WEBVTT 00:00:05.000 --> 00:00:09.000 line:93% Also ich bin in Saalfelden im Pinzgau aufgewachsen. 00:00:09.000 --> 00:00:12.200 line:93% Da sind wir hingezogen - meine Familie - als ich dreieinhalb war. 00:00:12.200 --> 00:00:20.560 line:93% Und das war ein, wie soll ich das sagen, ein aufstrebender Schulort; vor allem. 00:00:20.560 --> 00:00:24.720 line:93% Also so ein Schulzentrum im Salzburger Land. 00:00:24.720 --> 00:00:29.080 line:93% Und das ist damals sehr expandiert; es sind sehr viel Menschen dort hingezogen. 00:00:29.080 --> 00:00:31.160 line:93% Darunter eben auch meine Eltern. 00:00:31.160 --> 00:00:37.360 line:93% Und es ist eine ganz witzige Mischung, weil einerseits Land: eher konservativ. 00:00:37.360 --> 00:00:41.800 line:93% Andererseits aber war es eine Industriegemeinde auch. 00:00:41.800 --> 00:00:46.920 line:93% Und hatte über Jahrzehnte immer sozialistische und sozialdemokratische Bürgermeister. 00:00:46.920 --> 00:00:50.160 line:93% Ich weiß nicht, ob das heute auch noch so ist. Aber das war damals so. 00:00:50.160 --> 00:00:56.760 line:93% Und ich bin dann in die sogenannte Bundeserziehungsanstalt in die Mittelschule gegangen. 00:00:56.760 --> 00:01:01.760 line:93% Das ist eine spezielle Form der allgemeinen höheren Schule. 00:01:01.760 --> 00:01:04.480 line:93% Mit Schwerpunkt auf Sprachen. 00:01:04.480 --> 00:01:14.000 line:93% Und das waren damals die 1980er Jahre, die waren nicht mehr so wild und hippieartig wie noch die 1970er Jahre. 00:01:14.000 --> 00:01:18.600 line:93% Wir waren ja die neue, neokonservative Fraktion, sozusagen. 00:01:18.600 --> 00:01:27.240 line:93% Da gab es dann diese jungen Männer mit den geschniegelten Frisuren und den Vespas, die herumgefahren sind. 00:01:27.240 --> 00:01:33.600 line:93% Und da kann ich mich an eine Geschichte ganz gut erinnern aus der Mittelschule. 00:01:33.600 --> 00:01:35.360 line:93% Das war in der siebten Klasse. 00:01:35.360 --> 00:01:38.480 line:93% Da wollte ich gerne in politische Bildung gehen. 00:01:38.480 --> 00:01:43.360 line:93% Und irgendwie haben wir das eben in der Klasse besprochen und ich habe das eben gesagt - ... 00:01:43.360 --> 00:01:45.720 line:93% ... einfach politische Bildung würde mich eben interessieren. 00:01:45.720 --> 00:01:52.160 line:93% Und es kam dann ein großes Gelächter. So auf die Art: Wozu ich das brauche, ich bin ja ein Mädchen? 00:01:52.160 --> 00:01:59.240 line:93% Und das ist mir so richtig, was Geschlechterkonservativismus anbelangt, in Erinnerung. 00:02:04.000 --> 00:02:06.500 line:93% Eher konservativ würde ich sagen. 00:02:06.500 --> 00:02:14.800 line:93% Also ich würde sagen: Unser Haushalt war so ein klassischer ÖVP Haushalt. 00:02:14.800 --> 00:02:19.600 line:93% Und ich selber war auch eher auf der konservativen Seite. 00:02:19.600 --> 00:02:24.700 line:93% Ja? Also das ist ja ein bisschen [...] fast peinlich, das zu erzählen. 00:02:24.700 --> 00:02:33.000 line:93% Aber ich war zu der Zeit 16, als die Frage war [...] also als die große Waldheim-Kontroverse war. 00:02:33.000 --> 00:02:42.440 line:93% Das war ja 1986. Und ich habe den Waldheim [...] so als 16 jährige Schülerin habe ich ihn irgendwie sehr geschätzt. 00:02:42.440 --> 00:02:49.200 line:93% Weil er eben UNO-Generalsekretär [war] und war dann irgendwie über diese ganzen Debatten sehr schockiert. 00:02:49.200 --> 00:02:53.120 line:93% Und habe mich zuerst eher auf die Seite von Waldheim geschlagen. 00:02:53.120 --> 00:02:58.800 line:93% Und das Interessante ist, dass eigentlich dann aber zu der Zeit meine Politisierung stattgefunden hat. 00:02:58.800 --> 00:03:02.680 line:93% Weil bei uns im Elternhaus wurden die Salzburger Nachrichten gelesen. 00:03:02.680 --> 00:03:05.800 line:93% Und ich war eine leidenschaftliche Zeitungsleserin. 00:03:05.800 --> 00:03:10.080 line:93% Und habe dann mich durch all die Artikel in den Salzburger Nachrichten durchgearbeitet. 00:03:10.080 --> 00:03:12.600 line:93% Habe auch ein riesiges Waldheim-Dossier angestellt. 00:03:12.600 --> 00:03:18.880 line:93% Und am Ende meiner Auseinandersetzung mit Waldheim habe ich sehr viel mehr gewusst über die Zeit des Nationalsozialismus ... 00:03:18.880 --> 00:03:24.000 line:93% ... und war also wirklich auf der völlig anderen und massiv kritischen Seite. 00:03:24.000 --> 00:03:26.300 line:93% Aber da habe ich mich wirklich durcharbeiten müssen. 00:03:26.300 --> 00:03:33.080 line:93% Ich muss auch ehrlich zugeben: Ich habe aus der Zeit sogar ein Autogramm von Waldheim. 00:03:33.080 --> 00:03:38.400 line:93% Ja, das habe ich. Der war nämlich in Saalfelden am Marktplatz und hat dort eine Wahlrede gehalten. 00:03:38.400 --> 00:03:41.600 line:93% Und ich bin zu ihm hin und habe gesagt: "Also wenn ich könnte, ich würde Sie wählen." 00:03:41.600 --> 00:03:46.640 line:93% Und habe ein Autogramm gekriegt von ihm. Wie gesagt, also vier Wochen später war alles ganz anders. 00:03:46.640 --> 00:03:55.500 line:93% Und ich finde das eigentlich recht spannend, dass es bei mir die Auseinandersetzung vor allem mit Zeitungslektüre war, ... 00:03:55.500 --> 00:04:01.000 line:93% ... die mich so stark politisiert hat. Gar nicht so sehr Diskussionen mit Freundinnen und Freunden. 00:04:01.000 --> 00:04:04.440 line:93% Die waren durchaus auch solide im konservativen Lager, würde ich sagen. Ja. 00:04:09.700 --> 00:04:16.800 line:93% Als Feminismus nicht. Würde ich nicht sagen. 00:04:16.800 --> 00:04:24.320 line:93% Aber meine Mutter hat mir immer vermittelt, dass ich was aus mir machen soll. 00:04:24.320 --> 00:04:29.360 line:93% Also das war irgendwie völlig klar: Ich gehe da in die Mittelschule. 00:04:29.360 --> 00:04:31.560 line:93% Ich war immer sehr gut in der Schule. 00:04:31.560 --> 00:04:36.100 line:93% Und das war selbstverständlich, dass ich dann studieren gehe und dass aus mir was werden soll. 00:04:36.100 --> 00:04:39.000 line:93% Und zwar, dass aus mir genau das werden soll, was ich gerne will. 00:04:39.000 --> 00:04:43.200 line:93% Also das war klar die Botschaft meiner Eltern. 00:04:43.200 --> 00:04:50.800 line:93% Und in sofern war es quasi ein Feminismus "Avant la Lettre", wenn man so möchte. 00:04:50.800 --> 00:04:59.960 line:93% Aber wir waren halt so ein Haushalt [...] also beide meine Eltern kommen aus sehr kleinen Verhältnissen. 00:04:59.960 --> 00:05:02.960 line:93% Und mein Vater war der erste der studiert hat in seiner Familie. 00:05:02.960 --> 00:05:09.500 line:93% Und das war so ein richtiger [...] ein Aufsteiger-Haushalt. 00:05:09.500 --> 00:05:15.520 line:93% Und das war irgendwie klar: Der Vater hat studiert und die drei Kinder - also ich habe noch einen Bruder und eine Schwester - ... 00:05:15.520 --> 00:05:20.080 line:93% ... die sollen dann genau die selben Möglichkeiten haben wie er auch. 00:05:24.500 --> 00:05:33.280 line:93% Ja. Ich habe gelesen das Buch von der Judith Jannberg: "Ich bin ich"; glaube ich, heißt das. 00:05:33.280 --> 00:05:36.640 line:93% Und das hat mich sehr beeindruckt. 00:05:36.640 --> 00:05:41.080 line:93% Ich glaube ich war damals 16 oder 17. 00:05:41.080 --> 00:05:46.800 line:93% Also ich könnte jetzt nicht von mir behaupten, dass ich dann Feministin gewesen wäre. 00:05:46.800 --> 00:05:50.160 line:93% Nicht in dem Sinn, dass ich mich selbst identifiziert hätte als Feministin. 00:05:50.160 --> 00:05:56.720 line:93% Aber was ich aus dem Buch jedenfalls mitgenommen habe, das war [...] 00:05:56.720 --> 00:06:03.240 line:93% ... das man sich nicht unterbuttern lassen darf. 00:06:03.240 --> 00:06:11.160 line:93% Dass es ganz wichtig ist, als Frau einen eigenen Willen zu haben und den durchzuziehen und sich nicht niedermachen zu lassen. 00:06:11.160 --> 00:06:17.160 line:93% Und witzigerweise ist mir auch noch eine Gechichte sehr stark in Erinnerung. 00:06:17.160 --> 00:06:24.000 line:93% Ich glaube das war in dem Buch, wo sie sich dann die Frage stellt, ob sie sich von ihrem Mann trennen kann oder nicht. 