifeministisch eingestellt ist, aus 00:29:11.986 --> 00:29:17.329 welchen Gründen auch immer - weil sie tatsächlich was zu verlieren haben, oder weil sie so sozialisiert worden sind 00:29:17.529 --> 00:29:25.092 und selber dadurch gewissermaßen auch Opfer des Patriarchats sind. Also Menschen, die wirklich ganz 00:29:25.292 --> 00:29:30.872 bewusst ein großes Problem mit dem Feminismus haben, glaube ich, tatsächlich ist eine sehr kleine 00:29:31.072 --> 00:29:36.399 Minderheit. Gibt es auch. Und die sind halt ganz laut. Glaube, das ist so vielleicht as Thema.  00:29:36.599 --> 00:29:39.688 Das die einfach lauter sind, als andere. Aber ich glaube nicht, dass es viele sind.  00:29:45.626 --> 00:29:50.562 Die wichtigste Arbeitsmarktpolitische Forderung - aber eine, die halt schon seit Jahrzehnten gleich ist 00:29:50.762 --> 00:29:56.916 natürlich: gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit. Und eben auch bewusst das gleichwertig 00:29:57.116 --> 00:30:01.422 dass wir ganz konkret auch jetzt die Frage stellen wollen warum - ich habe es vorher schon angesprochen -  00:30:01.622 --> 00:30:06.538 Warum ist der Kollektivvertrag für Pflegerinnen schlechter als der Kollektivvertrag für Maurer? 00:30:06.738 --> 00:30:12.700 Also wo wir ganz offen diese verschiedenen Verhandlungsmächte und -positionen von Frauen und 00:30:12.900 --> 00:30:18.295 Männern und auch die Bewertung von Arbeit eben. Warum ist Arbeit im Pflege- oder im Bildungsbereich 00:30:18.495 --> 00:30:25.314 schlechter entlohnt, als die Arbeit mit Geld zum Beispiel. Oder die Arbeit eben im Handwerksbereich.  00:30:25.514 --> 00:30:30.748 Das ist so der große Themenblock, den es schon vpr 20 Jahren im Frauenvolksbegehren gab 00:30:30.948 --> 00:30:37.680 ohne aber die unterschiedliche Bewertung von unterschiedlichen Arbeiten zu thematisieren. Und 00:30:37.880 --> 00:30:43.328 das möchten wir ganz, ganz stark thematisieren. Dass es nicht sein kann, nur weil man mit Geld arbeitet, 00:30:43.528 --> 00:30:49.669 also in einer Bank oder als Trader, das 10-fache einer Pflegerin verdient. Das ist so das eine Thema. 00:30:49.869 --> 00:30:57.265 Und das andere ist das Thema unbezahlte Arbeit. Care-Arbeit, die eben zu 2/3 von Frauen gemacht wird. 00:30:57.465 --> 00:31:06.558 Wo es einerseits um die Neubewertung von Arbeit geht. Also auch Kinderbetreuung, Pflege, auch das ist 00:31:06.758 --> 00:31:12.296 etwas wert und muss gesellschaftlich anerkannt werden. Und andererseits um die Umverteilung von Arbeit. 00:31:12.496 --> 00:31:19.800 Also im Privaten aber auch gesellschaftlich muss quasi bezahlte Arbeit umverteilt werden und da ist unsere 00:31:20.000 --> 00:31:24.529 Maßnahme um quasi das überhaupt einmal zu ermöglichen die Arbeitszeitverkürzung.  00:31:24.729 --> 00:31:30.059 Und das ist so eine größere Forderung, die wir haben. Die auch sehr unterschiedlich diskutiert wird. 00:31:30.259 --> 00:31:35.776 Die einfach eine gute Möglichkeit ist, in diesen Diskurs hineinzukommen. Um zu sagen: he 00:31:35.976 --> 00:31:40.600 Arbeit wird derzeit sehr unterschiedlich bewertet. Und Arbeit ist sehr unterschiedlich verteilt. 