00:06:24.000 --> 00:06:30.800 line:93% Und sie macht das dann. Und wo sie sich sagt: Ganz egal was passiert, sie wird sich immer durchschlagen können. 00:06:30.800 --> 00:06:33.280 line:93% Und wenn es sein muss, dann wird sie Putzfrau. 00:06:33.280 --> 00:06:41.000 line:93% Und das hat mich sehr beeindruckt, irgendwie zu sagen: Es gibt immer irgendwelche Möglichkeiten sich durchzuschlagen. 00:06:41.000 --> 00:06:47.800 line:93% Und ich muss mich nicht von jemand anderem abhängig machen. 00:06:47.800 --> 00:06:56.040 line:93% Und nicht sozusagen das Leben einer anderen Person leben [...] also sozusagen zur Unterstützung einer anderen Person leben. 00:06:56.040 --> 00:06:59.400 line:93% Also das war so mit 16/17. 00:06:59.400 --> 00:07:07.280 line:93% Aber von dort zur echten Identifikation als Feministin [...] wobei: Ich glaube das Label hat man mir schon verpasst. 00:07:07.280 --> 00:07:11.040 line:93% Einfach deshalb, weil ich auch politisch interessiert war. 00:07:11.040 --> 00:07:15.500 line:93% Und schon sozusagen als Frau für Frauen gesprochen habe. 00:07:15.500 --> 00:07:17.800 line:93% Aber ich habe es halt nicht so herzhaft angenommen. 00:07:17.800 --> 00:07:23.240 line:93% Und dann gab es so ein echtes feministisches Erweckungserlebnis, das war akademisch. 00:07:23.240 --> 00:07:27.400 line:93% Das muss gewesen sein in den frühen 1990er Jahren. 00:07:27.400 --> 00:07:32.360 line:93% Da hat mir ein Kollege - also ich war damals Studienassistentin schon am Institut für Rechtsphilosophie - ... 00:07:32.360 --> 00:07:41.500 line:93% ... und ein Kollege, der Alexander Somek, hat mir den Text von Seyla Benhabib gegeben: "Der verallgemeinerte und der konkrete Andere". 00:07:41.500 --> 00:07:46.440 line:93% Und das war wir ein [...] als wäre mir ein Schleier heruntergezogen worden. 00:07:46.440 --> 00:07:48.200 line:93% Das war unglaublich. 00:07:48.200 --> 00:08:00.640 line:93% Also ab dem Moment, würde ich sagen, so ab 21/22 habe ich mich dann selbst identifiziert und auch stolz nach außen getragen: Ich bin Feministin. 00:08:00.640 --> 00:08:03.200 line:93% Und habe unter Feminismus verstanden: ... 00:08:03.200 --> 00:08:10.100 line:93% Eine ganz bestimmte kritische Haltung sowohl im privat-persönlichen Leben, also auch im wissenschaftlichen Bereich. 00:08:13.900 --> 00:08:20.560 line:93% Ja, also, das war ganz witzig. Ich habe [...] also JUS zu studieren, ist mir nicht ganz leicht gefallen. 00:08:20.560 --> 00:08:24.330 line:93% Weil als Schülerin habe ich mir irgendwie gedacht: Wer studiert schon JUS? 00:08:24.330 --> 00:08:27.400 line:93% Das sind sie, denen nichts besseres einfällt. So auf die Art. 00:08:27.400 --> 00:08:34.600 line:93% Und [...] die Entscheidung dafür ist dann aber gefallen aus zwei Gründen. 00:08:34.600 --> 00:08:36.640 line:93% Das eine war: Ich wollte eigentlich Diplomatin werden. 00:08:36.640 --> 00:08:42.600 line:93% Und das andere war: Ich wollte verstehen, was die Gesellschaft im Inneren zusammen hält. 00:08:42.600 --> 00:08:45.900 line:93% Ich habe mir gedacht: Mit Rechtswissenschaften kriege ich da eine Antwort drauf. 00:08:45.900 --> 00:08:53.000 line:93% Und vor allem wollte ich auch wissen, wodurch eine Gesellschaft in Abgründe gerät. 00:08:53.000 --> 00:08:58.520 line:93% Weil ich habe den Film gesehen - der mich sehr beeindruckt hat so als 17 jährige - "Das Urteil von Nürnberg". 00:08:59.880 --> 00:09:00.520 line:93% Über die Nürnberger Prozesse. 00:09:00.520 --> 00:09:10.720 line:93% Und das hat sich sozusagen zusammengefügt mit meiner Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus - auch entlang der Waldheim-Affäre. 00:09:10.720 --> 00:09:14.960 line:93% Und ich habe mir gedacht: Da in den Rechtswissenschaften werde ich eine Antwort darauf finden. 00:09:14.960 --> 00:09:19.120 line:93% Und bin so an die Fakultät gekommen. 00:09:19.120 --> 00:09:26.300 line:93% Habe mal ein Jahr studiert und bin auch sofort in die Rechtsphilosophie dann hineingestolpert, in Seminare. 00:09:26.300 --> 00:09:31.600 line:93% Weil mich auch der Professor der Rechtsphilosophie, der Gerhard Luf, sehr fasziniert hat. 00:09:31.600 --> 00:09:39.240 line:93% Weil das so ein strahlender, charismatischer, liebenswürdiger, begeisternder Kerl einfach war. 00:09:39.240 --> 00:09:48.920 line:93% Und das heißt, ich war von Anfang an irgendwie im Gefolge dieses [...] oder sozusagen in diesem Institut, über Seminare, unterwegs. 00:09:48.920 --> 00:09:55.280 line:93% Und habe dann, nach dem ersten Studienjahr JUS, auch begonnen Philosophie und Skandinavistik zu studieren. 00:09:55.280 --> 00:10:03.920 line:93% Und dann kam relativ bald das Angebot [als] Studienassistentin am Institut der Rechtsphilosophie zu arbeiten. 00:10:03.920 --> 00:10:06.500 line:93% Das habe ich natürlich mit Begeisterung angenommen. 00:10:06.500 --> 00:10:15.400 line:93% Und das hat bedeutet, dass ich quasi hier am Hort des rechtsphilosophischen Wissens tätig sein darf. 00:10:15.400 --> 00:10:17.600 line:93% Und bin dann immer zu allen Seminaren mitgefahren. 00:10:17.600 --> 00:10:25.200 line:93% Und das hat sich dann so entwickelt, dass ich bei den Seminaren dann sehr häufig ein feministisches Thema irgendwie übernommen habe. 00:10:25.200 --> 00:10:28.920 line:93% Also nach diesem Erweckunsgerlebnis mit dem Benhabib Text. 00:10:28.920 --> 00:10:37.200 line:93% Und seit ich irgendwie begonnen habe - das muss gewesen sein im Frühjahr 1991 - als Studienassistentin. ... 00:10:37.200 --> 00:10:39.400 line:93% ... seitdem bin ich diesem Institut treu geblieben. 00:10:39.400 --> 00:10:45.320 line:93% Und habe eine Form von akademischer Karriere gemacht, die heute gar nicht mehr möglich wäre. 00:10:45.320 --> 00:10:49.960 line:93% Nämlich eine durchgängige Karriere von der Studienassistentin bis zur Professorin. 00:10:49.960 --> 00:10:55.160 line:93% Und bin dann so verschiedene Schritte durchgegangen. 00:10:55.160 --> 00:10:57.520 line:93% Habe mein Studium beendet nach fünf Jahren. 00:10:57.520 --> 00:11:02.880 line:93% Mein JUS Studium. Im Juni '93. BIn dann Vertragsassistentin geworden. 00:11:02.880 --> 00:11:13.400 line:93% Und dann war es so, dass ich gefragt worden bin, ungefähr um die Zeit heurm, ob ich in den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen gehen möchte. 00:11:13.400 --> 00:11:20.000 line:93% Weil die eben gemerkt haben: Ich bin interessiert an diesen auch feministischen Dingen. 00:11:20.000 --> 00:11:26.100 line:93% Zu dem [...] wann war denn das? Genau [...] im Sommersemster 1993 ... 00:11:26.100 --> 00:11:32.850 line:93% ... hat es ausserdem an der rechtswissenschaftlichen Fakultät das allererste Seminar gegeben aus feministischen Rechtswissenschaften. 00:11:32.850 --> 00:11:36.000 line:93% Das hieß "Die Frau im Recht", oder so irgendwas. 00:11:36.000 --> 00:11:38.900 line:93% So wie man halt klassisch damit beginnt. Da war ich auch dabei. 00:11:38.900 --> 00:11:43.400 line:93% Und bin halt ein paar Leuten aufgefallen, die in dem Bereich waren. Die ich eh auch schon länger gekannt habe. 00:11:43.400 --> 00:11:45.560 line:93% Aus der Rechtsgeschichte, aus dem römischen Recht. 00:11:45.560 --> 00:11:48.440 line:93% Und bin dann in den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen. 00:11:48.440 --> 00:11:54.680 line:93% Und schon eineinhalb Jahre drauf, im Dezember '94, bin ich dann die Vorsitzende geworden. 00:11:54.680 --> 00:12:04.480 line:93% Und so hat es sich dann ergeben, dass ich die wissenschaftliche Befassung im Bereich von Gleichstellung, ... 00:12:04.480 --> 00:12:09.280 line:93% ... feministisch-kritische Auseinandersetzung in der Rechtsphilosophie ... 00:12:09.280 --> 00:12:14.400 line:93% ... mit meiner praktischen Arbeit als Gleichbehandlerin immer mehr verbunden habe. 00:12:14.400 --> 00:12:18.160 line:93% Das heißt das gab dann sehr viele Synergien. 00:12:18.160 --> 00:12:21.160 line:93% So waren die Anfänge. 00:12:26.000 --> 00:12:34.100 line:93% Naja, Recht ist eine sehr komplexe Angelegenheit. 