00:31:40.800 --> 00:31:47.241 Und solange Frauen den Großteil an unbezahlter Arbeit übernehmen werden, wird sich daran nichts ändern, weil 00:31:47.441 --> 00:31:54.593 unbezahlte Arbeit dazu führt, dass sie weniger verdienen, dass sie in der Pension, sehr, sehr viel 00:31:54.793 --> 00:31:59.961 weniger verdienen und dadurch halt armutsgefährdeter sind. Das sind so die zwei großen Brocken: 00:32:00.161 --> 00:32:07.160 Bezahlung und Umverteilung und Neubewertung von Arbeit. So im arbeitsmarktpolitischem Bereich. 00:32:07.360 --> 00:32:11.730 Sonst ist natürlich auch die Forderung zu den Quoten. Also wir sagen jetzt Parität 00:32:11.930 --> 00:32:18.635 Also wir fordern in jedem Bereich: in Unternehmen, im öffentlichen Bereich quasi 50:50 00:32:18.835 --> 00:32:24.674 Auch mit starken Sanktionen. Das ist auch eine Forderung, die es schon vor 20 Jahren gab und 00:32:24.874 --> 00:32:29.068 die muss man glaub ich auch sehr viel konsequenter angehen. Was interessant ist, dass wir auch erst 00:32:29.268 --> 00:32:35.577 ich sag mal so, die regionale Ebene miteinbeziehen wollen. Also nicht nur Unternehmen und im Parlament 00:32:35.777 --> 00:32:41.075 dort natürlich auch - aber wir haben das Gefühl, je mehr man aufs Land geht, beispielsweise bei den  00:32:41.275 --> 00:32:46.501 Bürgermeister_innen, dort ist das Gefälle noch mal viel größer. Nur sieben Prozent der österreichischen 00:32:46.701 --> 00:32:50.712 Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sind Frauen. Also das ist nochmal viel dramatischer als 00:32:50.912 --> 00:32:56.415 zum Beispiel im Nationalrat. Also das ist eine große Forderung, die immer gleich bleiben muss 00:32:56.615 --> 00:33:01.331 wahrscheinlich in der Frauenpolitik. Die nach einer Parität. Das heisst aber umgekehrt auch zum Beispiel 00:33:01.531 --> 00:33:06.794 in Pflegebereichen - gerade dort muss man sich anschauen, warum so viel mehr Frauen als Männer 00:33:06.994 --> 00:33:12.344 drinnen sind. Das ist glaube ich auch ein bissl ein neuer Zugang zu sagen: auch die Bereiche, wo 00:33:12.544 --> 00:33:18.098 halt sehr viele Frauen sind. Auch da scheint es ja systemisch irgendwie zu kränkeln. 00:33:18.298 --> 00:33:23.081 Sonst wären da nicht nur Frauen. Das ist ein großer Bereich, den wir drin haben 00:33:23.281 --> 00:33:29.058 Im Bereich der Kinderbetreuung. Also gratis Kindergartenplatz. Das Recht auf Kinderbetreuung 00:33:29.258 --> 00:33:39.210 Eine qualitativ gute Kinderbetreuung. Dann haben wir, ja, einen bunten Mix an Forderungen. Genau. 00:33:44.410 --> 00:33:50.452 Ich glaub ... ein bisschen auch als Erklärung. Also wir haben schon Kontakt mit vielen Organisationen hier in 00:33:50.652 --> 00:33:57.118 Wien. Also Plattform 2000 Frauen, mit der Frauenhetz. Es sind auch teilweise Personen aus diesen  00:33:57.318 --> 00:34:01.922 Organisationen bei uns Mitglied. Aber wir haben glaube ich, jetzt nicht so eine gemeinsame Strategie, wie 00:34:02.122 --> 00:34:06.683 wir tatsächlich vorgehen möchten. Vor allem jetzt unter politisch neuen Anzeichen.  00:34:06.883 --> 00:34:16.119 Ich glaube es ist ein gutes, freundschaftliches Verhältnis. Aber die genaue, wie wir zusammenarbeiten 00:34:16.319 --> 00:34:20.329 diese Klärung hat tatsächlich noch nicht stattgefunden. Das ist auch so ein nächster wichtiger Schritt. 00:34:20.529 --> 00:34:25.918 Es gibt zum Beispiel in Wien nächste Woche ein großes Treffen von allen oder vielen Frauenorganisationen 00:34:26.118 --> 00:34:29.377 um sich auch nochmal gegenüber einer neuen Regierung neu positionieren zu können. 