00:12:34.100 --> 00:12:41.880 line:93% Das ist ein [...] also ich würde sagen -also auch mit Andrea Maihofer und so: Recht ist ein Diskurs. 00:12:41.880 --> 00:12:47.520 line:93% Besteht aus vielem Sprechen über Recht und Sprechen als Recht. 00:12:47.520 --> 00:12:49.800 line:93% Und dann kann man sich sehr viele Bereiche anschauen. 00:12:49.800 --> 00:12:52.960 line:93% Das sind schonmal die Bereiche, wie etwas überhaupt zu Recht wird. 00:12:54.640 --> 00:12:54.960 line:93% Das heißt also Rechtspolitik. 00:12:54.960 --> 00:12:59.990 line:93% Und dann die Schaffung von Gesetzen und dann die Frage nach der Rechtsanwendung. 00:12:59.990 --> 00:13:10.000 line:93% Und gerade als Feministin, oder als eine, der die Gleichstellung wichtig ist, wird relativ schnell klar, ... 00:13:10.000 --> 00:13:18.480 line:93% ... dass zwar ein neues Gesetz - ein Gesetz, das geschaffen worden ist und das der Gleichstellung dienen soll - ... 00:13:18.480 --> 00:13:20.600 line:93% ... eine feine Angelegenheit ist. 00:13:20.600 --> 00:13:23.120 line:93% Da kann man sich dann drauf berufen und drauf stützen. 00:13:23.120 --> 00:13:25.320 line:93% Nur es setzt sich nicht von selber um. 00:13:25.320 --> 00:13:31.240 line:93% Und die Umsetzung von Gleichstellungsrecht, das ist wirklich Knochenarbeit. 00:13:31.240 --> 00:13:42.240 line:93% Und das hat mich extrem viel gelehrt. Nicht nur, was jetzt so die praktische Tätigkeit anbelangt ... 00:13:42.240 --> 00:13:44.680 line:93% ... und die Frage: Welche Strategien setze ich ein? 00:13:44.680 --> 00:13:53.530 line:93% Um ein [...] sagen wir mal so: Um dazu beizutragen, dass ein Gesetz oder z.B. eine Verordnung zur Frauenförderung umgesetzt wird. 00:13:53.530 --> 00:13:56.360 line:93% Da kann man verschiedenste Strategien fahren. 00:13:56.360 --> 00:14:02.040 line:93% Sondern auch, wie eigentlich der Prozess der Rechtsanwendung überhaupt funktioniert. 00:14:02.040 --> 00:14:09.440 line:93% Also ich habe sehr viele auch rechtstheoretische und rechtssoziologische Einsichten erwirken können. 00:14:09.440 --> 00:14:11.400 line:93% Im Zusammenhang meiner Tätigkeit. 00:14:11.400 --> 00:14:16.040 line:93% Einfach die Art und Weise, wie Menschen auch drauf reagieren. 00:14:16.040 --> 00:14:21.880 line:93% Wenn man in bestimmten Kontexten, die ja völlig durchzogen sind von Recht - wenn man z.B. eine Berufungskommission nimmt - [...] 00:14:21.880 --> 00:14:24.800 line:93% ... also jeder Schritt ist rechtlich vorgegeben. 00:14:24.800 --> 00:14:29.960 line:93% Wenn ich aber dann als Gleichbehandlerin daherkomme und sage: Da gibt es diese Bestimmungen im Frauenförderungsplan. 00:14:29.960 --> 00:14:33.000 line:93% Und die sollten Sie beachten. Und das heißt Dieses und Jenes. 00:14:33.000 --> 00:14:38.360 line:93% Dann kann man sehr schnell sehen, dass da sehr viele Menschen extrem empfindlich drauf reagieren. 00:14:38.360 --> 00:14:44.200 line:93% Das ist ihnen dann überhaupt nicht recht und da verschiebt sich dann das Gefüge. 00:14:44.200 --> 00:14:55.280 line:93% Und das wo sie es vorher zumindest gerne gehabt hätten, das so eine vertrauensgetränkte Angelegenheit ist; wo irgendiwe alle halt so tun ... 00:14:55.280 --> 00:15:00.600 line:93% ... und mehr oder weniger im Einklang sind [...] wenn dann die Gleichbehandlerin kommt und sagt: 00:15:00.600 --> 00:15:03.300 line:93% Na da gibt es aber die Bestimmungen und jene Bestimmungen, die muss man auch einhalten. 00:15:03.300 --> 00:15:05.520 line:93% Und wenn Sie das nicht machen, dann erhebe ich einen Einspruch. 00:15:05.520 --> 00:15:11.520 line:93% Dann wird dieser ganze Kontext gehörig aufgemischt. 00:15:11.520 --> 00:15:21.160 line:93% Und da ist mir auch klar geworden, welche [...] wie soll ich das sagen? 00:15:21.160 --> 00:15:26.240 line:93% Wie brutal das oft wahrgenommen wird, wenn man hergeht und sagt: 00:15:26.240 --> 00:15:30.300 line:93% Da ist diese Rechtsnorm und wenn Sie das jetzt tun, dann verstoßen Sie dagegen. 00:15:30.300 --> 00:15:32.440 line:93% Das wird als massiver Affront wahrgenommen. 00:15:32.440 --> 00:15:39.040 line:93% Meine ersten Erfahrungen, das war [...] also ich habe irgendwie gelernt, dass die Uni - wo ich eben Gleichbandlung gemacht habe - ... 00:15:39.040 --> 00:15:43.400 line:93% ... dass die [...] also meine These war dann: Das ist so ein quasi familiales System. 00:15:43.400 --> 00:15:47.400 line:93% Ja? Und ich habe mich dann auch erinnert: Ich war Klassensprecherin. 00:15:47.400 --> 00:15:53.880 line:93% Und in der siebten Klasse hatten wir einen Französischprofessor, der hat uns so wahnsinnig viele Hausübungen auferlegt. 00:15:53.880 --> 00:15:58.000 line:93% Und ich habe damals immer schon gedacht: Aha, da gibt es doch dieses Schulunterrichtsgesetzt! 00:15:58.000 --> 00:16:01.800 line:93% Und habe hinein geschaut und da steht irgendwas drinnen über die Angemessenheit der Hausübugen. 00:16:01.800 --> 00:16:09.480 line:93% Und ich habe ihm dann gesagt: Naja, also das was er von uns verlangt, das überschreitet dieses Maß. 00:16:09.480 --> 00:16:11.800 line:93% Also das geht nicht, das ist gesetzwidrig. 00:16:11.800 --> 00:16:13.400 line:93% Mehr habe ich nicht gebraucht. 00:16:13.400 --> 00:16:20.640 line:93% Der war so beleidigt, der hat uns auf der Stelle das "Du" entzogen - bei uns auf der Schule wurde man geduzt. 00:16:20.640 --> 00:16:27.520 line:93% Und das hat die ganze Atmosphäre radikal verändert. 00:16:27.520 --> 00:16:34.360 line:93% Und diese radikale Veränderung, die man dadurch hervorruft, dass man rechtlich argumentiert, ... 00:16:34.360 --> 00:16:38.360 line:93% ... das ist etwas, was mich sehr beeindruckt hat. 00:16:38.360 --> 00:16:46.800 line:93% Als Faktum. Und das zeigt auch, oder hat mir sehr deutlich gemacht, dass man es geschickt angehen muss. 00:16:46.800 --> 00:16:51.320 line:93% Wenn die Anwendung von Recht auch zu Erfolg führen soll. 00:16:51.320 --> 00:16:54.040 line:93% Und nicht zu einer gesteigerten Blockade. 00:16:57.900 --> 00:17:05.080 line:93% Naja,also als Rechtswissenschaftlerin stelle ich fest, dass sehr viel von dem, was Frauenbewegungen fordern, ... 00:17:05.080 --> 00:17:07.800 line:93% ... auch in Recht münden soll. 00:17:07.800 --> 00:17:12.840 line:93% Also wenn man z.B. denkt an die ganzen Herausforderungen des Gewaltschutzes, ... 00:17:12.840 --> 00:17:17.320 line:93% ... der Frage der Stellung von Frauen in Beziehungen - seien sie jetzt verheiratet oder unverheiratet ... 00:17:17.320 --> 00:17:24.100 line:93% ... oder in eingetragenen PartnerInnenschaften - oder auch die Frage der Gleichstellung [...] 00:17:24.100 --> 00:17:31.880 line:93% Wünsche, die Frau hegt als Feministin an eine gerechtere Gesellschaft, sind Wünsche, die sich in Recht gießen lassen. 00:17:31.880 --> 00:17:37.840 line:93% Oder die letztlich in Recht münden müssen, wenn sie wirklich umgesetzt werden sollen. 00:17:37.840 --> 00:17:41.760 line:93% Weil Recht ist halt doch ein recht machtvolles Mittel. 00:17:41.760 --> 00:17:45.680 line:93% Mit dem was erreicht werden kann. 00:17:45.680 --> 00:17:51.640 line:93% Das heißt, ich sehe mich quasi als Eine, die da an der Schnittstelle von sozialen Bewegungen, ... 00:17:51.640 --> 00:17:56.440 line:93% ... von feministischen Bewegungen und Recht- [und] Rechtsanwendungen sich befindet. 00:17:56.440 --> 00:18:03.520 line:93% Und die versucht, auch zu theoretisieren was das bedeutet, Recht emanzipatorisch zu gebrauchen. 00:18:03.520 --> 00:18:10.760 line:93% Die Chancen, die damit verbunden sind, aber auch die Grenzen, die man sich damit einhandelt. 00:18:10.760 --> 00:18:16.520 line:93% Weil, es ist klar [...] also wenn ich sage: Ich finde, bestimmte Forderungen sollen in Recht münden, ... 00:18:16.520 --> 00:18:21.440 line:93% ... dann heißt das natürlich auch, ich bleibe innerhalb dieses hegemonialen Systems Recht. 00:18:21.440 --> 00:18:27.560 line:93% Und diene mich damit in einer gewissen Weise den Master's Tools an. 00:18:27.560 --> 00:18:34.000 line:93% Wenn man in diesen großartigen Satz von Audrey Lord verwenden möchte. 00:18:34.000 --> 00:18:39.920 line:93% Das heißt also, wir bleiben in der Anwendung von Recht immer "In the Master's House". 00:18:39.920 --> 00:18:45.400 line:93% Und die Frage ist: Welche Schritte können dann gesetzt werden, um dieses "Master's House" so umzubauen, ... 00:18:45.400 --> 00:18:53.360 line:93% ... dass es ein "House" ist, das entsprechend durchzogen ist wirklich von Vorstellungen der Gleichstellung. 00:18:53.360 --> 00:19:01.600 line:93% Und nicht von Hierarchien und brutaler Machtdurchsetzung von den üblichen Verdächtigen, würde ich jetzt mal sagen. 00:19:05.800 --> 00:19:12.300 line:93% Naja, also gibt jetzt rein auf der gesetzlichen Ebene schon sehr viele Fortschritte, würde ich sagen. 00:19:12.300 --> 00:19:21.880 line:93% Also die gesamte Arbeit am Familienrecht ist eine Arbeit, die in Richtung [von] immer mehr Gleichstellung führt. 00:19:21.880 --> 00:19:26.520 line:93% Das heißt aber natürlich nicht, nur weil ich jetzt ein partnerschaftliches Familienrecht habe, ... 00:19:26.520 --> 00:19:36.480 line:93% ... wo die Ehegattin und der Ehegatte gleichgestellt sind - also rechtlich gleichgestellt sind - dass das auch faktisch so passiert. 00:19:36.480 --> 00:19:44.920 line:93% Das heißt, wenn man z.B. das Familienrecht nimmt, dann glaube ich könnte man sogar sagen, ... 00:19:44.920 --> 00:19:51.800 line:93% ... dass die meisten real existierenden Beziehungen der partnerschaftlichen Konzeption des Familienrechts nachhinken. 00:19:51.800 --> 00:19:59.200 line:93% Also dass das Recht sich die Beziehungen durchaus partnerschaftlicher vorstellt, als die meisten Beziehungen sind. 00:19:59.200 --> 00:20:03.440 line:93% Im Gleichstellungsrecht hat sich sehr viel getan. 00:20:03.440 --> 00:20:10.500 line:93% Man versucht, zumal im Bereich der Einkommensgleichheit, viel zu tun. 00:20:10.500 --> 00:20:19.230 line:93% Und da sieht man - also seit 1979 gibt's ein Gleichbehandlungsgesetz in Österreich, das für die Privatwirtschaft vorschreibt, ... 00:20:19.230 --> 00:20:22.800 line:93% ... dass Einkommensgleichheit zwischen Männern und Frauen, zwischen den Geschlechtern, herrschen soll - ... 00:20:22.800 --> 00:20:26.400 line:93% ... da hat sich nicht so wahnsinnig viel getan. 00:20:26.400 --> 00:20:34.880 line:93% Also es gibt immer wieder Akzente, es gibt immer wieder Entscheidungen, die festlegen: Es muss ja Entgeldgleichheit herrschen. 00:20:34.880 --> 00:20:37.850 line:93% Aber wie sich das dann wirklich umsetzt in die Realität, ... 00:20:37.850 --> 00:20:47.000 line:93% ... da liegen gerade in dem Bereich noch ziemlich viele Desiderate, würde ich jetzt mal sagen. 00:20:47.000 --> 00:20:49.000 line:93% Da bleiben sehr viele Wünsche offen. 00:20:49.000 --> 00:20:56.630 line:93% Und genauso [...] als wenn man sich z.B. anschaut das Antidiskrimnierungsrecht, das in Österreich [...] 00:20:56.630 --> 00:20:59.520 line:93% ... da könnte man durchaus noch ein Schäuferl nachlegen. 00:20:59.520 --> 00:21:05.800 line:93% Gerade beim Schutz vor Diskiminierungen im Bereich von Gütern und Dienstleistungen. 00:21:05.800 --> 00:21:10.360 line:93% Da ist man nämlich nur aufgrund des Geschlechts und aufgrund der ethnischen Herkunft geschützt. 00:21:10.360 --> 00:21:13.400 line:93% Nicht aber z.B. mit Blick auf sexuelle Orientierung. 00:21:13.400 --> 00:21:17.600 line:93% Das hat man bislang zu verhindern gewusst. 00:21:17.600 --> 00:21:21.160 line:93% Also da gäbe es auch rechtlich noch einiges nachzujustieren. 00:21:21.160 --> 00:21:30.200 line:93% Das ist das eine. Und das andere ist dann die Frage, in wieweit dann wirklich diese Bestimmungen ein entsprechendes Leben entfalten. 00:21:30.200 --> 00:21:38.500 line:93% Und sagen wir mal so: Sie werden schon gebraucht. Also nicht nur Sinne, dass sie notwendig sind. 00:21:38.500 --> 00:21:45.000 line:93% Sondern sie werden auch gebraucht im Sinne von: Menschen wenden sich an einschlägige Instanzen. 00:21:45.000 --> 00:21:50.350 line:93% Sie wenden sich, wenn ihnen was passiert, an die Gleichbehandlungsanwaltschaft, an die Gleichbehandlungskommission. 00:21:50.350 --> 00:21:55.440 line:93% Wenn man sich z.B. anschaut [...] da gibt's sehr viele Entscheidungen von der Gleichbehandlungskommission. 00:21:55.440 --> 00:21:59.040 line:93% Auch z.B. auch zur Frage, also nur jetzt ganz konkret, ... 00:21:59.040 --> 00:22:06.040 line:93% ... wenn man aufgrund irgendeiner Zuschreibung von ethnischer Herkunft nicht in eine Disko reinkommt. 00:22:06.040 --> 00:22:11.480 line:93% Das ist eine Diskiminierungs- [und] auch eine Verwaltungsübertretung. 00:22:11.480 --> 00:22:18.040 line:93% Und da gibt's relativ viele Sprüche von der Gleichbehandlungskommission. 00:22:18.040 --> 00:22:20.280 line:93% Und gegebenenfalls kann man dann auch vor Gericht gehen. 00:22:20.280 --> 00:22:25.000 line:93% Das allerdings ist teuer und riskant. 00:22:25.000 --> 00:22:34.920 line:93% Also je aussichtsreicher es wird, gegebenenfalls, - also z.B: mir passiert was, eine Diskriminierung, eine Belästigung - ... 00:22:34.920 --> 00:22:41.920 line:93% ... und ich will dann wirklich echte Konsequenzen bewirken, dann muss ich vor Gericht gehen. 00:22:41.920 --> 00:22:46.440 line:93% Und da ist es aber [...] da geht's relativ streng zu. 00:22:46.440 --> 00:22:49.680 line:93% Also von den Beweisanforderungen her. 00:22:49.680 --> 00:22:54.760 line:93% Und das Risiko ist relativ groß, z.B. auch, dass ich dann abblitze vor Gericht. 00:22:54.760 --> 00:22:59.320 line:93% Dann muss man sich dann gut überlegen, ob man das auf sich nehmen möchte. 00:23:04.100 --> 00:23:11.040 line:93% Naja, also was mich besonders beschäftigt, also auf einer theoretischen wie auf einer praktischen Ebene, ... 00:23:11.040 --> 00:23:14.320 line:93% ... ist die Frage des Zusammenwirkens von Diskriminierungsgründen. 00:23:14.320 --> 00:23:24.200 line:93% Also, das heißt Geschlecht und verschiedene andere Diskriminierungsgründe wie z.B. eben Religion oder sexuelle Orientierung. 00:23:24.200 --> 00:23:33.260 line:93% Und dann stelle ich mir die Frage, wie in der Realität diese Verquickung aussieht. 00:23:33.260 --> 00:23:39.160 line:93% Und die andere Frage, ob und in welcher Weise man dem mit dem Recht entsprechend beikommen kann. 00:23:39.160 --> 00:23:47.310 line:93% Also das ist etwas, was mich recht beschäftigt, weil wir wissen ja: Es gibt nicht "die Frau", ... 00:23:47.310 --> 00:23:52.240 line:93% ... sondern Frauen sind, so wie Menschen überhaupt, nur im Plural zu haben. 00:23:52.240 --> 00:23:58.360 line:93% Und das heißt auch die Diskriminierungsgefährdung, die Marginalisierungsgefährdung, ist einfach unterschiedlich. 00:23:58.360 --> 00:24:04.600 line:93% Und da interessiert mich so dieses Zusammenspiel von Marginalisierungen und Priviligierungen. 00:24:04.600 --> 00:24:06.760 line:93% Und wie man das entsprechend fassen kann. 00:24:06.760 --> 00:24:13.440 line:93% Und ich glaube, da gilt es auch noch etliches Hirnschmalz aufzuwenden. 00:24:13.440 --> 00:24:18.640 line:93% Und natürlich interessiert mich immer wieder auch, ... 00:24:18.640 --> 00:24:30.560 line:93% ... wie die vorhandenen Umsetzungsmechanismen für z.B. Gleichstellungsrecht optimiert werden können. 00:24:30.560 --> 00:24:37.760 line:93% Und da ist es z.B. sehr bedauerlich, dass wir in Österreich ... 00:24:37.760 --> 00:24:45.080 line:93% ... keine Publikation, also keine Veröffentlichung, der Gerichtsurteile erster Instanz haben. 00:24:45.080 --> 00:24:51.160 line:93% Und das wäre sehr spannend. Weil in der ersten Instanz, also da wo man quasi unmittelbar einbringt ... 00:24:51.160 --> 00:24:57.760 line:93% ... - z.B. eine Klage wegen sexueller Belästigung oder wegen Belästgung - dort passiert's. 00:24:57.760 --> 00:25:03.200 line:93% Also dort werden wirklich dann erhoben die einzelnen Beweise. 00:25:03.200 --> 00:25:08.600 line:93% Der Richter/ die Richterin nimmt dann die Beweiswürdigung vor und spricht dann Urteil. 