00:34:29.577 --> 00:34:36.100 Also das wird sicher Thema sein. Konkret habe ich eher das Gefühl, wir haben einige Mitglieder, beispielsweise 00:34:36.300 --> 00:34:41.762 aus der Frauenhetz oder aus der Plattform 2000 Frauen, vom an.schläge-Magazin. Also es gibt 00:34:41.962 --> 00:34:47.241 schon sehr viel Austausch. Aber nicht schon ganz konkretes: so gehen wir gemeinsam vor.  00:34:47.441 --> 00:34:49.543 Noch keine konkreten Schritte. 00:34:53.668 --> 00:34:58.201 Es ist auf jeden Fall erweitert worden. Ich habe es vorhin schon erwähnt: ich war immer schon 00:34:58.401 --> 00:35:05.165 politisch aber tatsächlich nicht in einem so frauenpolitischen Kontext. Ich glaube ich habe total viel 00:35:05.365 --> 00:35:11.645 für mich persönlich gelernt. Also einfach jetzt mal so wissensmäßig gelernt. Es ist ja auch immer wichtig, 00:35:11.845 --> 00:35:18.198 sich historisch in die Frauenbewegung, die zu kennen und sich auch positionieren zu können 00:35:18.398 --> 00:35:23.576 und auch viele Debatten zu lernen erst. Also es gibt ja ein paar jahrhunderte alten - also Jahrhunderte ist  00:35:23.776 --> 00:35:28.222 vielleicht übertrieben - aber es gibt ja sehr viele Debatten. Zum Beispiel Prostitution 00:35:28.422 --> 00:35:32.934 soll das legal sein oder nicht? Wo ich das immer sehr spannend finde: ich muss das Rad nicht neu erfinden 00:35:33.134 --> 00:35:38.244 es gibt einfach zwei Positionen dazu. Also das habe ich so für mich recht viel lernen können. 00:35:38.444 --> 00:35:49.816 Mein Bild hat sich dahingehend geändert, dass ich es als sehr viel schwieriger ansehe als vorher, also 00:35:50.016 --> 00:35:55.535 das muss ich ehrlich sagen. Je mehr man mit diesem Bereich zu tun hat, desto mehr - oder ich merke halt 00:35:55.735 --> 00:36:04.187 einfach wie, wie emotional ideologisch es geführt wird. Und ich glaube es ist halt, weil es wirklich um 00:36:04.387 --> 00:36:08.954 Verteilungskämpfe geht, im Endeffekt. Und was ich auch gelernt habe ist halt, dass Feminismus,  00:36:09.154 --> 00:36:13.929 also für mich persönlich, ohne das Ansprechen von Privilegien und Klassen nicht geht.  00:36:14.129 --> 00:36:22.161 Dass es immer auch darum geht, eine möglichst freie Gesellschaft für alle - für Frauen aber auch natürlich 00:36:22.361 --> 00:36:29.753 für alle zu ermöglichen, heißt halt auch, Privilegien anzusprechen. Und es endet immer in sehr ideologischen 00:36:29.953 --> 00:36:34.824 Auseinandersetzungen, die schwierig sind. Aber ich glaub das muss man drüber. Aber das macht 00:36:35.024 --> 00:36:43.444 es extrem, sehr umkämpft. Und ich glaube dieses Verständnis dafür, warum gerade die Frauenpolitik 00:36:43.644 --> 00:36:47.569 so ein umkämpftes Schlachtfeld unter Anführungszeichen ist, das habe ich auch erst in den 00:36:47.769 --> 00:36:51.651 letzen Monaten quasi für mich jetzt gewinnen können. Also diese Erkenntnis. 