00:25:08.600 --> 00:25:12.300 line:93% Und diese Urteile, an die heranzukommen, das wäre so wichtig. 00:25:12.300 --> 00:25:18.960 line:93% Weil wir dann viel mehr auch darüber erfahren könnten, wie die Konflikte gelagert sind, die dann vor Gericht kommen. 00:25:18.960 --> 00:25:27.200 line:93% Und in Österreich ist es so, dass eigentlich nur die Urteile der oberen Instanzen - zumal des Obersten Gerichtshofes - publiziert werden. 00:25:27.200 --> 00:25:34.000 line:93% Das heißt, das was sich jetzt sozusagen wirklich im Leben der ersten Instanz abspielt, davon wissen wir viel zu wenig. 00:25:34.000 --> 00:25:44.000 line:93% Wenn ein Urteil erster Instanz da ist und das wird dann z.B. angefochten und dann geht es in die zweite Instanz ... 00:25:44.000 --> 00:25:50.760 line:93% ... und gegenbenenfalls eben in die dritte Instanz [...] und nur die höheren Instanzen veröffentlichen das. 00:25:50.760 --> 00:25:55.280 line:93% Also in England sind das wirklich paradiesische Zustände. 00:25:55.280 --> 00:26:03.320 line:93% Jedes Urteil wird publiziert, das heißt dort kann man wirklich die Fülle des Rechtslebens mitkriegen. 00:26:03.320 --> 00:26:11.000 line:93% Das finde ich sehr bedauerlich. Weil nämlich aus der Art und Weise wie solche Urteile auch verfasst werden ... 00:26:11.000 --> 00:26:15.500 line:93% ... - also man kommt natürlich an welche ran, wenn man Anwältinnen und Anwälte kennt, ... 00:26:15.500 --> 00:26:24.720 line:93% ... oder gegebenenfalls über die Gleichbehandlungsanwaltschaft, anonymisiert - und da kann man sehr viel drüber lernen. 00:26:24.720 --> 00:26:30.480 line:93% Also auch was mehr oder weniger aussichtsreich ist an Vorbringen. 00:26:30.480 --> 00:26:35.240 line:93% Die Art und Weise, wie auch Richterinnen und Richter dann Beweise wahrnehmen. 00:26:35.240 --> 00:26:39.880 line:93% Wie sie Geschichten sozusagen dann zusammenfassen und sie weitererzählen. 00:26:39.880 --> 00:26:47.000 line:93% Ja. Das ist einfach [...] das wäre ein sehr spannendes Feld. 00:26:51.440 --> 00:27:00.000 line:93% Naja. Herta Nagl, die Philosophin, war für mich sehr prägend. 00:27:00.000 --> 00:27:09.720 line:93% Bei Herta Nagl habe ich etliche Seminare besucht und ich fand an ihr immer faszinierend, dieser unglaublich scharfe Verstand. 00:27:09.720 --> 00:27:12.900 line:93% Die Geradlinigkeit mit der sie denkt. 00:27:12.900 --> 00:27:20.960 line:93% Und die Klarheit mit der sie sozusagen durch das Gewurdel der Debatten durchgesehen hat. 00:27:20.960 --> 00:27:25.720 line:93% Also die habe ich immer sehr bewundert. Cornelia Klinger war für mich ganz wichtig. 00:27:25.720 --> 00:27:33.320 line:93% Cornelia Klinger, die auch [...] und das war halt für mich dann später dann ein wichtiger Kontext, ... 00:27:33.320 --> 00:27:36.240 line:93% ... die ja am Institut für die Wissenschaften vom Menschen tätig war. 00:27:36.240 --> 00:27:40.760 line:93% Und dort gab es einen feministischen Lesekreis. 00:27:40.760 --> 00:27:47.920 line:93% Ich war damals auf so einer Sommerschule im Jahre '94 und bin dann in den feministischen Lesekreis auch hineingekommen. 00:27:47.920 --> 00:27:57.500 line:93% Und das war ein ganz wichtiger Kontext, wo ich sehr viel feministische Literatur auch dann gelesen habe. 00:27:57.500 --> 00:28:06.200 line:93% An die ich sonst halt nicht so herangekommen wäre oder wo ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, als feministische Juristin. 00:28:06.200 --> 00:28:12.000 line:93% Was wieß ich, z.B. das "Cyborg Manifesto" von der Haraway. 00:28:12.000 --> 00:28:15.320 line:93% Wer sehr wichtig war für mich, ist die Beate Rössler. 00:28:15.320 --> 00:28:18.440 line:93% Ist eine Philosophin, die ist an der Uni Amsterdam tätig. 00:28:18.440 --> 00:28:24.040 line:93% Die hat das Buch im deutschsprachigen Bereich über Quotenregelungen rausgegeben. 00:28:24.040 --> 00:28:32.320 line:93% Und die war nicht nur sozusagen als eine Autorin wichtig,die ich gelesen habe, ... 00:28:32.320 --> 00:28:38.830 line:93% ... sondern - ich kann mich gut Erinnern - wir hatten eine Tagung der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie. 00:28:38.830 --> 00:28:42.680 line:93% Da war mein damaliger Chef, der Gerhard Luf, der Vorsitzende. 00:28:42.680 --> 00:28:49.640 line:93% Und es war mein Vorschlag, man könnte doch auch einen Vortrag über Quotenregelungen dort einbringen. 00:28:49.640 --> 00:28:52.920 line:93% Und der hat zu mir gesagt: "Ja, machen Sie das, das ist doch eine gute Idee!". 00:28:52.920 --> 00:28:56.880 line:93% Und die Beate Rösler hatte damals gerade dieses Buch rausgegegen. Ich habe sie dann eingeladen. 00:28:56.880 --> 00:29:02.520 line:93% Sie hat abgesagt, wir haben telefoniert miteinander, und dann hat sie zu mir gesagt: "Wieso machen eigentlich Sie das nicht?" 00:29:02.520 --> 00:29:08.520 line:93% Und dann habe ich gesagt: "Ja, wieso eigentlich wirklich nicht?" 00:29:08.520 --> 00:29:11.270 line:93% Und bin dann zu meinem damaligen Chef und habe zu ihm gesagt: 00:29:11.270 --> 00:29:16.800 line:93% "Ja, also die Frau Rösler, die kann nicht kommen. aber sie hat gemeint das soll ich machen." 00:29:16.800 --> 00:29:20.640 line:93% Und er hat gesagt: "Ja, dann machen Sie das, fein." 00:29:20.640 --> 00:29:30.480 line:93% Und ich muss auch sagen: Er, kein Feminist, hat mich immer total unterstützt. 00:29:30.480 --> 00:29:37.160 line:93% Und auch [...] ich würde jetzt mal sagen, ich habe viel von der Litertaur gelesen die mein Chef gelesen hat. 00:29:37.160 --> 00:29:44.240 line:93% Er kaum von dem, was ich gelesen habe. Aber er hatte immer wenn er meine Texte gelesen hat kluge Anmerkungen. 00:29:44.240 --> 00:29:51.660 line:93% Und ich fand es irgendwie auch sehr schön: Er hat mich sein lassen, er hat mich tun lassen. 00:29:51.660 --> 00:29:55.600 line:93% Ich glaube, er war an verschiedenen Punkten jetzt auch nicht so wahnsinnig begeistert davon. 00:29:55.600 --> 00:30:01.750 line:93% Aber eher so als [...] wenn ich jetzt sage "väterliche Sorge" ist das falsch, weil das war kein [...] 00:30:01.750 --> 00:30:04.400 line:93% ... also sagen wir mal so, aus der Sorge eines Mentors heraus. 00:30:04.400 --> 00:30:09.000 line:93% Also das war kein Eltern-Kind Verhältnis mit ihm. 00:30:09.000 --> 00:30:15.760 line:93% Aber aus der Sorge eines Mentors heraus, weil er einfach wollte, dass ich möglichst gut mich positioniere. 00:30:15.760 --> 00:30:19.700 line:93% Für alles was ich erreichen möchte. 00:30:19.700 --> 00:30:20.840 line:93% Und deswegen hat er immer zu mir gesagt: 00:30:20.840 --> 00:30:25.840 line:93% "Das ist fein, wenn Sie die ganzen feministischen und geschlechtertheoretischen Sachen machen." 00:30:25.840 --> 00:30:29.720 line:93% "Aber schauen Sie doch auch, dass Sie immer ein Standbein in der klassischen Rechtsphilosophie haben." 00:30:29.720 --> 00:30:32.640 line:93% Und das habe ich dann auch versucht zu beherzigen. 00:30:32.640 --> 00:30:37.300 line:93% Und das hat mir sicher gut getan, auch vom Akademischen her. 00:30:40.500 --> 00:30:45.920 line:93% Also ich ja weniger eine Frau der sozialen Bewegungen, jetzt im engeren Sinn. 00:30:45.920 --> 00:30:54.740 line:93% Also wie gesagt, ich verstehe mich als Schnittstelle und ich habe auch immer wieder Kontakt mit Personen aus sozialen Bewegungen. 00:30:54.740 --> 00:31:02.520 line:93% Z.B. LEFÖ finde ich sehr wichtig. Und habe auch regelmäßig Vorträge gehalten. 00:31:02.520 --> 00:31:05.200 line:93% Aus den Bereichen, die für die wichtig waren. 00:31:05.200 --> 00:31:10.120 line:93% Und versucht, eine hilfreiche Schnittstelle zum Juristischen zu sein. 00:31:10.120 --> 00:31:12.920 line:93% Also so würde ich es am ehesten sagen. 00:31:12.920 --> 00:31:20.320 line:93% Ja und Mitte 1990er Jahre dann das Österreichische Lesben- und Schwulenforum. 00:31:20.320 --> 00:31:25.360 line:93% Da war ich recht aktiv in dem Verein. Auch mit der Organisation von Kongressen. 