00:36:51.851 --> 00:36:56.005 Weil sonst würde man sich denken: ja klar, warum sollten nicht alle gleichgestellt sein. Aber  00:36:56.205 --> 00:37:03.598 daran hängen so viele andere Sachen und so viele Themen. Und ich glaube das macht die Frauenpoltitik 00:37:03.798 --> 00:37:08.916 so extrem undankbar. Und führt wahrscheinlich auch dazu, dass viele Frauen sich halt dann auch 00:37:09.116 --> 00:37:15.384 verabschieden, wenn man so zurückschaut. Also eine Johanna Dohnal, die ihr Leben lang gekämpft hat  00:37:15.584 --> 00:37:21.368 und dann einfach irgendwie auch undankbar aus der Politik geschieden wurde, sogar. Also 00:37:21.568 --> 00:37:26.649 Ich glaube, es ist kein sehr dankbares Feld. Das hat sich für mich schon geändert. Diese sehr realistische 00:37:26.849 --> 00:37:31.155 Einschätzung. Ist überhaupt nicht negativ gesehen, aber ich glaube man muss es auch offen ansprechen 00:37:31.355 --> 00:37:37.628 dass es ein Kampf ist, dass es unangenehm ist. Und speziell auch für Frauen unangenehm ist, wenn man 00:37:37.828 --> 00:37:44.235 ständig bewertet wird und auch anders bewertet wird, als das halt bei vielen Männern der Fall ist. 00:37:44.435 --> 00:37:57.908 Ich weiß nicht. Also privat war ich immer für mich Feministin. Ich würde glaube ich jetzt nichts anders 00:37:58.108 --> 00:38:02.937 machen als vorher, was so mein privates Umfeld angeht. Was ich also schon merke ist so im 00:38:03.137 --> 00:38:08.946 Freundeskreis, dass ich jetzt ständig darauf angesprochen werde und das nervt dann einfach. 00:38:09.146 --> 00:38:14.602 Weil ich nicht privat Tipps geben möchte, wie andere ihr Leben gestalten wollen oder so.  00:38:14.802 --> 00:38:20.992 Es fühlen sich dann schon viele bemüßigt ihre frauenpolitische Meinung zu sagen 00:38:21.192 --> 00:38:26.416 wo das jetzt grad nicht Thema war. Aber das gilt wahrscheinlich generell sobald man sich irgendwie 00:38:26.616 --> 00:38:31.232 exponiert, auch politisch. Dass es dann immer und ständig Thema ist. 00:38:31.432 --> 00:38:38.981 Und das ist dann auch wichtig, das Abschalten-Lernen. Ich glaub so in meinem privatem Umfeld, ich würd  00:38:39.181 --> 00:38:44.304 genau das machen, was ich auch schon vorher gemacht habe, also wirklich alles gleich aufteilen mit 00:38:44.504 --> 00:38:48.628 meinem Partner. Das finde ich extrem wichtig. Also mir selber gegenüber authentisch zu sein.  00:38:48.828 --> 00:38:54.855 Nicht das politisch zu fordern, was ich nicht privat auch selber einhalten kann und möchte 00:38:55.055 --> 00:38:59.469 das steht für mich dann halt auch ausser Frage. Das ist für mich schon der wichtig. Dieses authentische 00:38:59.669 --> 00:39:06.725 Leben zu führen. Und vielleicht ist es auch noch mal wichtiger geworden, allein weil ich so dieses 00:39:06.925 --> 00:39:11.460 Frauenvolksbegehren auch nach außen repräsentiere. Vielleicht ist es da noch wichtiger geworden,  00:39:11.660 --> 00:39:11.660 aber ich hätte es vorher nicht anders gemacht.  00:39:15.830 --> 00:39:21.048 Ich habs vorhin schon angesprochen, für mich ist die Verknüpfung eben von Frauenpolitik und 00:39:21.248 --> 00:39:26.755 Klasse und insgesamt - ich weiß nicht, ob mans Klasse nennt - aber schon dieser insgesamte wirtschafts- 00:39:26.955 --> 00:39:32.000 und gesellschaftspolitischer Diskurs wichtig. Also so definiere ich für mich auch Feminsimus. 