00:31:25.360 --> 00:31:33.000 line:93% Und selbstredend auch rechtspolitisch damals, da gab es ja noch den §209 gegen den man gekämpft hat. 00:31:33.000 --> 00:31:39.320 line:93% Auch noch das sogenannte Werbe- und Vereinsverbot 220 und 221. 00:31:39.320 --> 00:31:45.960 line:93% Da waren wir recht aktivistisch unterwegs; und auch die ersten zarten Gehversuche in Richtung Institutionalisierung von Beziehungen. 00:31:45.960 --> 00:31:56.360 line:93% Da haben wir eine Petition verfasst und ich glaube, die haben wir dann sogar übergeben offiziell. 00:31:56.360 --> 00:32:04.320 line:93% Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber das war dann eher meine Tätigkeit im Bereich Lesben/Schwulen/Transgender. Genau 00:32:08.500 --> 00:32:12.400 line:93% Also ich habe das nie als getrennt wahrgenommen. 00:32:12.400 --> 00:32:27.460 line:93% Für mich war die Tätigkeit sozusagen in emanzipatorischen Kontexten, in feministischen Kontexten ... 00:32:27.460 --> 00:32:31.360 line:93% ... immer selbstverständlich eine Tätigkeit - auch als lesbische Frau. 00:32:31.360 --> 00:32:44.040 line:93% Als lesbische, feministische Frau. Und das waren zwar unterschiedliche Kontexte, wo man quasi abgehangen ist. 00:32:44.040 --> 00:32:54.800 line:93% Um das so zu sagen. Und selbstverständlich, wenn es z.B. um die Frage geht "Institutionalisierung von Beziehungen" ... 00:32:54.800 --> 00:33:03.800 line:93% ... von Lesben und Schwulen. Als Feministin muss ich dann immer auch die Frage mitstellen: Was handelt Frau sich ein? 00:33:03.800 --> 00:33:10.920 line:93% Mit Institutionalisierung. Also mit rechtlicher Institutionalisierung. Also ist das überhaupt etwas, das man wollen soll? 00:33:10.920 --> 00:33:19.160 line:93% Und da ist halt meine Antowrt dann letztlich auch immer die Antwort der Juristin. 00:33:19.160 --> 00:33:24.640 line:93% Die gleichzeitig Lesbe und Feministin ist und also queer-feministisch unterwegs ist. 00:33:24.640 --> 00:33:29.760 line:93% So quasi was auch immer die Grenzen dessen sind, was man erreichen kann dann. 00:33:29.760 --> 00:33:33.640 line:93% Mit [...] jetzt auch gleichgeschlechtliche Beziehungen zu institutionalisieren. 00:33:33.640 --> 00:33:38.400 line:93% Sei es als eingetragene PartnerInnenschaften oder als Ehe. 00:33:38.400 --> 00:33:42.400 line:93% Es ist jedenfalls wichtig, dass es diese Institutionen gibt. 00:33:42.400 --> 00:33:47.920 line:93% Weil alles andere ist Ungleichbehandlung. Und Diskriminierung kann ich als Juristin quasi nicht dulden. 00:33:47.920 --> 00:33:52.080 line:93% Und die größere dahinter liegende Frage muss ich auch immer mit angehen. 00:33:52.080 --> 00:33:59.600 line:93% Das muss völlig klar sein, dass ich meine Energien nicht nur auf diesen Institutionalisierungsdiskurs verlegen darf. 00:33:59.600 --> 00:34:08.700 line:93% Weil man damit dann einfach zu viele Menschen zurücklassen würde, die daran überhaupt kein existentielles Interesse haben. 00:34:08.700 --> 00:34:17.080 line:93% Also wenn es geht um Fragen von Armut, um Mehrfachbetroffenheit in Zusammenhang mit Religion etc., etc. 00:34:17.080 --> 00:34:27.560 line:93% Also es ist ganz wichtig, dass queer-feministische Betätigung nie eine klare, einzelne Straße ist. 00:34:27.560 --> 00:34:31.600 line:93% Sondern dass man sich sehr viel drum herum überlegen muss. 00:34:31.600 --> 00:34:37.280 line:93% Und quasi immer auch auf Nebenwirkungen bedacht sein muss. 00:34:37.280 --> 00:34:41.680 line:93% Ich komme aber [...] ich muss ehrlich sagen, ich komme wirklich aus einer Generation, ... 00:34:41.680 --> 00:34:48.800 line:93% ... das war für mich eine interessante Erfahrung [....] also ich bin ja ein '70er Jahrgang. 00:34:48.800 --> 00:34:56.880 line:93% Und ich habe dann in Teilen auch mit Frauen zusammengearbeitet, die so '60er Jahrgänge sind. 00:34:56.880 --> 00:35:02.660 line:93% Und die hatten ein viel stärkeres Bewusstsein davon, sozusagen Teil einer Lesbenbewegung zu sein. 00:35:02.660 --> 00:35:09.920 line:93% Und das hat auch bedeutet: Skepsis, z.B., mit Blick auf die Kooperation mit schwulen Männern. 00:35:09.920 --> 00:35:15.440 line:93% Also die sich viel stärker verstanden haben als Teil einer feministischen und lesbischen Bewegung. 00:35:15.440 --> 00:35:19.800 line:93% Es gibt ja das schöne Buch, das heißt "Freundschaft unter Vorbehalt". 00:35:19.800 --> 00:35:24.240 line:93% Da geht es um die Kooperation in der Lesben- und Schwulen- und dann auch Transgenderbewegung. 00:35:24.240 --> 00:35:30.400 line:93% Also da komme ich quasi, wenn man es so will, aus einer "neuen" Generation. 00:35:30.400 --> 00:35:35.640 line:93% Weil für mich war das einfach selbstverständlich. Für mich war auch an der Fakultät selbstverständlich, ... 00:35:35.640 --> 00:35:41.360 line:93% ... dass Frauenforschung nicht nur von Frauen betrieben wird. Sondern da gab es von Anfang an den Nikolaus Benke. 00:35:41.360 --> 00:35:50.280 line:93% Und der hat gemacht quasi, also wie wir das damals Mitte der 1990er Jahre noch genannt haben, "Frauenforschung om römischen Recht". 00:35:50.280 --> 00:35:56.500 line:93% Und das war nie eine Frage, ob das jetzt ein Thema oder ein Problem ist. 00:35:56.500 --> 00:35:58.160 line:93% Das war einfach der Nikolaus und der macht das, 00:35:58.160 --> 00:36:01.440 line:93% Und man macht was gemeinsam und das ist fein. 00:36:01.440 --> 00:36:10.450 line:93% Also ich komme quasi nicht aus dem Bereich, wo man eher versucht, sich auch noch abzuschotten. 00:36:10.450 --> 00:36:15.800 line:93% Sondern das war bei eher schon immer inklusive. Nicht zuletzt aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen. 00:36:15.800 --> 00:36:19.500 line:93% Und, weil du nach Personen gefragt hast, die für mich wichtig waren: 00:36:19.500 --> 00:36:23.240 line:93% Also der Nikolaus Benke ist ganz zentral. 00:36:23.240 --> 00:36:27.640 line:93% Über den habe ich [...] der hat eine riesen Leidenschaft für die Catharine MacKinnon. 00:36:27.640 --> 00:36:31.400 line:93% Für die feministische Rechtswissenschaftlerin. Die wirklich, wirklich radikal ist. 00:36:31.400 --> 00:36:34.760 line:93% Ich sage auch immer: Der Nikolaus ist viel radikaler als ich. 00:36:34.760 --> 00:36:43.300 line:93% Und mit dem verbindet mich nicht nur das Akademische, sondern auch die Kooperation im Bereich der Gleichbehandlung. 00:36:43.300 --> 00:36:46.800 line:93% Weil der war damals stellvertretender Vorsitzender im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen. 00:36:46.800 --> 00:36:52.960 line:93% Und wir sind da wirklich im wahrsten Sinne des Wortes durch Dick und Dünn gegangen. 00:36:59.900 --> 00:37:07.520 line:93% Also [...] ich finde es ja wichtig, dass es beides gibt. Also Institutionalisierungen [...] 00:37:07.520 --> 00:37:12.280 line:93% ... ich wäre keine Juristin, wenn ich nicht sagen würde, dass ich Institutionalisierungen wahnsinnig wichtig finde. 00:37:12.280 --> 00:37:16.520 line:93% Es braucht Verstetigungen, auch juristischer Art. 00:37:16.520 --> 00:37:25.600 line:93% Und das ist wie Netz, in dem man sich befindet; und das auch schützt und auf Dauer stählt. 00:37:25.600 --> 00:37:34.520 line:93% Und ich habe gemeinsam mit Nikolaus Benke, was diese Frauenforschung im Recht anbelangt, ... 00:37:34.520 --> 00:37:40.000 line:93% ... wie wir das eben in dem 1990er Jahren genannt haben, von Anfang an immer darauf hingearbeitet, ... 00:37:40.000 --> 00:37:43.120 line:93% ... dass wir das in irgendeiner Form institutionalisieren. 00:37:43.120 --> 00:37:49.480 line:93% In den 1990er Jahren haben wir geglaubt das ist völlig illusorisch. Und dann kam es aber, ... 00:37:49.480 --> 00:37:54.560 line:93% ... dass es eine Studienplanreform gab. Und da wurden dann Wahlfachkörbe neu eingerichtet. 00:37:54.560 --> 00:38:04.680 line:93% Und wir sind dann sofort hergangen um zuständigen [...] ich glaube das war Vize-Dekan, oder keine Ahnung welche Funktion der damals genau hatte. 00:38:04.680 --> 00:38:10.040 line:93% Aber wir sind hingegangen und [gesagt]: "Es gibt jetzt Wahlfachkörbe." Und der: "Ja, da müssen die legal Gender Studies auch rein!" 00:38:10.040 --> 00:38:13.960 line:93% Und wir haben uns auch relativ früh einen quasi "hippen" Titel überlegt. 00:38:13.960 --> 00:38:19.100 line:93% Also wir haben uns gedacht: "Frauenforschung", das war dann relativ bald schon altvatrisch. 00:38:19.100 --> 00:38:23.800 line:93% "Feministische Forschung", da haben wir gedacht: Am Juridukum, [naja] ... 00:38:23.800 --> 00:38:29.160 line:93% Ja, aber sozusagen "Geschlechterforschung im Recht", "Legal Gender Studies", das hört sich doch gut an! 00:38:29.160 --> 00:38:37.480 line:93% Und so haben wir das genannt. Das heißt, wir haben da von Anfang an auch strategisch gearbeitet. 00:38:37.480 --> 00:38:43.320 line:93% Und das ist einfach das Um und Auf, wenn man was erreichen will. 00:38:43.320 --> 00:38:50.680 line:93% Mi gewissen Strategien arbeiten, sich immer wieder präsentieren, sagen das ist wichtig. 00:38:50.680 --> 00:38:55.000 line:93% Es ist nicht nur wichtig, es wird auch angenommen. Die Studierenden wollen das! 00:38:55.000 --> 00:38:59.200 line:93% Nicht nur "Sie brauchen es", aus unserer Perspektive, sondern "Sie wollen es auch! Sie kommen! In Scharen." 00:38:59.200 --> 00:39:10.100 line:93% Und es ist für die Fakultät gut, richtig und wichtig, wenn es sowas gibt. Und damit sind wir [...] 00:39:10.100 --> 00:39:14.440 line:93% Also ich würde zumal sagen, wir haben das ja mit großer Verve und Vehemenz von Innen heraus vertreten. 00:39:14.440 --> 00:39:19.400 line:93% Mit einem großen Enthusiasmus. Und konnten auch wirklich die Fakultät dafür gewinnen. 00:39:19.400 --> 00:39:24.000 line:93% Und [...] also ich kann nur ein kleines Beispiel nennen: 00:39:24.000 --> 00:39:30.120 line:93% Vor kurzem gab es ein Interview des Präsidenten der der Anwaltskammer in der Presse. 00:39:30.120 --> 00:39:36.900 line:93% Und der hat sich dann so recht despektierlich über die Geschlechterforschung im Recht geäußert. 00:39:36.900 --> 00:39:40.560 line:93% Und hat gemeint: Ja, das ist irgendwie modisch, aber das ist nichts, was irgendjemand brauchen kann. 00:39:40.560 --> 00:39:47.000 line:93% Und der Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät, der Paul Oberhammer, hat dann eine Replik geschrieben. 00:39:47.000 --> 00:39:54.640 line:93% Also da gab es viel, worauf es zu replizieren [galt]. Und der hat dann auch mit großer Verve geschrieben: 00:39:54.640 --> 00:40:01.480 line:93% Also selbstverständlich ist für die Fakultät die Gleichstellung, und auch die Lehre und Forschung im Bereich der Gleichstellung, ... 00:40:01.480 --> 00:40:07.920 line:93% ... ein wichtiges Anliegen. Und das kann man dann nicht einfach da so wegwedeln. 00:40:07.920 --> 00:40:16.120 line:93% Das heißt, also ich habe schon den Eindruck, dass das an der Fakultät auch breite Anerkennung hat. 00:40:16.120 --> 00:40:22.840 line:93% Und es gibt auch wirklich viele Kolleginnen und Kollegen, die in dem Bereich tätig sind. 00:40:22.840 --> 00:40:27.440 line:93% Und die im Laufe der Zeit einfach drauf gekommen sind, dass man da spannende Sachen machen kann. 00:40:27.440 --> 00:40:37.720 line:93% Also dass das nicht so [...] weil, wie soll man das sagen? Viele haben ja irgendwie von Feminismus oder von Geschlechterforschung ... 00:40:37.720 --> 00:40:46.480 line:93% ... dann so dämonisierende Vorstellungen. Wildgewordene Feministinnen in lila Latzhosen, die irgendwie mit Streitäxten durch die Gegend rennen. 00:40:46.480 --> 00:40:54.600 line:93% Und wir haben aufgrund unserer kontinuierlichen Arbeit gezeigt, dass das was wir machen einfach sehr genau ist. 00:40:54.600 --> 00:40:58.360 line:93% Dass wir uns Dinge in der Tiefe anschauen. Dass wir auch dogmatisch sauber arbeiten. 00:40:58.360 --> 00:41:09.960 line:93% Und sind letztlich auch in den Stand der Anerkennung gelangt, weil wir uns auf die Regeln der Disziplin eingelassen haben. 00:41:09.960 --> 00:41:12.080 line:93% Der Disziplin Rechtswissenschaften. 00:41:12.080 --> 00:41:21.200 line:93% Das ist auch etwas, was ich schon auch jungen, also Studierenden, immer wieder sage. 00:41:21.200 --> 00:41:30.880 line:93% Ich halte es für ganz, ganz wichtig, wer Geschlechterforschung betreibt. Und das ist ja wunderbar und großartig, ... 00:41:30.880 --> 00:41:38.360 line:93% ... aber Methodensicherheit halte ich für ganz, ganz wesentlich und zentral. 00:41:38.360 --> 00:41:44.800 line:93% Also Geschlechterforschung heißt eben nicht bestimmte Ansichten artikulieren. 00:41:44.800 --> 00:41:51.120 line:93% Sondern das heißt: Bestimmte akademische Landschaften, oder auch überhaupt bestimmte Bereiche ... 00:41:51.120 --> 00:41:55.700 line:93% ... mit einem kritischen Auge aus Geschlechterperspektive durchschreiten. 00:41:55.700 --> 00:41:59.400 line:93% Aber das heißt auch, die Methoden der eigenen Disziplin ernst zu nehmen. 00:41:59.400 --> 00:42:08.520 line:93% Also das ist das Um und Auf. Und so - das ist so ein scheussliches Wort - aber so wird Frau dann auch anschlussfähig. 00:42:08.520 --> 00:42:17.000 line:93% Weil das kann man dann nicht einfach abtun. Wenn das etwas ist, wo jemand anständig sauber methodisch klar gearbeitet hat. 00:42:17.000 --> 00:42:21.840 line:93% Dann kann man das nicht einfach abtun. Sondern dann muss man anerkennen: Aha, hier wird Wissen geschaffen. 00:42:21.840 --> 00:42:25.100 line:93% Das es wert ist rezipiert und auch weitergetragen zu werden. 00:42:25.100 --> 00:42:29.320 line:93% Man muss ja unterscheiden zwischen zwei Dingen. Das einen ist die Anerkennungswürdigkeit. 00:42:29.320 --> 00:42:34.440 line:93% Und das andere ist die Frage, ob dann wirklich die Anerkennung erteilt wird. 00:42:34.440 --> 00:42:38.120 line:93% Mein Plädoyer ist für Anerkennungswürdigkeit. 00:42:38.120 --> 00:42:43.960 line:93% Im Sinne eines Einlassens auf die Methoden der Disziplin. 00:42:43.960 --> 00:42:48.700 line:93% Das heißt natürlich nicht, dass man andere dann unbedingt dafür gewinnt. Das kann immer noch sein, ... 00:42:48.700 --> 00:42:51.600 line:93% ... dass sie mit der Nase rümpfen und sich denken: Was soll das schon sein? 00:42:51.600 --> 00:42:56.880 line:93% Nur weil man mit einem bestimmten Thema daherkommt [...] dass sie sich von vornerein schon denken: Das ist für sie uninteressant. 00:42:56.880 --> 00:43:08.300 line:93% Also das meine ich damit nicht. Ich sage nicht, so quasi: Die Geschlechterforschung ist intitutionalisiert ... 00:43:08.300 --> 00:43:10.840 line:93% ... und jetzt haben wir die gleiche Macht wie ich weiß nicht was. 00:43:10.840 --> 00:43:14.880 line:93% Wie konventionelle Rechtswissenschaften. 00:43:14.880 --> 00:43:19.480 line:93% Konventionelle Politologie, oder auch konventionelle Soziologie. Klar nicht. 00:43:19.480 --> 00:43:26.840 line:93% Es ist auch ein ewiger Kampf darum, das Erreichte auch zu behalten. 00:43:26.840 --> 00:43:36.680 line:93% Also das hat man ja in den letzten Jahren gesehen, dass in diversen Studienplänen die Geschlechterforschung dann auch wieder zurückgefahren wurde. 00:43:36.680 --> 00:43:44.800 line:93% Im Zuge von irgendwelchen Anpassungsprozessen. Und da kann dann schnell mal was passieren. 00:43:44.800 --> 00:43:56.700 line:93% Aber was wieder einmal zeigt, also: Institutionalisierung ist wichtig. Institutionalisierung hilft auch ein stückweit. 00:43:56.700 --> 00:44:02.000 line:93% Aber ist überhaupt keine Garantie. Klar. 00:44:05.600 --> 00:44:11.960 line:93% Also ich finde, dass die Entwicklung von der Frauenforschung zur Geschlechterforschung, also auch die begriffliche Entwicklung, ... 00:44:11.960 --> 00:44:20.720 line:93% ... ganz, ganz wichtig war. Weil das einfach zeigt: Es geht darum, Geschlechterverhältnisse kritisch zu durchdringen. 00:44:20.720 --> 00:44:27.900 line:93% Und das beinhaltet eben auch Geschlechterverhältnisse nicht nur im Sinne von Mann und Frau, ... 00:44:27.900 --> 00:44:35.600 line:93% ... sondern Geschlechterverhältnisse as komplexe Verhältnisse auch mit sehr vielfältigen Geschlechtsidentifikationen. 