00:39:32.200 --> 00:39:38.873 Und, ja, wenn ichs breiter definiere, kann ich mirs schon vorstellen. Aber ich glaube so alleine - also allein 00:39:39.073 --> 00:39:46.933 nur Frauenpolitik geht sowieso nicht. Frauenpolitik ist immer Sozial- Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik 00:39:47.133 --> 00:39:52.841 und viele andere Politken auch noch dazu. Bildung oder so. Aber wenn mans breiter definiert, ja schon, 00:39:53.041 --> 00:39:59.104 man hört, wenn man mal politisch war und frauenpolitisch war, hört man nicht mehr auf,  00:39:59.304 --> 00:40:05.763 politisch zu sein, weil es einem so im Alltag ständig quasi gezeigt wird mit den kleinsten Beispielen 00:40:05.963 --> 00:40:10.528 dass diese Gleichstellung noch nicht da ist und noch sehr lange auf sich waren lässt. Und ich glaube 00:40:10.728 --> 00:40:13.322 dann kann man nicht mehr aufhören, sich nicht dafür zu interessieren.  00:40:13.522 --> 00:40:19.966 Dann ist man irgendwie ja, im Postiven und im Negativen, gefangen. Ja.  00:40:25.957 --> 00:40:40.815 Also für mich ist wirklich jede Frau, die es quasi länger ausgehalten hat in einer sehr exponierten Position 00:40:41.015 --> 00:40:48.635 und das meine ich tatsächlich so traurig und bitter wie es klingt, weil es glaube ich total anstrengend ist 00:40:48.835 --> 00:40:58.503 Es sind so viele Dinge ... für mich ist jede Frau, ob es jetzt eine Sportlerin ist, also für mich persönlich also 00:40:58.703 --> 00:41:06.129 Politikerinnen, die es 30 oder 40 Jahre geschafft haben auch an dieser exponierten Stelle zu bleiben 00:41:06.329 --> 00:41:11.767 wow. Also ich weiß nicht, wie sie das machen. Ich kanns mir im Moment noch nicht vorstellen. 00:41:11.967 --> 00:41:19.029 Aber einzelne Personen ... Ich weiß natürlich eine Johanna Dohnal oder viele Frauen, die 00:41:19.229 --> 00:41:23.692 österreichische Politik ganz stark geprägt haben. Ja natürlich sind das Vorbilder, aber 00:41:23.892 --> 00:41:32.967 Nein, also ich finde, eine einzelne Person könnte ich jetzt gar nicht nennen. 00:41:33.167 --> 00:41:41.050 Nein. Und umgekehrt gibt es halt auch viele, deren Namen wir nie kennenlernen werden, viele Frauen 00:41:41.250 --> 00:41:45.969 die irgendwo ganz kleine Rollen unter Anführungszeichen gespielt haben aber viel verändert 00:41:46.169 --> 00:41:53.744 haben. Die sind wahrscheinlich auch Vorbilder, aber die kennen wir nicht. So einzelne Personen gibt es für mich 00:41:53.944 --> 00:41:58.059 nicht. Und vielleicht ist es auch viel spannender, sich Frauenpolitik im Rahmen von Bewegungen anzuschauen 00:41:58.259 --> 00:42:02.559 Und das gilt jetzt auch fürs Frauenvolksbegehren. Es gibt halt sichtbare Gesichter nach außen 00:42:02.759 --> 00:42:07.619 weil das jede Bewegung braucht. Aber in Wahrheit sind viele Frauen beim Frauenvolksbegehren dabei,  00:42:07.819 --> 00:42:11.793 die wahrscheinlich von der Zeit und von den Ressourcen warhrscheinlich viel mehr hineinstecken als 00:42:11.993 --> 00:42:18.036 ich. Sie sind halt nur nicht ganz so sichtbar. Also ich glaub Frauenpolitik in Bewegungen zu denken 00:42:18.236 --> 00:42:23.967 ist für mich auch die authentischere Version. Weil es auch zeigt,  00:42:24.167 --> 00:42:28.877 dass wir viele sein müssen, und auch viele sein werden. 