00:44:35.600 --> 00:44:39.600 line:93% Also ich finde es ganz wichtig, dass das aufgemacht worden ist. 00:44:39.600 --> 00:44:45.360 line:93% Und ich würde jederzeit sagen, dass ich Geschlechterforschung aus einer queer-feministischen Perspektive betreibe. 00:44:45.360 --> 00:44:56.680 line:93% Das heißt also für mich, dass ich einen Impetus habe. Also einen kritischen politischen Impetus auch. 00:44:56.680 --> 00:45:03.680 line:93% Das heißt wenn ich sage queer-feministische Geschlechterforschung, dass ich nicht zufrieden bin mit den Geschlechterverhältnissen. 00:45:03.680 --> 00:45:10.900 line:93% Sondern dass ich der Meinung bin, dass die Geschlechterverhältnisse immer noch kräftig aufgewirbelt gehören. 00:45:10.900 --> 00:45:17.200 line:93% Dass der Pluralismus, der in den Geschlechtern liegt, entsprechend auch Anerkennung finden muss. 00:45:17.200 --> 00:45:23.650 line:93% So würde ich sagen, dass das meine Perspektive ist. 00:45:23.650 --> 00:45:28.760 line:93% Und ich hätte vielleicht vor 15 Jahren von mir gesagt: "Ich bin eine feministische Geschlechterforscherin". 00:45:28.760 --> 00:45:36.120 line:93% Aus strategischen Gründen war mir das Label Geschlechterforschung / Legal Gender Studies immer sehr wichtig. 00:45:36.120 --> 00:45:42.840 line:93% Ich glaube, meine Position hat sich vin den Grundzügen her nicht verändert. 00:45:42.840 --> 00:45:53.720 line:93% Aber ich habe sehr viel gelernt über Komplexität, wovon ich vor 10/15 Jahren noch nichts gewusst habe. 00:45:53.720 --> 00:45:58.160 line:93% Würde ich jetzt mal sagen. Also mein Ansatz hat sich vertieft. 00:45:58.160 --> 00:46:02.520 line:93% Und erweitert. Ja, ich glaube so kann ich das sagen. 00:46:06.900 --> 00:46:19.560 line:93% Naja, also eine kleine Schleife: Im Wahlkampf, im vergangen, hat jede Partei das Wort Gerechtigkeit verwendet. 00:46:19.560 --> 00:46:24.040 line:93% Auch die Freiheitliche Partei hat das Wort Gerechtigkeit verwendet. 00:46:24.040 --> 00:46:29.480 line:93% Deswegen habe ich jetzt fast Hemmungen zu sagen: Ich will gegen Ungerechtigkeiten vorgehen. 00:46:29.480 --> 00:46:38.920 line:93% Aber in der Tat ist das mein Impetus. Ich blicke auf eine Welt, die sehr viel zu wünschen übrig lässt. 00:46:38.920 --> 00:46:45.200 line:93% Und ich möchte gerne meinen Beitrag dazu leisten, dass diese Welt gerechter und adäquater wird, ... 00:46:45.200 --> 00:46:50.000 line:93% ... Menschen gegenüber, die marginalisiert sind, die benachteiligt sind. 00:46:50.000 --> 00:46:53.880 line:93% Und versuche halt irgendwie meinen Beitrag dazu zu leisten. 00:46:53.880 --> 00:46:59.800 line:93% Und zwar in einem Bereich, wo ich was kann. 00:46:59.800 --> 00:47:06.320 line:93% Und das ist eben die Rechtswissenschaft, das ist die Rechtsphilosophie. 00:47:06.320 --> 00:47:18.360 line:93% Und das Schöne an dem Bereich in dem ich tätig bin, ist, dass es auch wirklich immer wieder Synergien gibt auch mit der Praxis. 00:47:18.360 --> 00:47:24.930 line:93% Also das ist mehr sehr wichtig, eigentlich von Anfang an, auch mit meiner Tätigkeit im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen. 00:47:24.930 --> 00:47:29.160 line:93% Diese Anbindung an die Praxis immer wieder aufrecht zu erhalten. 00:47:29.160 --> 00:47:36.920 line:93% Und während ich früher eben selber Gleichbehandlerin war, mache ich in den letzten Jaren - und sehr viel auch gemeinsam mit Nikolaus Benke - ... 00:47:36.920 --> 00:47:42.400 line:93% ... Workshops und Trainings für Menschen, die in der Gleichstellung tätig sind. 00:47:42.400 --> 00:47:48.800 line:93% Einfach um weiterzugeben, was ich gelernt habe an Strategien, an Lösungsmöglichkeiten. 00:47:48.800 --> 00:47:55.000 line:93% An ganz konkreten möglichen Vorgangsweisen auch in kritischen und schwierigen Situationen. 00:47:55.000 --> 00:48:03.600 line:93% Und das heißt also: Wissenschaft, oder Rechtswissenschaft, ist für mich nicht Kunst um der Kunst Willen, ... 00:48:03.600 --> 00:48:05.480 line:93% ... sondern das ist wirklich sehr praktisch. 00:48:05.480 --> 00:48:19.080 line:93% Und es ist schon mein Wunsch, auch so als Professorin an dieser Fakultät, Studierende dafür zu begeistern, vielleicht auch so ein Haltung einzunehmen. 00:48:19.080 --> 00:48:25.520 line:93% Und sich zu engagieren. Also in den verschiedensten Bereichen. Also Juristinnen und Jursiten werden ja wirklich überall gebraucht. 00:48:25.520 --> 00:48:30.480 line:93% Sehr viele meiner Studierenden, z.B. im Bereich der Menschenrechte, engagieren sich in Asylfragen. 00:48:30.480 --> 00:48:34.680 line:93% Überhaupt sich in Menschenrechtsfragen zu engagieren. 00:48:34.680 --> 00:48:41.800 line:93% Also das möchte ich gerne weitertragen auch, dass sich das lohnt. 00:48:41.800 --> 00:48:45.880 line:93% Sowohl mit Blick darauf, was man schaffen kann. 00:48:45.880 --> 00:48:52.080 line:93% Das sind oft nur kleine Dinge, aber kleine Dinge bedeuten im Leben von Anderen oft sehr viel. 00:48:52.080 --> 00:48:58.560 line:93% Und natürlich auch, was das dann für einen selber heißt, was geschafft zu haben. 00:48:58.560 --> 00:49:01.160 line:93% Und eben irgendeinen Beitrag geleistet zu haben. 00:49:01.160 --> 00:49:10.080 line:93% Oder einfach nur zu sehen, wie sich auch eine Studentin/ ein Student dann blendend entwickelt. 00:49:10.080 --> 00:49:12.840 line:93% Das ist natürlich auch wahnsinnig schön. 00:49:18.500 --> 00:49:22.320 line:93% Ich kann das gar nicht sagen. Ich bin keine Utopistin. 00:49:22.320 --> 00:49:30.200 line:93% Utopien ängstigen mich. Weil jeder Versuch eine Utopie auf die Erde zu bringen, ... 00:49:30.200 --> 00:49:36.880 line:93% ... hat irgendwie immer nur zu ganz grauenvollen, terroristischen Regimen geführt. 00:49:36.880 --> 00:49:44.840 line:93% Ich wünsche mir eine Welt, wo Menschen achtsam miteinander umgehen. 00:49:44.840 --> 00:49:54.360 line:93% Und wo sie sich nicht in die Hängematten von irgendwelchen Privilegie legen und blind dafür durchs Leben stampfen. 00:49:54.360 --> 00:50:03.320 line:93% Und sozusagen keinen Blick dafür haben, was ihre eigenen Privilegien verursachen auch an Marginalisierungen für andere Menschen. 00:50:03.320 --> 00:50:09.280 line:93% Ich wüsche mir eine Welt, wo man sich nicht in die Hängematte des Geschlechts hineinlegt, wenn es um die Frage geht: 00:50:09.280 --> 00:50:15.920 line:93% Wer kümmert sich um Kinder, wer kümmert sich um Kranke, wer kümmert sich um betagte Eltern? 00:50:15.920 --> 00:50:24.920 line:93% Sonstige Menschen [...] Ich wünsche mir eine Welt, wo Menschen ein Commitment zueinander eingehen. 00:50:24.920 --> 00:50:28.520 line:93% Und darin auch unterstützt werden vom Recht. 00:50:28.520 --> 00:50:40.720 line:93% Vor allem weil man ja weiß, dass recht dann wichtig ist, wenn das was begonnen hat als irgendwie schöne Angelegenheit, ... 00:50:40.720 --> 00:50:50.640 line:93% ... dann vielleicht eher fatal endet. Und da können die Mechanismen des Rechts dann bisweilen begleitend sehr hilfreich sein. 00:50:50.640 --> 00:50:56.000 line:93% Also ich wünsche mir ein Recht, das sozusagen für die Menschen da ist. 00:50:56.000 --> 00:51:07.240 line:93% Und, ja, eine Welt, in der nicht so viele Ressentiments mit so viel Wut ausagitiert werden. 00:51:07.240 --> 00:51:17.040 line:93% Ja, also ich hätte noch vor ein paar Jahren vielleicht vorsichtige Hoffungen gehegt. 00:51:17.040 --> 00:51:23.200 line:93% Momentan sieht es ja eher düster aus, würde ich sagen. 00:51:23.200 --> 00:51:28.480 line:93% Also mit dem [...] die Entwicklungen gibt es ja eh schon länger, aber beonders halt [...] 00:51:28.480 --> 00:51:33.160 line:93% ... wirklich einen kollossalen Wendepunkt finde ich, ist die Wahl von Donald Trump. 00:51:33.160 --> 00:51:37.900 line:93% Und jetzt wie es in Österreich weitergeht, werden wir ja auch sehen. 00:51:37.900 --> 00:51:43.400 line:93% Ich glaube, wir werden keine sehr geschlechtergleichstellungsbewegten Jahre jetzt erleben. 00:51:43.400 --> 00:51:45.400 line:93% Ja