00:42:33.269 --> 00:42:43.917 Ich hab jetzt grad nachdenken müssen, weil in "The Handmaid's Tale", also im "Report der Magd" 00:42:44.117 --> 00:42:52.820 zumindest im Buch sind dann in den letzten Seiten, also es ist ja eine Dystopie über Frauen sind de facto 00:42:53.020 --> 00:42:58.407 Sexsklavinnen und so weiter. Und in den letzten Seiten ist ja dann auch so ein Rückblick 00:42:58.607 --> 00:43:04.009 auf diese Gesellschaft, in der "The Handmaid's Tale" quasi auch stattgefunden hat.  00:43:04.209 --> 00:43:12.844 Und die wird dann so, als ob es ein Artefakt war, ein historisches seziert und Menschen können sich dann 00:43:13.044 --> 00:43:17.761 gar nicht mehr vorstellen, wie das war, wie Frauen so unterdrückt worden sind. 00:43:17.961 --> 00:43:23.055 Und ich glaub das würde ich mir in 100 Jahren auch wünschen, dass wir wirklich, das es in Geschichts- 00:43:23.255 --> 00:43:29.069 Büchern erklärt werden muss, wie eine Gesellschaft überhaupt nicht gleichgestellt sein konnte. 00:43:29.269 --> 00:43:37.587 Dass wir die historische Ausnahme sind. Also dass eine nicht gleichberechtigte und nicht gleichgestellte 00:43:37.787 --> 00:43:41.211 Gesellschaft die historische Ausnahme ist. Das würde ich mir wünschen. Dass man so in 100 Jahren  00:43:41.411 --> 00:43:47.704 Kindern erklären muss, wie es sein konnte, dass Frauen nicht, und Männer nicht das sein konnten was sie sein 00:43:47.904 --> 00:43:54.874 wollten. Also ich würde mir wünschen, dass wir die Anomalie sind. Wenn man sich das in 100 Jahren 00:43:55.074 --> 00:43:58.536 nochmal anschaut. Oder vielleicht in 1000 Jahren. Vielleicht ist das jetzt zu kurz gedacht. 00:43:58.736 --> 00:44:02.932 Das man sagt: "Das war aber eine komische Menschheitsepoche".  00:44:03.132 --> 00:44:07.164 Die Zeiten, wo man dafür noch kämpfen musste. Das würde ich mir wünschen.  00:44:07.364 --> 00:44:16.236 Ja also ich glaube ganz fest daran, dass das nicht das fertige System sein kann. Weil ein System wo nicht 00:44:16.436 --> 00:44:21.973 jeder gleichgestellt ist, das ist für mich eine Anomalie. Das würde ich mir wünschen, dass es so auch 00:44:22.173 --> 00:44:29.764 wahrgenommen wird irgendwann in 100 oder 200 Jahren. Ein Ausrutscher der Menschheit. 00:44:35.350 --> 00:44:44.300 Ich glaub das wir uns irgendwie organisieren müssen. Und das ist auch eine Einladung an alle Frauen wie Männer 00:44:44.500 --> 00:44:48.048 sich irgendwie zusammenzuschließen. Weil ich tatsächlich glaube, dass wir in den nächsten Jahren  00:44:48.248 --> 00:44:54.746 viel verteidigen müssen. Und das wir einfach dafür sehr viele brauchen, die sich organisieren, die sich 00:44:54.946 --> 00:45:00.992 zusammenschließen. Und eher so die Einladung, dass jeder auch beim Frauenvolksbegehren aktiv mitmachen 00:45:01.192 --> 00:45:05.006 kann. Wir haben extrem viele Teams, das habe ich vorhin schon gesagt, also mit ganz unterschiedlichen 00:45:05.206 --> 00:45:12.724 Bereichen. Also ich glaube ganz fest dran, dass wir viele sein müssen und deswegen wirds nicht reichen 00:45:12.924 --> 00:45:19.627 wenn nur 30, 40 Leute aktiv mitarbeiten. Aber es muss nicht das Frauenvolksbegehren sein. Ich glaube, es 00:45:19.827 --> 00:45:25.726 gibt auch viele andere Formen, wie man sich aktiv einsetzen kann, für eine gleiche, gerechtere Welt. 00:45:25.926 --> 00:45:33.950 Genau. Aber ich glaube es ist wichtig, was zu tun. Ob im Kleinen oder im Großen, aber ich glaube schon, 00:45:34.150 --> 00:45:42.411 dass wir mitgestalten können. Und vielleicht wir, die wir wahrscheinlich auch in einer privilegierteren  00:45:42.611 --> 00:45:47.660 Situation sind und die Zeit oder die Ressourcen und halt auch die Bildung haben,  00:45:47.860 --> 00:45:56.556 ich glaube wir haben sogar eine Verantwortung da zu tun. Das ist der moralische Endpunkt, ja.